Gespräch des Tages

Ertragslage - Stabile Primärbanken

Im Berichtsjahr 2009 wurden von 3,5 Prozent der deutschen Banken Verluste generiert. Diese Botschaft aus dem traditionellen Bericht der Bundesbank zur Ertragslage der deutschen Kreditinstitute klingt weit weniger dramatisch als es angesichts der umfangreichen Hilfs- und Unterstützungsaktionen vom Herbst 2008 bis weit in das Berichtsjahr hinein zu erwarten war. Aber sie ist auch nur ein Teil der Notenbankanalyse. Denn die Gewinne des großen Rests der Branche - also satten 96,5 Prozent der Institute - konnten diese Verluste nicht ausgleichen. Insgesamt musste das deutsche Kreditgewerbe damit nach 2008 zum zweiten Mal in Folge einen Jahresfehlbetrag vor Steuern verbuchen. Mit 2,9 Milliarden Euro ist dieser zwar längst nicht mehr so dramatisch hoch wie die minus 22,1 Milliarden Euro im Jahre 2008, aber in einem Jahr der starken (geld-)politischen Fürsorge bleibt er dennoch ein ernst zu nehmendes Warnsignal.

Dass die kleine Minderheit der Verlustbringer insgesamt knapp ein Drittel der Bilanzsumme aller deutschen Kreditinstitute abdeckt, weist zudem auf die Struktur der Problemzone hin. Es sind demnach tendenziell die größeren Institute, die von Ertragssorgen geplagt werden. Speziell einzelne Institute aus der Gruppe der Großbanken, der Landesbanken und der Realkreditinstitute führen im Ergebnis in ihrer jeweiligen Gruppe und der deutschen Kreditwirtschaft insgesamt zu dem erneuten Jahresfehlbetrag vor Steuern wie der Bundesbankbericht festhält. Ein Abrutschen in die Verlustzone vermeiden konnte übrigens soeben noch die Gruppe der Regionalbanken. Weitgehend unbeachtet von der öffentlichen Wahrnehmung stehen hier nach einem dramatischen Rückgang noch überschaubare zwei Millionen Euro als Jahresüberschuss vor Steuern zu Buche (nach 1,301 Milliarden Euro im Vorjahr).

Deutliche Ertragssprünge zeichneten im Berichtsjahr allein die Primärinstitute der beiden Verbundgruppen aus. So legten die Sparkassen von 2,161 auf 4,713 Milliarden Euro gleich um 118 Prozent zu. Und die Kreditgenossenschaften brachten es mit 3,41 (2,039) Milliarden Euro auf ein Plus von gut 67 Prozent. Auch wenn die Bundesbank bei den Primärbanken der Verbünde ausdrücklich auf die günstige Konstellation für die Fristentransformation hinweist, zeigen beide Bankengruppen im Vergleich der Ertragszahlen über die vergangenen zehn Jahre eine erstaunliche Stabilität. Gewiss neigen dabei sowohl die Sparkassen als auch die Kreditgenossenschaften selbst in guten Kapitalmarktjahren zu vergleichsweise bescheidenen Renditekennziffern, und spürbare Sprünge bei der Entwicklung der Renditen sind ebenfalls nicht zu registrieren. Aber dafür hat ihre vergleichsweise Konstanz eindeutig eine stabilisierende Wirkung auf das gesamte deutsche Bankensystem.

Ein wenig getrübt wird diese Erkenntnis freilich durch die Verbindung mit den gruppeneigenen Zentralinstituten, also den genossenschaftlichen Zentralbanken und insbesondere den Landesbanken im Sparkassenlager. Während Letztere im Berichtsjahr erneut einen kräftigen Jahresfehlbetrag vor Steuern verkraften mussten (minus 5,229 nach minus 6,051 Milliarden Euro), haben die genossenschaftlichen Zentralbanken mit plus 696 Millionen Euro (nach minus 416 Millionen Euro im Vorjahr) immerhin den Swing geschafft. Ganz als ungefährdete Insel der Stabilität sollten sich die Primärbanken des Genossenschafts- wie des Sparkassensektors deshalb doch nicht fühlen. Denn irgendwie gehören doch auch die Zentralinstitute als elementare Teile zu ihren jeweiligen Finanzverbünden.

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