Gespräch des Tages

Landesbanken - Auf Abspeckkurs

Wer schon einmal eine Diät versucht hat, der weiß: abnehmen ist gar nicht so einfach. Nur ein Abschied von langjährigen, geliebten Gewohnheiten bringt langfristig den gewünschten Erfolg. Bei Kreditinstituten scheint es sich nicht anders zu verhalten. Der Großteil der Landesbanken arbeitet beispielsweise seit geraumer Zeit an der Reduzierung seiner Bilanzsummen und tut sich damit nicht leicht. Die Institute reagieren damit auf den Druck der EU-Kommission, die ihre Zustimmung zu den Kapitalhilfen aus Städten und Ländern in den Krisenjahren seit 2008 stets mit der Forderung nach einem neuen, risikoärmeren Geschäftsmodell mit reduziertem Umfang verbunden hat. Grob zusammengefasst hieß ihre Bedingung für die Genehmigung der Beihilfen stets: Fokussierung auf kundenorientiertes Bankgeschäft (beispielsweise mit mittelständischen Unternehmenskunden) und schritt weiser Abbau von Risikoaktiva - teils unter Bündelung des Kreditersatzgeschäftes in eigenständige Organisationseinheiten. Was die Verkürzung der Bilanzsummen betrifft, so melden die Landesbanken in Süd und Nord zum dritten Quartal 2012 folgende Zahlen: Die größte in Stuttgart hat ihre Bilanzsumme zwischen Dezember 2008 (448 Milliarden Euro) und September 2012 (369 Milliarden Euro) um 79 Milliarden Euro reduziert. Weitere 100 Milliarden Euro stehen aber noch aus, denn das von der EU auferlegte Ziel lautet 269 Milliarden Euro. Die Bayern-LB hat bereits größere Fortschritte gemacht. Die Münchener haben im gleichen Zeitraum ihre Bilanzsumme von 422 Milliarden Euro auf 301 Milliarden Euro verkleinert, die bis 2015 zu erreichende Marke sind 200 Milliarden Euro (siehe auch ZfgK 23/2012). Bei der Nord-LB steht zum dritten Quartal 2012 eine Bilanzsumme von 225 Milliarden Euro in den Büchern, 244 Milliarden Euro waren es im Dezember 2008. Bis 2016 ist hier ebenfalls noch ein ordent licher Weg zu gehen: eine Verkürzung der Bilanzsumme um weitere 30 Milliarden Euro auf 194 Milliarden Euro. Der Nachbar im Norden, die HSH Nordbank ist - zumindest an dieser Stelle - schon ein ganzes Stück weiter: Von 208 Milliarden Euro Ende 2008 wurde die Bilanzsumme bis zum September 2012 auf 136 Milliarden Euro verringert. Das Ziel bis zum Jahr 2014 lautet 120 Milliarden Euro. Eine Ausnahme bildet in dieser Runde die Helaba, die gut durch die Krise gekommen ist. Gegen den Trend hat sie zum 30. September 2012 ihre Bilanzsumme auf 206 Milliarden Euro erhöht. Ende 2008 lag diese bei 185 Milliarden Euro. Allein 41 Milliarden Euro sind freilich im aktuellen Berichtszeitraum durch die Eingliederung der NRW-Verbundbank und damit der Bestände der ehemaligen WestLB dazugekommen. Die Landesbank Saar, die bis Dezember 2009 zum Konzern der Bayern-LB gehörte, hat ihre Bilanzsumme seit 2008 relativ konstant bei rund 20,5 Milliarden Euro gehalten. Sie war und ist vor allem im Geschäft mit mittelständischen Firmenkunden und in der Finanzierung gewerblich genutzter Immobilien tätig. Bei der Landesbank Berlin hingegen könnte das Deleveraging leicht bis zur Selbstauflösung gehen, was bekanntermaßen damit zusammenhängt, dass die Sparkassen den Konzern im Jahr 2007 erwarben, um dessen Veräußerung an eine private Bank zu verhindern. Derzeit wird in der Sparkassenorganisation geprüft, das Gebilde Landesbank in der Hauptstadt mehr oder weniger aufzulösen: Das Kapitalmarktgeschäft könnte zur Deka gehen (die inzwischen ebenfalls vollständig im Besitz der Sparkassen ist), die gewerbliche Immobilienfinanzierung könnte die Berlin Hyp als selbstständiges Unternehmen übernehmen, und das Privat- und Firmenkundengeschäft inklusive der lokalen gewerblichen Immobilienfinanzierung soll unter der starken alten Marke Berliner Sparkasse weitergeführt werden.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X