Gespräch des Tages

Sparkassenorganisation II - NRW: Schlechte Aussichten für bekannte Vorlieben?

Wie schnell eine vorläufige Bilanzberichterstattung bei börsennotierten Global Playern der Finanzwirtschaft überholt sein kann, hat gerade eindrucksvoll die Schweizer Credit Suisse demonstriert. Mit der Neubewertung "von gewissen Positionen in ihrem Handelsgeschäft mit strukturierten Krediten" hat die Bank binnen einer Woche nach der Erläuterung ihrer Zahlen für das Jahr 2007 eben mal Wertkorrekturen von insgesamt 2,85 Milliarden US-Dollar vornehmen müssen. Diese werden sich mit zirka einer Milliarde US-Dollar auf den "Reingewinn" für das erste Quartal 2008 und möglicherweise noch auf das Ergebnis 2007 auswirken. Solche Bekenntnisse lassen zwar die höchst berechtigte Frage aufkommen, ob diese Einschätzung nicht auch schon eine Woche früher absehbar war, für Schadenfreude im deutschen Sparkassenlager eignen sie sich aber sicher nicht.

Mit Blick auf die hiesige Kreditwirtschaft allgemein werfen sie vielmehr die bange Frage auf, wie viele strukturierte Produkte hierzulande noch im Feuer der aktuellen Marktpreisentwicklung stehen und welche Neubewertungsschleifen noch anstehen. Speziell im Landesbankenbereich ist dieser Bewertungsdruck erst mit Verzögerung angekommen und fällt unglücklicherweise gerade mit der Umstellung auf die Rechnungslegung nach IFRS zusammen. Während die Credit Suisse per Mitte Februar schon den Blick auf die aktuelle Bewertung wirft, ist man bei den hiesigen Landesbanken erst bei den Bewertungsabschlägen per Jahresende 2007 angekommen. Die Bayern-LB spricht per Stichtag bekanntlich von 32 Milliarden Euro an strukturierten Wertpapieren, für die LBBW hat der Verwaltungsratsvorsitzende in einer weiter gefassten Abgrenzung den Umfang der zugrunde liegenden Papiere für die per Mitte Januar mit 700 Millionen Euro bekannt gegebene Neubewertungsrücklage auf 90 Milliarden Euro taxiert. Die Aktualisierung der jeweiligen Wertentwicklungen treibt dieser Tage nicht nur die Bilanzabteilungen der verschiedenen Banken, deren Wirtschaftsprüfer und auch die Aufsicht um, sondern auch von den Medien wird so hartnäckig an der Veröffentlichung immer neuer Zwischenbescheide weitergearbeitet, dass kaum kalkulierbar ist, wie viele Neubewertungsrunden vor der endgültigen Feststellung der Jahresabschlüsse im Landesbankensektor wohl noch folgen werden.

Das weit verbreitete Misstrauen am Markt macht auch vor den strukturierten Portfolios der WestLB nicht halt, die in der zweiten Februarwoche in eine Zweckgesellschaft ausgelagert worden sind. Auch wenn die Beschlussgremien der beiden NRW-Sparkassenverbände das einschlägige Eckpunktepapier inzwischen abgesegnet haben und Zuversicht verbreiten, mit der vereinbarten Risikoabschirmung von fünf Milliarden Euro alle erkennbaren Unwägbarkeiten erfasst und gleich mehrfach mit externem Sachverstand überprüft und beziffert zu haben, bleibt angesichts der fast täglichen Meldungen um Neubewertungen (siehe zuletzt Credit Suisse und DZ Bank) ein hohes Maß an Unsicherheit über die Zukunft der WestLB. Zwar darf sich der verhandlungserprobte Präsident des westfälisch-lippischen Sparkassenverbandes mit seinem Kollegen aus dem Rheinland erst einmal freuen, mit der Notfallklausel mit Kaskadenprinzip das Gespenst der vertikalen Integration aus den offiziellen Vereinbarungen herausgehalten zu haben. Doch der Triumph über dieses "totale Gegenteil einer vertikalen Integration" in Anlehnung an die Auffanglösungen für (angeschlagene) Sparkassen in anderen Bundesländern hat die Optionen für die Sparkassen im Rheinland und in Westfalen-Lippe keinesfalls gravierend verbessert.

Anders als nach den letztjährigen Irrungen und Wirrungen in NRW nach den Verlusten im Eigenhandel ist die Position der WestLB nach der zugespitzten Notlage der Sachsen-LB und deren Übernahme durch die LBBW im August 2007 sowie den Entwicklungen seit Beginn dieses Jahres im eigenen Haus nun eindeutig geschwächt. Im Meinungsbildungsprozess zur Landesbankenkonsolidierung im gesamten S-Sektor weist selbst WLSGV-Präsident Rolf Gerlach nach der jüngsten Vereinbarung in NRW nachdrücklich darauf hin, mit der beschlossenen Intensivierung des Verbundgeschäftes im günstigsten aller Fälle allenfalls ein Viertel des Ergebnisses eines zukunftsfähigen Geschäftsmodells der WestLB darstellen zu können. Ob allerdings die von den NRW-Sparkassenverbänden ursprünglich betriebene Annäherung der WestLB an Stuttgart im Verlauf dieses Jahres noch einmal fröhliche Urstände feiern könnte, ist nach den derzeitigen Sig nalen aus den anderen Sparkassenregionen mittlerweile mehr als fraglich geworden. Denn die von den nordrhein-westfälischen Sparkassen tapfer zugesagte Prüfung der Verbindung mit Hessen-Thüringen ist angesichts der schon vor den Gremienbeschlüssen des SGVHT vernehmbaren abweisenden Signale ziemlich hinfällig geworden und seitens der NRW-Landespolitik einem Hilferuf an den DSGV und die Bundespolitik gewichen.

Neben den Sparkassen aus Baden-Württemberg und Bayern stellen die Primären aus NRW bekanntlich den gewichtigsten Teil der S-Gruppe auf regionaler Ebene. Ob sich das auch bei der Neuordnung der Landesbankenlandschaft zeigen wird? Zurzeit ist unklar, wer in diesen Fragen das Heft des Handelns in den Händen hält.

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