Gespräch des Tages

Privatbankiers - Substanzstärkung bei Hauck & Aufhäuser

Es ist wieder Ruhe eingekehrt in Frankfurt und München. Zumindest nach außen zeigten sich die persönlich haftenden Gesellschafter von Hauck & Aufhäuser, einer der letzten großen unabhängigen Privatbanken Deutschlands, äußerst einig. Das war dringend nötig nach einem so turbulenten Jahr wie 2006 mit zahlreichen Scharmützeln und Grabenkämpfen, das in dem Rückzug von persönlich haftenden Gesellschaftern gipfelte. Denn wenn eine auf sensible Geschäfte mit dem Geld ihrer Kunden spezialisierte Bank eines nicht gebrauchen kann, sind dies negative Schlagzeilen. Im Gegenteil, das Kundenvertrauen ist vor der Performance immer noch das wichtigste Gut. Dies zu stabilisieren, scheint Hauck gut gelungen zu sein. Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnten 200 neue Vermögensverwaltungsmandate gewonnen werden, das verwaltete Depotvolumen stieg insgesamt um 44 Prozent auf 18,3 Milliarden Euro. Von diesem Zuwachs entfielen rund 2,5 Milliarden Euro auf das Geschäftsfeld Vermögensverwaltung, 1,5 Milliarden Euro auf neue Fonds für institutionelle Kunden und 1,5 Milliarden Euro auf das Segment Private Banking und Unternehmerkunden. Maßgeblich zu diesen Erfolgen hat die Neueröffnung der Niederlassung in Hamburg beigetragen. Trotz des bereits ordentlich besetzten Private-Banking-Marktes in der Hansestadt konnte Hauck & Aufhäuser auf Anhieb zahlreiche neue Kunden gewinnen, hieß es. Deswegen wird bereits konkret über die Eröffnung weiterer Niederlassungen nachgedacht. Während laut Plan zwar zunächst Stuttgart an der Reihe wäre, denken die Persönlich Haftenden derzeit sehr viel pragmatischer. Durch die allgemeine Finanzierungskrise und die stringenten Vertriebsvorgaben seien im Moment viele Berater aus großen Häusern ausgesprochen abwanderungswillig. Diese Chancen nutzt Hauck & Aufhäuser. Und wenn nun ein Beraterteam aus Nürnberg, einem gerade aus Unternehmerkundensicht interessanten und reizvollen Standort, angeworben werden kann, wird eben hier eine Niederlassung eröffnet. So einfach.

Für die Zukunft stärkt das Privatbankhaus seine Substanz. Zum einen wird in den kommenden Monaten eine Kapitalerhöhung um bis zu 30 Millionen Euro durchgeführt. Dafür werden 57 000 neue Stammaktien im Nennwert von drei Millionen Euro emittiert. Dadurch erhöhen sich die Zahl der Aktien auf 307 000, der Nennwert auf 16 Millionen Euro. Die Kapitalerhöhung soll vor allem von neuen Aktionären gezeichnet werden, darunter auch durch den Gesellschafter der Renolit-Gruppe, Hansjakob Müller. Überhaupt baut Hauck den Aktionärskreis weiter um, die institutionellen Investoren werden von privaten Gesellschaftern abgelöst. Bereits 2007 übernahm die Familie Heraeus zehn Prozent der Stammaktien aus dem Besitz der Bayern-LB, in Kürze wird darüber hinaus der Anwalt Dietrich von Boetticher die bislang von der Münchener Verein Versicherungsgruppe gehaltenen zehn Prozent vereinnahmen. Rechnet man die Investoren-Gruppe Englewood, hinter der die kuwaitische Königsfamilie steckt, ebenfalls den privaten Investoren zu, verbleibt einzig die WWK als institutioneller Aktionär. Doch auch das soll sich noch ändern, war zu hören. Die Geschäftsführung von Hauck verspricht sich von der Neugestaltung des Aktionärskreises vor allem bessere Vertriebschancen durch neue Kundenpotenziale. So ist von Boetticher beispiels weise Gründungsmitglied der Fondsgesellschaft KanAM, die jedoch vor gar nicht allzu langer Zeit durch die Schließung ihrer Offenen Immobilienfonds Schlagzeilen machte und die gesamte Fondsbranche unter Druck setzte. Allerdings wird auch künftig keiner der "Fremdaktionäre" mehr als zehn Prozent halten dürfen. Eine Dividende von stabilen 30 Prozent versüßt das Engagement. Zur weiteren Substanzstärkung wurde in den Tochtergesellschaften gebundenes Kapital durch Sonderausschüttungen im Volumen von 18 Millionen Euro in die KGaA transferiert.

Diese Sonderfaktoren prägen auch das Jahresergebnis: Während der Jahresüberschuss von 21,2 auf 10,1 Millionen Euro zurückging, erhöhte sich der Bilanzgewinn durch die Sonderausschüttungen von 30,2 auf 32,7 Millionen Euro. Im Vorjahr waren allerdings positive Effekte aus dem Verkauf von der Beteiligung an der deutschen Börse in Höhe von rund zehn Millionen Euro angefallen, sodass das Privatbankhaus nun wieder in der "Normalität" angekommen ist. Der Provisionsüberschuss legte um 18 Prozent auf 74,1 Millionen Euro zu und wird mehr und mehr zum dominierenden Ertragsfaktor, denn im Gegenzug ging der Zinsüberschuss von 21,2 auf 17 Millionen Euro deutlich zurück. Der Verwaltungsaufwand lag mit 88,9 Millionen Euro deutlich über dem Vorjahr mit 81,6 Millionen Euro. Hier machten sich vor allem die Neueröffnung der Niederlassung Hamburg sowie Anforderungen für MiFID bemerkbar. Die anhaltende Finanzierungskrise ging aber auch an Hauck & Aufhäuser nicht spurlos vorüber. Zwar ist das Institut nicht im Subprime-Markt engagiert, allerdings hat vor allem der Anleihebestand in Höhe von rund 800 Millionen Euro gelitten. Für die 270 Millionen Euro, die im Anlagevermögen gehalten wurden, ergaben sich Belastungen in Höhe von 6,4 Milliarden Euro, die Abschreibungen und Wertkorrekturen für die restlichen festverzinslichen Anlagen konnten voll in der GuV verkraftet werden - unsichtbar für Außenstehende. Wie schön ist doch das gute, alte HGB!

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