Blickpunkte

Naspa Die Zeit läuft

Es ist noch nicht all zu lange her, seit Vorstandschef Stefan Ziegler das hehre Ziel auslobte, in fünf Jahren auf dem Niveau vergleichbarer Großsparkassen ankommen zu wollen. Das sind gemessen an der Bilanzsumme die Sparkasse Hannover, die Stadtsparkasse Düsseldorf sowie die Sparkasse Pforzheim Calw. Der Bilanzgewinn 2008 in Hannover fiel mit 15 Millionen Euro zwar deutlich geringer aus als im Vorjahr mit 28 Millionen Euro, es wurden aber die stillen Vorsorgereserven weiter gestärkt. Das Betriebsergebnis vor Bewertung der Sparkasse Pforzheim Calw liegt nach Angaben des Instituts mit rund 110 Millionen Euro deutlich über dem zu Jahresbeginn prognostizierten Ergebnis. Als Jahresüberschuss weist die Sparkasse 15 Millionen Euro aus, der vollständig den Rücklagen zugeführt wird. Deutlich schlechter stellt sich die Situation der Stadtsparkasse Düsseldorf da. Dem nach den internationalen Bilanzierungsregeln IFRS erstellten Halbjahresbericht 2008 zufolge hat sich das Ergebnis von 72,7 auf 32,5 Millionen Euro mehr als halbiert.

So weit in aller Kürze zur Konkurrenz. Und die Naspa? Dem Wiesbadener Institut half einmal mehr nur ein kräftiger Griff in die Reserven in der Größenordnung von rund 27 Millionen Euro, um wenigstens ein ausgeglichenes Ergebnis darstellen zu können. Darüber hinaus halfen die Anwendung des Niederstwertprinzips, was 18 Millionen sparte, die positiven Effekte aus der Anpassung des Zinsfußes für Pensionsrückstellungen mit 16 Millionen Euro sowie die Nicht-Konsolidierung der Naspa Dublin mit weiteren 15 Millionen Euro. Das macht insgesamt rund 76 Millionen Euro an Erträgen, die die Belastungen aus dem Lehmann-Engagement in Höhe von 42 Millionen Euro, die 17 Millionen für IKB und Island sowie ein kräftig gestiegenes Bewertungsergebnis (71,3 nach 49,8 Millionen Euro) ausgleichen mussten.

Da sich Belastungen und Sondereinnahmen in etwa die Waage halten, kann man davon ausgehen, dass es auch um das operative Geschäft der Naspa nicht all zu gut bestellt ist. Der Zinsüberschuss sank trotz steilerer Zinsstrukturkurve leicht von 222 auf 214 Millionen Euro, wobei nicht etwa das Massengeschäft oder das mit viel Wirbel intensivierte Private Banking nennenswerte Erfolge zeigen konnten. Es war vor allem die Versicherungstochter Naspa-Versicherungs-Service, die im Vergleich zum Vorjahr spürbar zulegte. Die Provisionseinnahmen gingen um rund neun Prozent zurück, die Kosten legten leicht zu. Die Aufwand-Ertrag-Relation ist mit 78,4 Prozent zu hoch.

Es ist also noch ein langer Weg bis zum selbst auferlegten Ziel. Es fehlt ein wenig der Glaube, dass allein die Ausrichtung zur Komfortsparkasse die seit vielen Jahren vorhandenen strukturellen Probleme der Naspa beseitigen wird. Für harte Einschnitte in Personal-, Filial- und Kostenstrukturen, die unbedingt notwendig sind, ist ein Trägerkreis aus acht Landkreisen und zwei Städten ein mehr als ernst zu nehmendes Hindernis, wie Stefan Ziegler relativ früh in seiner Wiesbadener Schaffenszeit schmerzhaft erfahren musste. Er ist besonnener geworden, auch wenn man ihm die Ungeduld deutlich anmerken kann. Denn die Zeit läuft, und sie läuft auch gegen ihn. Denn am Ende wird er sich an den eigenen Zielen messen lassen müssen. Und da er davon ausgeht, dass "2009 ein ganz schwieriges Jahr wird" und auch 2010 noch von einem herausfordernden Umfeld auszugehen ist, muss wahrlich schnell etwas passieren. Es sei denn, die hessische Regierung bündelt im Rhein-Main-Gebiet doch noch die Kräfte. P. O.

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