Gespräch des Tages

Landesbanken II - Kein Gejammer über die Schiffskrise

Dass die Schiffskrise für eine Bank mit dem Geschäftsfeld Schiffs- und Flugzeugkunden, einem Portfolio von 1 768 Schiffen und einem Exposure in der Schiffsfinanzierung von 18,0 Milliarden Euro im Berichtsjahr 2012 einiges an Regelungsbedarf mit sich brachte, muss man im Detail nicht erklären. Dafür ist das Thema Schiffsfinanzierung zu oft auf die einschlägigen Seiten der Finanzpresse gerückt, sei es mit der Einstellung dieser Aktivitäten bei der Commerzbank, mit den Hinweisen zu einem gestiegenen Wertberichtigungsbedarf bei der KfW oder der allgemeinen Adressierung einer beobachtungswerten Risikolage aus der Schiffsfinanzierung durch Bundesbank und BaFin. Und auch die Nord-LB hat schon bei der Vorstellung des im Landesbankenvergleich sehr komfortablen Konzernergebnisses 2011 von seinerzeit 536 Millionen Euro nach Steuern deutlich zu erkennen gegeben, dass sich dieses Niveau nicht zuletzt der Marktbedingungen im Schiffsgeschäft wegen im Berichtsjahr nicht würde wiederholen lassen. Mit den Zwischenergebnissen im weiteren Jahresverlauf 2012 hat die Bank immer wieder auf die gestiegene Risikovorsorge in diesem Segment hingewiesen. Mit 500 (173) Millionen Euro ist diese im Vorjahresvergleich nun in der Tat deutlich gestiegen. Und anders als im Vorjahr ist auch das Segmentergebnis mit minus 46 (nach plus 243) Millionen Euro für das Berichtsjahr negativ ausgefallen. Doch das Konzernergebnis nach Steuern schaffte es "trotz Schiffskrise" immerhin noch auf 80 Millionen Euro.

Gewertet wird dieses Ergebnis von der Nord-LB mit einer Mischung aus Zurückhaltung und Zuversicht. Der Ausblick blendet jedenfalls die anhaltende Krise in der Schiffsfinanzierung nicht aus. Sondern für 2013 wird mit einer überdurchschnittlichen Risikovorsorge in diesem Segment gerechnet, wenngleich erste Anzeichen dafür registriert werden, dass der zyklische Tiefpunkt an den Schifffahrtsmärkten überwunden sein könnte. Selbst für 2014 erwartet die Nord-LB allenfalls eine Stabilisierung und keineswegs eine markante Trend wende zum Positiven. Gleichwohl bekennt sie sich einmal mehr zur Ausgewogenheit ihrer Geschäftsfelder insgesamt und zur Schiffsfinanzierung als Kerngeschäft. Schon innerhalb des Segmentes, so wird betont, gibt es derzeit einen Risikoausgleich zwischen dem Schiffs- und Flugzeugportfolio. Denn in Letzterem sind nahezu keine Ausfälle zu verzeichnen.

Hinzu kommt noch das demonstrative Vertrauen der Landesbank in die Qualität ihres Schiffsportfolios. Trotz Einzelwertberichtigungen von 821 Millionen Euro im Berichtsjahr, so die Argumentationslinie, machen diese auf das Exposure gerechnet nicht mehr als 4,6 Prozent aus. Mit Einzelwertberichtigungen belegt sind derzeit 278 der 1768 Schiffe. Durch die Zusammensetzung des Schiffsportfolios aus zehn Typen sieht die Bank eine weitere Differenzierung gewährleistet. Auf das Exposure bezogen erreichen die Feeder bis Sub-Panamax mit 20 Prozent den größten Anteil, bei Bulkern beträgt das Konzentrationsrisiko 14 Prozent, bei den schon wieder leicht besser laufenden größeren Containerschiffen neun Prozent und bei Rohöltankern drei Prozent. Angesichts einer regulär kalkulierten Finanzierungsdauer von 15 Jahren und einer je nach Schiffstyp weiteren Nutzungsdauer von über 20 Jahren werden zudem noch erhebliche Finanzierungspuffer gesehen.

Bevor sich klarer bewerten lässt, ob die vergleichsweise junge Altersstruktur der Flotte, die Diversifizierung des Schiffsportfolios und das langjährige Relationship mit den Schiffseignern der Nord-LB über die schwierige Marktphase helfen, wird man folglich noch so manchen Quartalsabschluss genau beobachten müssen. Was passiert bei einer weiter anhaltenden Schiffskrise? Wird sich die vergleichsweise niedrige Quote an Einzelwertberichtigungen dann noch halten lassen? Die weltweit immer noch recht hohe Zahl an neuen Schiffen, die noch vor der Finanzkrise in Auftrag gegeben wurden, lässt am Weltmarkt jedenfall noch für geraume Zeit weitere (Transport-)Kapazitäten erwarten. Dass sich die Nord-LB selbst seit 2007 mit Neugeschäften im maritimen Bereich eher zurückgehalten hat, nutzt ihr an dieser Stelle zunächst einmal wenig.

Übrigens: Es gab es bei der Nord-LB kein Gejammer über die Schiffskrise, von einem Ranking der Landesbanken nach den Geschäftsergebnissen war diesmal allerdings auch nicht die Rede. In diesem Vergleich hat die Landesbank im Berichtsjahr schlechter abgeschnitten als die Bayern-LB (762 Millionen Euro), die Helaba (512 Millionen Euro) und die LBBW (398 Millionen Euro).

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