Gespräch des Tages

DVB Bank - Kabbelige See

Die Schifffahrtsbranche kommt nicht aus der Krise heraus. Bereits im fünften Jahr belasten Preisverfall und steigende Überkapazitäten alle Marktteilnehmer, und 2013 wird erneut ein schwieriges Jahr werden. Es ist davon auszugehen, dass der Druck auf die Schiffspreise, Fracht- und Charterraten in den schwierigen Segmenten Containerschiffe, Massengutschiffe und Rohöltanker weiter anhalten wird und hohe Treibstoffpreise die Betriebskosten nach wie vor belasten. Der Angebotsüberhang wird angesichts noch in der Boomphase bestellter neuer Schiffe in einigen Sektoren weiterhin problematisch bleiben. Aufgrund fehlender Finanzierungsbereitschaft von Banken sind viele Reeder mittlerweile in ihrer Existenz bedroht, sodass mit weiteren Ausfällen und Konsolidierungen von Schiffseignern und Charterern zu rechnen ist. Ferner bleibt der Sekundärmarkt für gebrauchte Schiffe nach wie vor belastet. Zahlreiche Werften kämpfen nicht zuletzt aufgrund der erdrückenden Konkurrenz aus Asien mit Liquiditätsproblemen, sodass insbesondere an der Ostseeküste die Angst vor einem Werftensterben die Runde macht.

Angesichts dieser Krisenlage konnte es kaum verwundern, dass sich die Aufsicht in diesem Thema zu Wort meldete. So thematisierte die Bundesbank in ihrem Finanzstabilitätsbericht 2012 das gestiegene Ausfallrisiko in dieser Branche, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erklärte Ende letzten Jahres maritime Risiken zum Schwerpunkt der Gutachter in der aktuellen Bilanzsaison, und Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret warnte in einer Rede im Februar dieses Jahres davor, dass auch anderen Instituten durch die Schifffahrtskrise empfindliche Verluste drohen: "Ohne Zweifel handelt es sich bei der Schiffsfinanzierung um ein beträchtliches regionales und sektorales Risiko im Bankensektor." Zu spüren bekamen dieses Risiko bekanntlich insbesondere die Nord-LB, die HSH Nordbank sowie die Commerzbank.

Noch relativ unbelastet schien bislang die DVB Bank durch die Krise zu schippern. Doch auch für sie ist die See im vergangenen Geschäftsjahr offensichtlich kabbeliger geworden. So musste das zur genossenschaftlichen Finanzgruppe gehörende Institut nicht nur die Risikovorsorge im Kreditgeschäft um nahezu 20 Prozent auf knapp 71 Millionen Euro aufstocken, sondern sah sich auch gezwungen, 23 Schiffe von Kunden und Fonds, die nicht mehr über ausreichende Reserven verfügten, in den eigenen Bestand zu übernehmen. Unterm Strich konnte die DVB Bank trotzdem ein um 13 Prozent auf 125 Millionen Euro gestiegenes Konzernergebnis nach Steuern aufweisen. Das Institut wertet dieses Ergebnisplus als eine Bestätigung ihres Geschäftsmodells, ihrer Marktstellung und der Kompetenz ihrer Mitarbeiter. Insbesondere die Fokussierung auf die Finanzierung von Transport mitteln in den Teilmärkten Schifffahrt, Luft- und Landverkehr, ein gut diversifiziertes Kreditportfolio sowie eine fristenkongruente Refinanzierung habe zum Erfolg der Bank im vergangenen Geschäftsjahr beigetragen. Darüber hinaus zeigt man sich aber auch durchaus dankbar, in schwierigen Zeiten auf die Refinanzierungsmöglichkeiten der Mutter DZ Bank zurückgreifen zu können.

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