Im Blickfeldin

Immobilienbank zu verkaufen

Europa pflügt die deutsche Bankenlandschaft um. Denn die Brüsseler Wettbewerbshüter wachen zu Recht aufmerksam darüber, dass die Institute, welche milliardenschwere Staatshilfen in Anspruch nehmen, diese nicht zum Nachteil ungestützter Banken ausnutzen. Das Rezept ist dabei stets das gleiche, allerdings ohne dass dessen Wirksamkeit im aktuellen Umfeld gesichert ist - Beteiligungen sind zu verkaufen und die Geschäftsfelder sind einzuschränken.

Nachdem bereits die Commerzbank den Umgestaltungswillen der EU-Kommission zu spüren bekam, sind jetzt die Landesbanken an der Reihe. Den Anfang machte die WestLB, die bislang staatliche Garantien in Höhe von fünf Milliarden Euro erhielt, um Risiken aus einem 23 Milliarden Euro schweren Wertpapierportfolio abzuschirmen. Als Kompensation muss die Bank mittelfristig verkaufsfähig gemacht werden. In der Logik der EU-Kommissarin Neelie Kroes findet sich ein Käufer bedeutend schneller, wenn zuvor die Bilanz der Düsseldorfer zurückgefahren und riskante Geschäfte aufgegeben wurden. Von 287 Milliarden Euro Bilanzsumme zum Jahresende 2007 sollen bis Ende 2011 nur noch etwa 140 Milliarden Euro übrig bleiben.

Dabei genießt die gewerbliche Immobilienfinanzierung offensichtlich besondere Aufmerksamkeit. Denn nach der Commerzbank muss jetzt auch die WestLB an die einschlägigen M&A-Arrangeure melden: Immobilienbank zu verkaufen. Bis 2011, so die europäische Auflage, hat die Düsseldorfer Landesbank ihre 100-prozentige Tochtergesellschaft Westdeutsche Immobilienbank AG mit Sitz in Mainz zu veräußern. An der WestLB-Bilanz haben die Mainzer einen Anteil von etwa 26 Milliarden Euro.

Im historischen Rückblick entbehrt diese Entwicklung freilich nicht einer bitteren Ironie. Denn es war die Westdeutsche Immobilienbank, die vor 24 Jahren drei Landesbanken einander näher bringen und - so die Hoffnung - als Nukleus für eine weitere Konsolidierung im Landesbankensektor dienen sollte. Am 20. Dezember 1994 hatten die Westdeutsche Landesbank, die Südwestdeutsche Landesbank und die Landesbank Rheinland-Pfalz die entsprechenden Beteiligungsverträge unterschrieben, um den gemeinsamen Immobilienfinanzierer zum 1. Januar 1995 an den Start zu schicken. In einem zweiten Schritt sollten auch die Immobilienservice-, Immobilienleasing- und Immobilienfondsaktivitäten der Landesbank Schleswig-Holstein in die Westdeutsche Immobilienbank integriert werden.

Letztlich verpuffte der Mainzer Impuls aber schon recht bald. Denn bereits 2003 wurde zurückgerudert. Die WestLB, die bis dahin 50 Prozent an der Westdeutschen Immobilienbank hielt, übernahm die jeweils 25-prozentigen Beteiligungen der Landesbank Baden-Württemberg und der Landesbank Rheinland-Pfalz. Passend zum neuen Selbstverständnis des Mutterkonzerns wandelte sich auch das Mainzer Immobilien-Kompetenzcenter 2007 von einer Anstalt öffentlichen Rechts zur Aktiengesellschaft. Diese Firmierung macht einen Verkauf jetzt umso einfacher.

Dabei könnte helfen, dass die Westdeutsche Immobilienbank in den vergangenen Jahren ihre Hausaufgaben gemacht hat. Aus ertragsschwachen und risikoreichen Geschäften haben sich die Mainzer zurückgezogen. Bauträgerfinanzierungen werden nicht mehr angeboten. Das Privatkundengeschäft wurde eingestellt und die Münsteraner Kreditfabrik abgeschaltet. Jetzt sucht der Vorstand um Peter Knopp Abnehmer für den Bestand an privaten Baufinanzierungen - bevorzugt unter Sparkassen. 2008 schloss das Kreditinstitut mit einem Vorsteuerergebnis von 109,7 Millionen Euro und damit dem besten Ergebnis der Unternehmensgeschichte ab und lieferte einen um fünf Prozent gesteigerten Jahresüberschuss von 96,7 Millionen Euro. Und auch die Kennzahlen können sich sehen lassen: 13,5 Prozent Eigenkapitalrendite und 35,5 Prozent Cost Income Ratio (ohne Privatkundengeschäft).

Doch das bisher Erreichte ist weniger denn je eine Gewähr für den Fortbestand der Bank. Noch sind potenzielle Kaufinteressenten für den Spezialfinanzierer schwer auszumachen. Erste Ansprechpartner wären die nordrhein-westfälischen und brandenburgischen Sparkassen, mit denen das Institut seit zwei Jahren intensiver zusammenarbeitet. So belief sich das gemeinsame Neugeschäft in der gewerblichen Immobilienfinanzierung auf 210 Millionen Euro. Doch auch in der Refinanzierung sind die Mainzer auf die Sparkassen als Abnehmer von Pfandbriefen, Syndizierungen und Schuldscheindarlehen angewiesen.

Allerdings haben die Sparkassen in Nord-rhein-Westfalen dem Umbauprogramm des WestLB-Vorstands gerade die Zustimmung verweigert, da sie die Abschirmung, die zur Auslagerung von 80 Milliarden Euro Risikoaktiva notwendig ist, nicht mittragen wollten. Der Vorstandsvorsitzende der WestLB, Heinz Hilgert, zog jetzt die Konsequenz und trat zurück. Dies zeigt, wie schwierig die Gemengelage im und um den WestLB-Konzern ist. Dies belastet auch die Perspektiven der Westdeutschen Immobilienbank, an deren Ende die Filetierung sowie der Verkauf einzelner Geschäftsbereiche und Portfolios stehen könnte. Aus Mainzer Sicht wäre das die denkbar schlechteste Lösung. (Red.)

Noch keine Bewertungen vorhanden


X