Unternehmen und Märkte

WIB - ein interessantes Asset

Während die WestLB Anfang April ihren angekündigten Jahresfehlbetrag von rund einer Milliarde Euro erläutert, wird zuweilen wenig beachtet, dass der Konzern durchaus feine Assets sein Eigen nennt. Dazu darf auch die 100-prozentige Tochtergesellschaft Westdeutsche Immobilienbank AG (WIB), Mainz, gezählt werden, die dieser Tage mit fünf positiven Botschaften aus ihrem Hause der Muttergesellschaft beistehen will: Nach vorläufigen Zahlen werden die Mainzer erstens ihr Immobilienneugeschäft gesteigert und zweitens das Vorsteuerergebnis erhöht haben; drittens wurden die Rentabilität und viertens das Rating verbessert; und schließlich kommen - fünftens - zumindest von der WIB keine Subprime-Belastungen.

Zum Neugeschäft: Mit 9,6 Milliarden Euro steigerte die WIB ihre Kreditbewilligungen im Jahr 2007 um 18,5 Prozent (2006: 8,1 Milliarden Euro), wobei das internationale Investorengeschäft mit 5,6 (4,2) Milliarden Euro nicht nur den größten Anteil, sondern auch den höchsten Zuwachs (plus 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr) verzeichnete. Dabei lag das Schwergewicht wie schon im Vorjahr auf dem amerikanischen Kontinent. Objekte in den USA, Kanada, Mexiko und Argentinien machten zusammen mehr als ein Fünftel (22 Prozent) des Neugeschäftsvolumens aus. Gleichzeitig stieg die Bedeutung Süd- und Osteuropas von zwei auf acht Prozent. Während auf Großbritannien und Irland gemeinsam unverändert knapp ein Zehntel des Neugeschäfts entfiel, verlor Frankreich als Zielland von 16 auf neun Prozent. Um die dynamische Entwicklung im Auslandsgeschäft zu unterstützen, hatte die Bank im vergangenen Jahr neue Standorte in Warschau, Prag und Tokio gegründet.

Aber auch im Inland wurde die Präsenz durch ein neues Berliner Büro ausgeweitet. Im Geschäft mit nationalen Investoren legte das Mainzer Kreditinstitut immerhin um 21 Prozent auf 3,4 (2,8) Milliarden Euro zu. Lediglich im Bereich Privatkunden sanken die Zusagen. Hier wurden mit 0,6 (1,1) Milliarden Euro immerhin 45 Prozent weniger Kredite bewilligt als im Vorjahr. Dies sei bewusst geschehen, weil die durch den Wettbewerb unter Druck geratenen Margen nicht mehr die Risikokosten zu decken vermochten, erklärt der Vorstandsvorsitzende Hubert Beckmann die Zurückhaltung in diesem Segment.

Dagegen entwickelte sich das erst zu Jahresbeginn 2006 gestartete Geschäft mit den Sparkassen aus Sicht des Vorstands positiv. Inzwischen kooperieren 28 Sparkassen mit der WIB, die im Jahr 2007 in diesem Geschäftsbereich 186 (98) Millionen Euro bewilligte und darüber hinaus 190 (90) Millionen Euro an die Sparkassen vermittelte. Zwar schätzt der Vorstand, dass diese Zusammenarbeit - bei der sich die WIB als Komplementär zum Marktwissen der Platzbank verstanden wissen will - noch um das Drei- bis Vierfache ausgeweitet werden könnte, doch soll sich dafür die nötige Zeit genommen werden, um das Wachstum auch intern bewältigen zu können. Zum Geschäftsergebnis: Die deutliche Ausweitung des Neugeschäfts ließ den Zinsüberschuss im WIB-Konzern um 35 Prozent auf 177,9 (131,7) Millionen Euro steigen. Gleichzeitig führten gesteigerte Erträge im Investorengeschäft und - aufgrund des Rückgangs bei den privaten Baufinanzierungen - niedrigere Provisionsaufwendungen zu einem Provisionsüberschuss von 9,4 (0,4) Millionen Euro.

