Gespräch des Tages

Privatbanken - The same procedure ...

Es kommt dieser betriebsamen Tage nicht oft vor, dass ein Kreditinstitut seine Jahres-Pressekonferenz völlig entspannt und ohne nennenswerte Aufregung über die Bühne bringen darf. Zu häufig werden die durchaus vorhandenen operativen Erfolge von den Stürmen in Folge der Subprime-Krise einfach hinweggeweht. Nicht so beim Frankfurter Bankhaus Metzler, das auch das 333. Geschäftsjahr mit Anstand über die Bühne brachte. Mehr noch: Es ist von einem äußerst erfolgreichen Jahr die Rede, auf die man sich bekanntermaßen verlassen muss, da die Gewinn- und Verlustrechnung traditionell kaum eigene Interpretationsspielräume lässt.

Warum kann Metzler aber so gut gelaunt auftreten? Zum einen sicherlich, weil es keinen Zweifel am Erreichen des Ergebnisziels gibt. Unter dem Strich stehen wie immer 2,31 Millionen Euro. Und das könnte selbst bei miserabelsten Geschäftsentwicklungen stets aus den glücklicherweise (oder klugerweise) vorhandenen üppigen stillen Reserven dargestellt werden.

Zum anderen gilt das sicherlich, weil das Haus nach eigenen Angaben von Subprime-Abschreibungen verschont blieb. Das nachzuprüfen ist wiederum unmöglich, da unter der Position "Risikovorsorge im Kreditgeschäft und Bewertungsergebnis aus bestimmte Wertpapieren" auch die Rücklagenbildung nach § 340 f Handelsgesetzbuch (HGB) sowie die Liquiditätsreserve enthalten ist. Der Anstieg um satte 5,5 Millionen Euro auf 9,3 Millionen Euro ist also keineswegs schlecht für die Bank, sondern im Gegenteil eine Demonstration des guten Geschäfts. Überhaupt betont Friedrich von Metzler einmal mehr die Bedeutung der Reservenbildung bei Banken, gerade in Krisenzeiten: "Es wäre für das System sehr gut, wenn Banken mehr stille Reserven hätten, denn dann könnte man mit Krisen wie dieser sehr viel entspannter umgehen." Und der kluge Bankier weiß auch, dass stille Reserven, die nicht mehr still sind, vor allem eines tun - nämlich Begehrlichkeiten wecken.

Insgesamt sehen sich die Metzlers dann auch eher als Gewinner der Krise, wobei dies in vornehmer Zurückhaltung natürlich niemals so formuliert würde. Aber man kann es raushören: Die Bank agiere dank ihrer komfortablen Liquiditätssituation auf dem Geldmarkt gegenwärtig als Liquiditätsgeber. Im Private Banking erfreut sich das Traditionshaus angesichts der Unruhen beim ein oder anderen großen Wettbewerber sowohl eines deutlich gestiegenen Kundeninteresses als auch einer noch größer gewordenen Attraktivität als Arbeitgeber. Im Beratungsgeschäft für Firmenkunden profitiert Metzler davon, dass das präferierte Segment der mittelständischen Familienunternehmen keineswegs so stark von der internationalen Finanzierungskrise betroffen ist wie das Large-Cap-Segment. Im Anlagebereich war lediglich das Geschäft mit Renten im vergangenen Jahr ein wenig schwierig. Und im Asset Management stiegen die verwalteten Volumina um nochmals zehn Prozent auf nunmehr 33 Milliarden Euro. Was davon unter dem Strich als Profit hängen bleibt, ist natürlich Bankgeheimnis. Metzler ist eben eine schöne Konstante - so oder so. The same procedure as every year.

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