Notenbanken trocknen Bondmärkte aus

Die wohl größten Überraschungen des Börsenjahres 2014 waren die starke Rally an den Bondmärkten sowie die dramatische Schwäche des Energiesektors. Speziell der Rückgang der Energiepreise sorgte bei vielen Investoren für ein klares Umdenken, da das Thema Deflation und die damit verbundenen Risiken wieder präsent wurden.

Folglich hatten sie sich wieder auf ein Szenario weiter rückläufiger Zinsen einzustellen. Investoren reduzierten ihre im Energiesektor angelegten Summen drastisch auf ein Niveau, das letztmals nach der Lehman-Krise zu verzeichnen war. Viel Geld davon ging in die Bondmärkte, auch Privatanleger kauften weiterhin mehr in Anleihen anlegende Fonds als sie in Aktienfonds investierten.

Für richtig kräftige "Nachfrage" nach Anleihen sorgten 2014 vor allem die großen Notenbanken. Die US-Notenbank Fed und die Bank of Japan erwarben vergangenes Jahr zusammen festverzinsliche Wertpapiere - überwiegend Staatsanleihen - im Volumen von rund 1 000 Milliarden US-Dollar. Für 2015 rechnen Analysten von J.P. Morgan sogar mit einem weiteren Anstieg des Volumens an aufgekauften Anleihen.

Sie gehen davon aus, dass diesmal die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan zusammen 1 300 Milliarden US-Dollar an Anleihen vom Markt nehmen werden. Damit wird die Nachfrage um 600 Milliarden US-Dollar über dem erwarteten Angebot liegen. Dieses Schrumpfen des Marktes spricht aus der reinen Angebot/Nachfrage-Betrachtung für weiterhin sehr niedrige Zinsen.

Was für die Wirtschaft und den Bankensektor vielleicht gut sein mag, hat auf der anderen Seite erhebliche Implikationen für Investoren, die bereits jetzt massiv unter dem Niedrigzinsniveau leiden. Auch private Anleger sind über deutlich niedrigere Auszahlungssummen seitens ihrer Lebensversicherungen massiv belastet. Es sind daneben aber auch Marktstrukturen, die durch die Notenbanken ins Ungleichgewicht gebracht werden.

Als Beispiel ist das dritte Aufkaufprogramm der Europäischen Zentralbank für Covered Bonds zu nennen. Die aggressiven Käufe sorgten für ein weiteres Austrocknen der Marktliquidität und eine unnatürliche Verringerung der Risikoaufschläge. Einige Investoren - wie beispielsweis die Meag, der Asset Manager der Munich, halten sich von dem Segment mittlerweile überwiegend fern. Andere Investoren sind bereits gefolgt oder werden folgen. Fakt ist, dass, abgesehen von den Titeln der südlichen Peripherie, das Segment der Covered Bonds keinerlei "Unterstützung" durch die Notenbanken gebraucht hätte und braucht.

Ähnliche Entwicklungen könnte es auch bei den vom Markt mittlerweile erwarteten Käufen von europäischen Staatsanleihen durch die EZB geben. Je nach Ausgestaltung des Programms, könnten die Käufe zum Austrocknen der Märkte kleinerer Euroländer oder sogar zum Verschwinden dieser staatlichen Titel vom freien Markt führen.

Eines hoffentlich baldigen Tages - Optimismus zum Jahresauftakt sei erlaubt - läuft die Kreditvergabe und die Wirtschaft wieder ohne die Alimentierung durch die Notenbanken. Dann brauchen Unternehmen, Banken, öffentliche Einrichtungen und Immobilienfirmen wieder eine gesunde Marktinfrastruktur mit ausreichender Liquidität und einer großen Anzahl von Teilnehmern. Zwischenzeitlich ausgetrocknete Marktsegmente werden diese Leistung nicht mehr erbringen können. ber

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