Dass sich das Handelsergebnis von minus 2,4 Millionen Euro auf 19,9 Millionen Euro verbesserte begründet der Vorstand mit Bewertungseffekten aus der Umstellung auf IFRS und dem Verkauf von Zinssicherungsinstrumenten. Darüber hinaus profitierte die Bank von dem erfolgreichen Geschäft mit Zins- und Währungsderivaten, die im Rahmen individuell strukturierter Finanzierungslösungen verstärkt mit Immobilienkunden der WIB abgeschlossen wurden.

Die Erhöhung des Verwaltungsaufwands um 8,2 Prozent auf 91,1 (84,2) Millionen Euro ist sowohl auf Lohn- und Preissteigerungen als auch auf die Gründung von vier neuen Geschäftsstellen zurückzuführen. In der Kreditrisikovorsorge hielten sich 2007 die Zu- und Abschreibungen die Waage, sodass sich ein Saldo von 0,3 (minus 20,7) Millionen Euro ergab. Das Finanzanlageergebnis von minus 18,5 (minus 1,8) Millionen Euro ergab sich, weil den positiven Erträgen aus Joint-Venture-Beteiligungen in Höhe von rund sechs Millionen Euro Beteiligungsrisiken von etwa 24 Millionen Euro gegenüberstanden.

Unter Einrechnung der sonstigen Aufwendungen und Erträge verblieb für 2007 ein Vorsteuerergebnis von 101,5 (36,0) Millionen Euro. Allerdings sind hier Sondereffekte aus einer konservativeren Kalkulation bei der IFRS-Bilanzierung wirksam. Demnach möchte die Bank beispielsweise die Volatilität des Handelsergebnisses möglichst gering halten, weshalb Einnahmen aus dem Handel mit Zinsderivaten seit 2007 im Zinsergebnis erfasst würden. Ohne diesen und weitere Einmaleffekte wird das nachhaltig operative Ergebnis auf 70,9 Millionen Euro beziffert. Zur Vergleichbarkeit wurden die Vorjahreswerte ebenfalls angepasst.

Die Bilanzsumme des Konzerns erhöhte sich aufgrund der Ausweitung der Kundenforderungen von 23,2 auf 23,8 Milliarden Euro. Zur Kapitalverstärkung der Bank wurden 40 Millionen Euro der § 340 g HGB-Reserve für allgemeine Bankrisiken zugeführt. Welchen Gewinn die Bank an die Muttergesellschaft WestLB für 2007 abführen wird, stand zum Redaktionsschluss noch nicht fest. Der Personalbestand des WIB- Konzerns erhöhte sich bis zum Ende des Geschäftsjahres auf 528 (523) Mitarbeiter.

Zur Rentabilität: Aufgrund eines stringenteren Kostenmanagements, aber vor allem höheren Erträgen verbesserte sich die Cost-Income-Ratio nach Angaben der Bank von 59,8 Prozent im Jahr 2006 auf 40,2 Prozent. Hierbei wurden die Erträge der Bank sowie die operativen Verkaufserlöse aus Joint Ventures (sechs Millionen Euro) dem um Sondereffekte in Höhe von 3,9 Millionen Euro bereinigten Verwaltungsaufwand gegenübergestellt.

Umgerechnet auf den Personalbestand des Konzerns stiegen die Erträge pro Mitarbeiter von 0,31 auf 0,45 Millionen Euro, während der Verwaltungsaufwand pro Mitarbeiter mit 0,19 (0,18) Millionen Euro nahezu konstant blieb. Die Eigenkapitalrentabilität erhöhte sich auf 11,6 Prozent, nachdem er im Vorjahr noch 4,2 Prozent betragen hatte. Würden die Einmaleffekte herausgerechnet, läge der nachhaltige Return-on-Equity nach Aussage des Vorstands bei 8,6 Prozent. "Mit diesen Kennzahlen brauchen wir den Vergleich mit Wettbewerbern nicht mehr zu scheuen", frohlockte Hubert Beckmann bei der Präsentation der Zahlen.

