Im Blickfeld

Aareal Bank: Erfolg macht vorsichtig

Das Hypotheken-Neugeschäft von 6,7 auf 8,0 Milliarden Euro gesteigert, das Einlagenvolumen der Wohnungswirtschaft weiter gewachsen, die Dienstleistungssparte auf solidem Pfad, das Konzernbetriebsergebnis gegenüber dem Vorjahr um 38 Prozent auf 185 Millionen Euro erhöht, den Gewinn im Konzern von 46 auf 93 Millionen Euro mehr als verdoppelt und per Jahresende 2011 eine harte Kernkapitalquote von 11,3 Prozent - wer so eine Bilanz vorweisen kann, hat offensichtlich nicht nur im zurückliegenden Geschäftsjahr alles richtig gemacht. Den vorläufigen, untestierten Zahlen nach, die dieser Tage verkündet wurden, ist es der beste Zwölf-Monats-Abschluss in der Geschichte der Aareal Bank. Diese Leistung ist für eine kapitalmarktabhängige Immobilienbank an und für sich schon aller Ehren wert, für ein auf sich allein gestelltes Institut ohne Groß- oder Landesbank im Rücken ist es formidabel.

Vorgenommen hatte sich die Bank für 2011, den Zinsüberschuss des Vorjahres von 509 Millionen Euro zu übertreffen. Mit 547 Millionen Euro hat sie das um 7,5 Prozent auch geschafft. An Risikovorsorge geplant waren zwischen 110 und 140 Millionen Euro, also nur wenig mehr als die 105 Millionen im Jahr 2010. Tatsächlich ist mit 112 Euro das untere Ende des Korridors erreicht worden. Für die Verwaltung sollten nur wenig mehr als die 366 Millionen Euro des Vorjahres aufgewandt werden, am Ende waren es mit 382 Millionen Euro um 4,4 Prozent mehr.

Soviel Erfolg dürfte den einen oder anderen Unternehmensvorstand anspornen, sich für das darauffolgende Jahr ein noch besseres Ergebnis vorzunehmen und das auch gebührend anzukündigen. Anders verhält es sich bei dem Immobilienfinanzierer aus Wiesbaden. Je besser das Berichtsjahr, desto kritischer blickt CEO Wolf Schumacher in die Zukunft, desto häufiger benutzt er das Wort "vorsichtig", wenn es um das weitere Handeln des Instituts geht. So sieht er steigende Risiken in Bezug auf die konjunkturelle Entwicklung, weil die europäischen Volkswirtschaften zwar viel sparen wollen, aber nach seiner Meinung gleichzeitig zu wenig Wachstumsimpulse geben. Letztlich setzt das auch die Immobilienpreise unter Druck, und die Volatilitäten und Risiken im Finanzsystem werden anhalten, weitere Marktverwerfungen infolge der Staatsschuldenkrise könnten eine reale Gefahr bleiben.

So erwartet der Vorstand für 2012 einen Rückgang des Immobilienneugeschäfts inklusive der Prolongationen auf 4,5 bis 5,5 Milliarden Euro, während das Ergebnis der Dienstleistungssparte für die Wohnungswirtschaft stabil bleiben dürfte. Aufgrund eines vorsichtigeren Liquiditätsmanagements wird der Zinsüberschuss voraussichtlich sinken und die Risikovorsorge zwischen 110 und 140 Millionen Euro prognostiziert. Weil die Belastung durch SoFFin-Gebühren zurückgeht, wird ein Provisionsüberschuss zwischen 150 und 160 Millionen Euro erwartet. Auf der Gegenseite sollen die eingeleiteten Effizienzmaßnahmen zu einem Sinken des Verwaltungsaufwands auf 350 bis 360 Millionen Euro führen, sodass ein leicht unter dem Vorjahreswert liegendes Konzernbetriebsergebnis angestrebt wird.

Angesichts des allgemeinen Umfeldes ist ein gewisses Maß an Vorsicht mehr als angebracht, aber wenig geeignet, um die Aktionäre zu begeistern. Kurz nach Bekanntgabe der Ergebnisse rauschte der Aktienkurs der Aareal Bank um drei Euro auf 16,50 Euro nach unten. Der geneigte Chronist wird jedoch feststellen, dass die Geschäftsentwicklung der Bank am Ende des Jahres in der Regel doch besser war, als es der Vorstand zu Jahresbeginn prognostiziert hatte. So schrieb die Bank auch während der Finanzmarktkrise jedes Quartal schwarze Zahlen, was bei so manchem bedeutenden Wettbewerber bekanntlich anders aussah.

Dass der Kapitalmarkt das Modell Aareal Bank und die äußerst "konservative" Geschäftspolitik der Wiesbadener durchaus honoriert, beweist die Refinanzierungsstärke des Instituts. Von den 2011 neu aufgenommenen langfristigen Refinanzierungsmitteln in Höhe von 4,3 Milliarden Euro entfallen 2,7 Milliarden Euro auf Pfandbriefe, von denen zwei Benchmark-Emissionen mit jeweils 500 Millionen Euro waren, und 1,6 Milliarden Euro auf unbesicherte Anleihen, ebenfalls mit einer Benchmark-Anleihe in Höhe von 500 Millionen Euro. Auch 2012 hat die Bank mit der Platzierung eines Hypothekenpfandbriefs im Volumen von 500 Millionen Euro und einer ebenso großen unbesicherten Anleihe auf sich aufmerksam gemacht. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Aareal Bank in ihrer Größe und Ausrichtung für die aktuell schwierigen Zeiten gut aufgestellt ist. Börsenfreundlichen Wachstumsfantasien mag sie sich aber - vor allem mit Rücksicht auf ihre Kunden aus der Wohnungswirtschaft, für die sie den Zahlungsverkehr abwickelt - nicht hingeben und statt einer Dividendenzahlung soll der Gewinn das Eigenkapital stärken. L. H.

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