Im Blickfeld

Aareal Bank: betagt und doch fit

Wenn dieser Tage der Vorstandsvorsitzende der Aareal Bank, Wolf Schumacher, verkündet: "90 Jahre sind in der Biologie sehr alt, wir aber sind topfit", dann mangelt es dem Mittfünfziger keineswegs am Respekt vor dem Alter. Vielmehr bezieht es sich dabei auf das eigene Kreditinstitut, dessen vorläufige Geschäftszahlen für das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2012 er dieser Tage präsentierte. Demnach sind zwar alle wesentlichen Ziele im 90. Geschäftsjahr des Instituts erreicht oder übertroffen worden, doch hatte die Bank bereits bei ihrer Planung mit geringeren Ergebnissen als im Jahr 2011 gerechnet. Verschlechterte Konjunkturprognosen und eine Rezession in Europa werden ebenso als Gründe für die geringeren Erwartungen angeführt wie weiterhin unklare kumulierte Effekte aus der Bankenregulierung.

Dass jedoch das Hypothekenneugeschäft des Instituts binnen Jahresfrist von 8,033 auf 6,32 Milliarden Euro um 21,3 Prozent sank, ist nur zum Teil dem nach wie vor ungünstigen Marktumfeld geschuldet. Weil das Zusagevolumen 2011 von einer Kapitalerhöhung im zweiten Quartal positiv beeinflusst worden war, hatte sich die Bank für 2012 von vornherein nur 4,5 bis 5,5 Milliarden Euro vorgenommen. Obwohl sich die Bank dabei nach eigenen Angaben weiterhin auf die Akquisition von deckungsstockfähigem Geschäft mit geringer Risikogewichtung fokussierte, verschob sich doch die Struktur in der Immobilienfinanzierung. Während im Jahr 2011 das Erstgeschäft mit fünf Milliarden Euro die Prolongationen in Höhe von 3,03 Milliarden Euro deutlich übertraf, entfiel 2012 mit 2,986 Milliarden Euro weniger als die Hälfte des Abschlussvolumens auf originäre Neuabschlüsse.

Deutschland war dabei einer der wichtigsten, wenngleich nicht der größte Markt für die Bank. Während in Frankreich 1,2 Milliarden Euro finanziert wurden, von denen 913 Millionen Euro originäres Neugeschäft waren, sind es im Heimatmarkt 783 Millionen Euro gewesen, die sich aus 448 Millionen Euro Erstgeschäft und 335 Millionen Euro Kreditverlängerungen zusammensetzen. Dabei war die Finanzierung des Shoppingcenters Centro in Oberhausen einer der größten Abschlüsse. Hierbei beteiligte sich die Aareal Bank zu einem Viertel an dem gemeinsam mit der Allianz und der Helaba ausgelegten Kredit in Höhe von 650 Millionen Euro.

Das geringere Neugeschäft auf der einen Seite und das anhaltend niedrige Zinsniveau hinterließen in den Ergebnissen der Bank deutliche Spuren. Obwohl die Bruttomargen im reinen Neugeschäft aufgrund des (Teil-)Rückzugs von Wettbewerbern aus der gewerblichen Immobilienfinanzierung bei etwa 250 Basispunkten liegen, blieb der Zinsüberschuss mit 486 (2011: 547) Millionen Euro um elf Prozent unter dem Vorjahreswert.

Zwar konnte die Risikovorsorge auf 106 (112) Millionen Euro verbessert, der Provisionssaldo auf 169 (144) Millionen Euro gesteigert, bei den Finanzanlagen nach minus 29 Millionen Euro im Jahr 2011 mit einer Million Euro im vergangenen Jahr wieder ein positives Ergebnis erzielt und durch Stellenabbau der Verwaltungsaufwand von 382 auf 358 Millionen Euro reduziert werden, doch reichte das alles nicht, um die Rückgänge im Zinsergebnis und im Handelssaldo zu kompensieren. Mit 176 (185) Millionen Euro lag das Betriebsergebnis um 4,9 Prozent unterhalb des Vorjahres.

Nach Abzug der Steuern verblieb ein Jahresüberschuss von 124 (133) Millionen Euro und als Bilanzgewinn weist die Immobilienbank 85 (93) Millionen Euro aus. Damit belegt sie, dass gewerbliche Immobilienfinanzierungen auch ohne Bankenverbund im Hintergrund solide und profitabel zu betreiben sind. An diesem Erfolg könnten ab 2014 sogar die Aktionäre wieder in Form einer Dividende teilhaben. L.H.

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