Gespräch des Tages

Landesbanken III - Das Machbare im Blick

Wer die Bilanzberichterstattung der deutschen Landesbanken betrachtet, muss mit Blick auf das Ergebnis der WestLB stets im Auge behalten, dass das sogenannte Projekt Phoenix schon 2007 verarbeitet wurde. Sprich, die Landesbank selbst wie auch viele ihrer Anteilseigner haben die Belastungen aus der Auslagerung von belasteten Wertpapieren im Volumen von rund 23 Milliarden Euro beziehungsweise den fünf Milliarden Euro an notwendiger Abschirmung schon in der Ertragsrechnung des Vorjahres zu spüren bekommen. Insofern ist das Ergebnis vor Steuern der Düsseldorfer in Höhe von 26 Millionen Euro (nach Minus 1,498 Milliarden Euro im Vorjahr) im Vergleich mit anderen zu relativieren. Die LBBW zum Beispiel konnte 2007 noch 335 Millionen Euro als Konzernergebnis vor Steuern ausweisen (nach Berücksichtigung von Anpassungen gemäß IAS 8) und ist erst im Berichtsjahr mit minus 2,569 Milliarden Euro tief in die Verlustzone gerutscht. In der LBBW ist demzufolge von einem Kreditersatzgeschäft-Portfolio in Höhe von 93 Milliarden Euro die Rede, das binnen dreier Jahre abgebaut und erst einmal abgeschirmt werden soll (Seite 354). Und in Düsseldorf hat die WestLB unter dem strengen Blick aus Brüssel im Zuge ihres selbst verordneten Schrumpfungsprozesses auf die Kerngeschäfte weitere 73 Milliarden Euro an "nicht strategischen Aktiva mit Wertaufholungspotenzial" ausgemacht, die für die künftige strategische Ausrichtung überflüssig sind und unter dem Projektnamen Omega ausgelagert werden könnten.

Dass die WestLB in dem Bemühen um Umsetzung der nach Brüssel gemeldeten Neustrukturierungspläne innerhalb der S-Gruppe keinen Partner gefunden hat, hat bei allen Trägern wie auch in der Bank selbst den Blick für das Machbare geschärft. Zwar gibt es zwischen Land, Landschaftsverbänden und Sparkassen noch so manche Unsicherheit, ob die Lasten unter den getroffenen WestLB-Vereinbarungen der letzten Jahre auch vernünftig geschultert werden können. Aber in der Gesamtsicht auf die Zukunft des deutschen Landesbankensektors haben die Erfahrungen an Rhein und Ruhr auf Sparkassenseite wie auch bei Kommunal- und Landespolitik eine Ernüchterung einkehren lassen. Der notwendige Schrumpfungsprozess im Landesbankensektor wird dort so drastisch eingeschätzt wie sonst nirgendwo in der Republik. In NRW selbst ist seit einigen Wochen der diskriminierungsfreie Verkauf der WestLB - sei es mit oder ohne Omega - allem Eindruck nach für alle Träger zum günstigsten Szenario geworden, das es nunmehr Interesse wahrend zu verfolgen und möglichst zu optimieren gilt. Angesichts der für Bayern, Baden-Württemberg und Ham-burg/Schleswig-Holstein noch anstehenden Prüfungen in Brüssel erhofft man sich in Düsseldorf von der SoFFin allenfalls noch Nachbesserungen der Rahmenbedingungen und damit möglicherweise eine Teillösung für das Omega-Problem.

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