Baufinanzierungsstudie: Banken müssen sich digitalem Wettbewerb stellen

Quelle: pixabay

Der Markt der privaten Baufinanzierung boomt. Daran konnte auch die Pandemie nichts ändern, eher im Gegenteil: Laut Bundesbank stieg der Kreditbestand hiesiger Institute zuletzt weiter signifikant an auf ein neues Rekordhoch von unglaublichen 1,4 Billionen Euro. Zugleich befindet sich der Markt seit Jahren in einem dynamischen Veränderungsprozess. Anstatt in der Filiale der Hausbank erfolgt der Kreditabschluss für Häuslebauer immer öfter in der digitalen Welt. Bereits in fünf Jahren dürfte nach einer Prognose von bbw Research deutlich mehr als jede zweite Immobilienfinanzierung online vermittelt werden, wobei vor allem Interhyp und Hypoport über große Marktanteile im Internet verfügen.

Lassen sich die Banken also in diesem boomenden Markt die Butter vom Brot nehmen? Dieser Frage widmet sich die heute veröffentlichte Studie von bbw Marketing im Auftrag der afb Application Services AG, die 1 000 Personen ab 18 Jahren nach deren Präferenzen gefragt hat. Die Ergebnisse sind durchaus überraschend: So ist für 58 Prozent der Immobilienerwerber von heute eine Finanzierung in der Filiale ihrer Hausbank die erste Wahl; 28 Prozent hätten gerne eine Kombination aus Filiale und Onlineangebot. Bei digital affinen Finanzierungskunden steigt dieser Anteil sogar von 28 auf 37 Prozent.

Die Interpretation der Studienautoren: Informationen und Vergleiche erfolgen inzwischen überwiegend digital, der persönliche Finanzberater ‒ meistens aus der Hausbank ‒ spielt gleichzeitig eine wichtige Rolle, wenn es um Immobilienfinanzierungen geht. Grundsätzlich empfehlen die Autoren den Bankinstituten, im Wettbewerb um die Kundenschnittstelle mithilfe einer eigenen Onlineplattform ihre Wettbewerbsposition zu stärken. Der Aufbau einer eigenen vollständig digitalisierten Antragsstrecke lohne sich für Finanzdienstleister auf jeden Fall. Damit könnten Banken sowohl den eigenen Vertrieb über die Filiale als auch die eigene Onlinepräsenz sowie Vermittler und Vergleichsportale bedienen, so die Studienmacher.

Die parallel durchgeführten Experteninterviews auf B2B-Ebene bei Kreditinstituten und Immobilienfinanzierern zeigen derweil, dass Investitionen in IT und Consulting, um den hohen Erwartungen der Endkunden an die digitale Immobilienfinanzierung zu entsprechen, von den Experten durchaus als attraktiv und wertsteigernd empfunden wird, trotz der Komplexität bei der Umstellung vorhandener Systeme und Prozesse.

Philipp Oberleitner, Vorstandsmitglied der afb Application Services AG, klärt auf: „Die Banken selbst haben den Portalen den bisherigen Siegeszug ermöglicht. Um digitale Kunden zu gewinnen, haben sie sich reihenweise Onlineplattformen angeschlossen. Die kurzfristigen Vorteile eines solchen Vorgehens bringen für Banken aber auch die Gefahr mit sich, über Jahrzehnte aufgebautes Kundenvertrauen an Onlinevermittler im Nu abzugeben und zu reinen Abwicklungsbanken ohne Kundenzugang zu werden.“ Oberleitner weiter: „Aus unserem Kundenumfeld wissen wir, dass immer mehr Banken an einer eigenen „digitalen Antragsstrecke“ arbeiten – ganz gleich, ob sie weiter an ein Portal angeschlossen bleiben möchten oder nicht.“

Die komplette Studie finden Sie hier.

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