Gespräch des Tages

DVB Bank - Passabler Ertrag in turbulentem Umfeld

Wer seit dem Übergreifen der Finanzmarktkrise auf die Realwirtschaft auch nur sporadisch die diversen Meldungen über unausgelastete Schiffstonnagen, über Sparmaßnahmen vieler internationaler Konzerne bei Business-Reisen sowie über drastische Auftragsrückgänge im produzierenden Gewerbe und den zwangsläufig damit einhergehenden Einbußen im Landtransport verfolgt hat, wird der in diesen Geschäftsfeldern engagierten Kreditwirtschaft ein höchst schwieriges Umfeld bescheinigen. Und wenn ein Institut wie die DVB Bank sich sogar ausschließlich in diesem Segment bewegt, ist die Erwartungshaltung insofern noch einmal gedämpfter, als es an florierenden Bereichen fehlen könnte, um schwierige Marktentwicklungen zu kompensieren.

Bei der aus eigener Sicht "in einzigartiger Weise auf den internationalen Verkehrsmarkt fokussierten" DZ-Bank-Tochter waren solche Befürchtungen für das Berichtsjahr 2009 letztlich unbegründet. Die im Genossenschaftssektor ein wenig exotisch anmutende strategische Beteiligung des Spitzeninstitutes leistet mit ihrem noch untestierten Konzernergebnis nach Steuern von 76,1 (105,2) Millionen Euro erneut einen sehr passablen Beitrag zur Ertragsrechnung. Die Jahre 2007 und 2006 hatten 107,7 und 88,5 Millionen Euro erbracht. In der Betrachtung vor Steuern ist das Konzernergebnis 2009 im Schifffahrtsbereich mit 48,9 (75,6) Millionen Euro sowie im Segment Investment Management mit 17,5 (42,9) Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr zwar erheblich gesunken. Bei Flugzeugen konnte mit 71,4 (57,4) Millionen Euro aber eine deutliche Steigerung erzielt und im Bereich Landtransport mit 13,0 (14,6) Millionen Euro das Vorjahresergebnis in etwa gehalten werden.

Zugute kommt der DBV in all diesen Geschäftsfeldern die Vermeidung von Klumpenrisiken durch das disziplinierte Engagement in verschiedenen Typen von Schiffen, Flugzeugen und Landverkehrsfahrzeugen sowie der hohe Anteil von Besicherungen bis höchstens 60 Prozent der Verkehrswerte. Und nicht zuletzt ermöglichen die Präsenz an weltweit 13 zentralen Verkehrsknotenpunkten sowie das eigene Marktresearch sowohl eine gute Kenntnis der knapp 500 Kunden in den Segmenten Shipping, Aviation und Land Transport Finance als auch der Zweitverwertungsmärkte für gebrauchte Typen aus allen drei Verkehrsbereichen.

Mehr zu schaffen als die Marktentwicklung auf den Verkehrsmärkten machten der DBV insbesondere zu Beginn des Berichtsjahres freilich die Verwerfungen auf den Geldmärkten infolge der Lehman-Pleite. Während die Kunden für die Inanspruchnahme einer Kreditzusage den vertraglich festgelegten, am Libor orientierten Referenzzinssatz zahlten, musste sich die Bank zu einem wesentlich höheren Satz refinanzieren. Und eine weitere Belastung resultierte aus der verstärkten Nachfrage nach einmonatigen Zinsfestschreibungen, die in kurzer Zeit zu einem großen Überhang dieser Laufzeit führten, die mit Passiva auf der üblichen dreimonatigen Basis refinanziert werden mussten. Schon auf der HV im Juni vergangenen Jahres hatte Vorstandschef Wolfgang F. Driese in diesem Zusammenhang von zusätzlichen Finanzierungskosten von zirka 29 Millionen Euro gesprochen.

Dass diese Widrigkeiten im direkten Dialog mit der zugegebenermaßen überschaubaren Zahl an Bestandskunden weitgehend mit einer Umstellung der Kreditverträge auf eine vierteljährliche Zinsfestschreibung und die Zugrundelegung von aktuellen Interbankensätzen anstelle des verzerrten Liborsatzes geregelt werden konnten, muss erst einmal geschafft werden. Ganz im Sinne des genossenschaftlichen Selbstverständnisses haben die Kunden(ver)bindungen offenbar gut funktioniert. Die DBV, das weiß der Vorstand genau, kann aber auch nur dann weiterhin so frei als hochspezialisierter Nischenanbieter arbeiten, wenn größere Schieflagen vermieden werden und möglichst guter Ertrag generiert wird.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X