Gespräch des Tages

Privatbankiers - Sorge um die Freiheit

336 Jahre Erfahrung im Bankgeschäft sind eine ganze Menge - in dieser langen Zeitspanne ist viel passiert: Kriege, Rezessionen, Weltwirtschaftskrisen, Wiederaufbau. Und wenn dann als größte Sorge geäußert wird, dass die Freiheit der Marktwirtschaft bitte schön nicht angetastet werden soll, wiegt das sicherlich schwer. Friedrich von Metzler, Chef des gleichnamigen Bankhauses, hat angesichts der drohenden Regulierungsfülle eben genau davor Angst - mehr noch als vor der steigenden Staatsverschuldung oder gar des Euro- Verfalls.

Ohne die geplanten Maßnahmen von Bankenabgabe über Finanztransaktionssteuer bis hin zu höheren Eigenkapitalanforderungen im Einzelnen zu kommentieren, gehen dem Privatbankier alter Schule die geplanten staatlichen Eingriffe zu weit. Mehr Markt bitte, lautet sein Credo. Dann aber auch bitte mit dem Rückgrat, die Folgen - sprich die ein oder andere Bankpleite - aushalten zu können.

All das sagt von Metzler ohne spürbare Eigeninteressen. Zwar konzentriert sich das Frankfurter Bankhaus auf die Vermögensberatung und das Kapitalmarktgeschäft und lässt die Kreditvergabe sowohl an private wie gewerbliche Kunden außen vor, doch ist die Abhängigkeit von immer innovativeren Produkten und Modellen bei dem traditionsreichen Institut wesentlich geringer als bei so manchem Wettbewerber. Subprime hatte Metzler nie, aus Griechenland hat man sich lange vor dem Ausbruch der Krise schon verabschiedet und wird auch so bald nicht wieder einsteigen. Die Eigenanlagen der Bank bestehen vor allem aus Gold und stabilen festverzinslichen Werten, zu kleinen Teilen auch aus Aktienportfolios. Gleiches empfiehlt man übrigens auch den Kunden.

Und diese Sorge resultiert auch nicht aus Problemen im Geschäft. Im Gegenteil: Auch wenn die Erfolgsrechnung des Bankhauses stets schwer zu lesen ist - als Gewinn werden seit Jahren 2,31 Millionen Euro ausgewiesen, gerechnet wird daher von unten nach oben, sodass auch Zins- oder Provisionsüberschuss nur bedingt verlässliche Einschätzungen zulassen - so zeigt doch die neuerliche üppige Stärkung der Reserven, dass 2009 ein gutes Jahr war.

"Wir konnten den Reserven mehr zuführen als noch 2008", gibt Emmerich Müller eine kleine Interpretationshilfe. Dass davon erstmals zehn Millionen Euro offen im Fonds für allgemeine Bankrisiken ausgewiesen wurden, mag man ein kleines bisschen als Vorgriff auf die kommenden höheren und schärferen Eigenmittelanforderungen verstehen. Denn wie hoch die - zweifelsfrei ganz üppigen Reserven - wirklich sind, möchte Metzler nicht allgemein bekannt wissen. Nur so viel: "Unsere ausgesprochen gute Eigenkapitalausstattung, zusätzliche offene und stille Reserven in erheblichem Umfang sowie eine im Geschäftsmodell begründete komfortable Liquiditätssituation versetzen uns in die Lage, auch in Krisenzeiten unsere langfristig ausgerichtete Geschäftspolitik mit ruhiger Hand fortzusetzen, so von Metzler.

Die im Zahlenwerk offiziell genannte Kernkapitalquote beläuft sich mit 14,9 Prozent zwar leicht unter dem Vorjahresniveau von 15,1 Prozent, aber noch immer weit über den gesetzlichen Anforderungen. Und auch anhand der Bilanzstruktur kann man ein klein wenig mehr Vorsicht ablesen. Die Forderungen an andere Kreditinstitute haben sich im Betrachtungszeitraum von drei Jahren fast geviertelt, im Gegenzug verdoppelte sich die Position "Wertpapiere".

Mit Blick auf die einzelnen Geschäftsfelder entwickelte sich im vergangenen Jahr zum einen das Asset Management erfreulich. Das verwaltete Vermögen stieg von 30 auf 37 Milliarden Euro, wovon rund drei Milliarden auf echte Mittelzuflüsse zurückzuführen waren. Auch das Segment Financial Markets, also die Betreuung der Kunden bei Devisen- und Rentenmarkttransaktionen, profitierte vom volatilen Zinsumfeld und blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück.

Im Private Banking fällt auf und macht sich ganz offensichtlich auch bezahlt, dass Metzler entgegen dem Branchentrend nur noch Vermögensverwaltungsmandate betreut, bei denen die Portfolios eigenständig gemanagt werden. Corporate Finance und Equities konnten sich dagegen von der allgemeinen Marktentwicklung nicht abkoppeln. Doch solange eine solche "Vielfalt" möglich ist, muss man sich nicht wirklich sorgen.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X