Zum Rating: Mit der Aufnahme in die Reservefonds des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands (RSGV) und des Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverbands (WLSGV) sieht die WIB ihre Bedeutung im Sparkassenverbund weiter gestärkt. Bisher gehörte sie den Sicherungseinrichtungen nur indirekt über die Muttergesellschaft WestLB an. Für die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) rechtfertigt die neue Konstellation eine Anhebung des Langfrist-Ratings der WIB von "BBB plus" auf "A minus". Kurzfristig bewertet S&P die Bank mit "A minus 2", während die Pfandbriefe unverändert die Bestnote "AAA" erhalten.

Zum Kapitalmarktgeschäft: Da die Bank nach eigenen Angaben weder direkt noch indirekt im Subprime-Markt investiert ist, hatte sie zwar direkt keinen Korrekturbedarf im Anlageportfolio, war aber im Rahmen des international verschlechterten Kapitalmarktumfeldes dennoch von der Finanzmarktkrise betroffen. Trotzdem wurden im vergangenen Jahr Kreditrisiken in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro ausplatziert. Davon entfielen 400 Millionen Euro auf die im Februar 2007 in den Markt gegebene Verbriefung "Wilco" mit dinglich besicherten Krediten an Offene Immobilienfonds. Rund 900 Millionen Euro waren Syndizierungen, von denen zwei Drittel an Sparkassen, Landes- und Pfandbriefbanken gingen. Den Großteil der Kredite, 1,1 Milliarden Euro, hat die WIB jedoch auf den eigenen Büchern behalten.

Obwohl Verbriefungen bis auf Weiteres nicht realisiert werden können, ist die Bank zuversichtlich, für vertretbare Risiken auch künftig Partner zu finden, denn sowohl Syndizierungen als auch Verbriefungen seien für die Bank weiterhin wichtige Bausteine bei der Risikosteuerung und zur Verbesserung der Rentabilität. Grundsätzlich sei die Refinanzierung jederzeit sichergestellt gewesen. Durch ihre Pfandbriefe besitze die Bank auch im aktuell schwierigen Marktumfeld eine stabile Refinanzierungsquelle, beteuert der Vorstand.

Ihr Kapitalmarktwissen will die Bank künftig noch stärker als bisher den Sparkassen mit sogenannten Pool-Pfandbriefen zur Verfügung stellen. Nachdem die Ende 2006 mit vier Sparkassen (Sparkasse Rheine, Sparkasse Steinfurt, die Sparkasse am Niederrhein und die Stadtsparkasse Emmerich-Rees) begonnene Pilotphase abgeschlossen wurde, stehe das Produkt jetzt vor der Massengeschäftsfähigkeit. Bis Ende 2008, so hofft der Vorstand, sei eine entsprechende elektronische Plattform, die von der Sparkassen-IT entwickelt werde, startklar.

Zum Ausblick: Aufgrund der Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der internationalen Immobilienmärkte hält sich der WIB-Vorstand mit detaillierten Prognosen zur Geschäftsentwicklung zurück. Gleichwohl seien die ersten beiden Monate dieses Jahres gut angelaufen. Da auch die Margen in der gewerblichen Immobilienfinanzierung seit Jahresbeginn wieder anziehen, erwartet die WIB für 2008 ein insgesamt zufriedenstellendes Ergebnis. Gleichwohl hängt die Zukunft der Mainzer nicht allein am Marktumfeld. Tüchtige Töchter sind im eigenen Haus eine gern gesehene Stütze, vor allem wenn die Mutter kränkelt. Aber hübsche Töchter wecken bekanntlich auch Begehrlichkeiten, denen die Konzernmutter umso eher nachzugeben bereit sein dürfte, je dringender sie das Brautgeld gebrauchen kann. Die Frage wird daher lauten: Wie nützt die WIB der WestLB am meisten? Auf die Antwort aus Düsseldorf darf man auf jeden Fall gespannt sein.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X