Gespräch des Tages

Privatbankiers - Parallelen zum Deutschen Meister

Was haben die gerade zu Ende gegangene 46. Bundesliga-Saison und die noch laufende Berichtszeit der deutschen Kreditwirtschaft gemeinsam? Es gibt Tops und Flops natürlich. Es gibt Auf- und Absteiger. Es gibt bei den Banken wie den Fußballern einen Deutschen Meister, nur dass er bei den Kreditinstituten allein nach Größe bemessen und keinesfalls so gekürt und gefeiert wird. Aber sind nicht eigentlich andere Häuser die wahren Champions, zwischen denen und dem aktuellen Fußball-Meister Wolfsburg es deutlich mehr Parallelen gibt? Das Bankhaus Metzler beispielsweise. Hier wird keineswegs das bedingungslose Hurra-Offensiv-Spiel gepflegt, das manch anderen um Kopf und Kragen gebracht hat. Vielmehr wird mit Bedacht auf den eigenen Stärken aufgebaut und diese langfristig entwickelt. Die vor vielen Jahren ausgedachte Grundstrategie wird nicht immer wieder umgestellt, sondern behutsam überprüft und nachgeschärft. Es wird nicht durch hektische Zukäufe Unruhe verbreitet, die genau jener Nachhaltigkeit der Entwicklung keineswegs zuträglich ist. Es wird sehr viel Wert auf defensive Absicherung gelegt. Die Null, Verzeihung, die 2,31 Millionen Euro Jahresüberschuss müssen stehen. Hier wie in Wolfsburg zählt bei aller Qualität herausragender Einzelspieler vor allem das Kollektiv. Jeder ist ersetzbar, heißt die Devise, und es wird darauf geachtet, dass die Bank auch dann noch funktioniert, wenn einer ausfallen sollte. Auch das Bankhaus Metzler kann, von der Bilanzpressekonferenz einmal abgesehen, eher von der Öffentlichkeit unbehelligt arbeiten, während bei der Deutschen Bank beziehungsweise Bayern München kaum etwas im Verborgenen bleibt.

Von daher ist auch das Frankfurter Bankhaus bislang gut durch die Krise gekommen. Die fünf Geschäftsbereiche haben allesamt schwarze Zahlen geschrieben, auch wenn die Entwicklung natürlich in unterschiedlicher Weise von den Auswirkungen der Turbulenzen an den Kapitalmärkten geprägt war. Während sich die Segmente Financial Markets, Equities und Private Banking im Jahr 2008 durchaus erfreulich entwickelt haben, ist die Situation im Asset Management durchwachsen und im Bereich Corporate Finance, der vor allem von M&A-Beratung lebt, zurzeit recht schwierig. Das gibt aber keinen Grund zur Besorgnis, denn man weiß im Hause, dass sich solche Dinge über die Jahre hinweg ausgleichen. Der Zinsüberschuss liegt mit 18 Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahres, das Provisionsergebnis legte leicht auf 148 nach 142 Millionen Euro zu, das Nettofinanzergebnis hat sich auf drei Millionen Euro mehr als halbiert und die Kosten gingen von 135 auf 131 Millionen Euro zurück. Und das, obwohl die Zahl der Beschäftigten sich im Jahresverlauf von 732 auf 770 erhöht hat. Allerdings wurden in geringerem Umfang leistungsabhängige Boni bezahlt als im Vorjahr.

Für die Reservenbildung wurden wieder einmal alle Möglichkeiten des HGB voll ausgenutzt. Beispielsweise wurden einige in Zukunft fällig werdende Aufwendungen schon heute berücksichtigt, was zu einem drastischen Anstieg der sonstigen betrieblichen Aufwendungen von 1,9 auf 7,7 Millionen Euro führte. Da man auch unter künftig vielleicht veränderten Vorschriften die stillen Reserven keinesfalls offenlegen möchte, praktiziert das Bankhaus Metzler bereits seit geraumer Zeit den vollen Spielraum der §-340-Rücklagen, die keinen Teil des haftenden Eigenkapitals darstellen. Von daher wird es auch in Zukunft ausreichend Möglichkeiten geben, den wahren Erfolg zu verstecken. Und welche Bank kann schon guten Gewissens von sich behaupten, dass die "Risikodeckungsmasse, also das Kapital zur Unterlegung von Markt-, Kontrahenten- und operationellen Risiken, ausschließlich aus stillen Reserven gebildet wird"?

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