Im Blickfeld

Bewährte Diät

Trotz Erfolgen in der Kernbank schlugen Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen der Commerzbank gewaltig ins Kontor. Zum Ende des dritten Quartals 2011 steht ein Konzernergebnis von minus 687 Millionen Euro, das den Konzern zu einschneidenden Sofortmaßnahmen zwingt. Davon betroffen ist unter anderem der Immobilienfinanzierer Eurohypo, der sein originäres Neugeschäft vorübergehend einstellen muss. Voraussichtlich bis zur Mitte kommenden Jahres darf die 100-prozentige Commerzbank-Tochter keine neuen Kredite zusagen. Damit ist nach der Staatsfinanzierung jetzt auch das Hypothekengeschäft auf Eis gelegt. Lediglich Prolongationen sollen noch sehr selektiv durchgeführt werden.

Bereits in den vergangenen Monaten hatte die Pfandbriefbank aus Eschborn die Neuzusagen in der Immobilienfinanzierung spürbar zurückgefahren. Im ersten Halbjahr 2011 wurden nur noch Kredite in Höhe von 1,3 Milliarden Euro ausgereicht, während es in der ersten Jahreshälfte 2010 noch 3,2 Milliarden Euro gewesen waren. Auch das Prolongationsvolumen sank von 3,8 auf 3,5 Milliarden Euro. Bereits dieser Teilrückzug eines der größten gewerblichen Immobilienfinanzierer war im Markt schwer vermittelbar. Dass jetzt das Neugeschäft - wenn auch nur temporär - eingestellt wird, erzeugt erheblichen Erklärungsbedarf gegenüber den Kunden. Dabei wird es vor allem darauf ankommen, die Chancen des Verfahrens zu erklären. Denn das Aussetzen des Neugeschäfts bedeutet noch lange nicht das Ende der Eurohypo. Vielmehr bietet der vom Mutterkonzern verordnete "Maschinenstopp" die Möglichkeit einer gründlichen Generalüberholung. Damit erhält sie die Gelegenheit, ihre Prozesse zu optimieren und ihr Portfolio schneller abzubauen. Denn um verkaufsfähig zu werden, muss das Kreditinstitut weiter kräftig abspecken. Bis Ende 2012 soll das Portfolio an gewerblichen Immobilienfinanzierungen von derzeit etwa 67 Milliarden Euro auf unter 60 Milliarden Euro sinken. Zwar wurde in der Staatsfinanzierung der Zielwert von 100 Milliarden Euro bereits zur Mitte dieses Jahres unterschritten, doch wird der Abbau vor allem als Reaktion auf die Staatsschuldenkrise weitergehen.

Dass die Neugeschäfts-Askese ein Erfolg versprechendes Rezept sein kann, haben andere Finanzkonzerne bereits vorgemacht. W&W hatte seine Tochter Wüstenrot kurzzeitig vom Markt genommen, um ihre Strukturen neu zu sortieren, Prozesse zu ordnen und die Strategie neu auszurichten. Heute baut der Finanzdienstleister seine Marktanteile wieder deutlich aus. Auch die Aareal Bank und die Deutsche Pfandbriefbank haben bewiesen, dass es vorteilhaft ist, die Restrukturierung zu priorisieren und dafür die Taktzahl im Finanzierungsgeschäft vorübergehend zu verringern. Dabei hat sich speziell am Beispiel des Wettbewerbers aus Unterschleißheim gezeigt, dass sich die Auslagerung des nicht-strategischen Kreditbestands in ein Abwicklungsinstitut als vorteilhaft erwies. (Red.)

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