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Informationsdefizite zu Versicherungen im Mittelstand

In der Beratung mit kleinen und mittleren Unternehmen haben die Kreditinstitute das Versicherungsgeschäft offenbar vernachlässigt. Zu diesem Ergebnis kommen übereinstimmend eine Umfrage der Hiscox AG, München, unter rund 1000 Unternehmen in Großbritannien, den Niederlanden, Frankreich und Deutschland, sowie eine Mittelstandsumfrage der Gothaer Versicherungen unter 1007 für Versicherungen zuständigen Mitarbeitern bei Mittelständlern mit bis zu 500 Beschäftigten. Beide Untersuchungen machen bei den Kleinunternehmen und Mittelständlern beträchtliche Informationsdefizite in Sachen Versicherungen aus.

Auf die Frage, wie gut sie sich über Versicherungsthemen informiert fühlen, gaben in der Studie der Gothaer zwar 82,2 Prozent der Befragten an, umfassend, oder doch ausreichend (64,4 Prozent) informiert zu sein. Immerhin jeder Vierte ist sich unsicher in der Frage, ob sein Unternehmen rundherum gut abgesichert ist, 7,6 Prozent verneinen es. Bei Betrieben mit weniger als zehn Mitarbeitern hält rund jeder Zehnte den Versicherungsschutz für unzureichend. 28,4 Prozent der Mittelständler wissen gar nicht, wie viele Versicherungspolicen ihr Unternehmen überhaupt besitzt, 16,8 Prozent kennen nicht einmal die Anzahl der Versicherungspartner.

Welche Versicherungen existieren und notwendig sind, um die größten Risiken der eigenen Branche abzudecken, wusste der Hiscox-Studie zufolge nur jeder Dritte der deutschen Studienteilnehmer. Und dabei sind deutsche Mittelständer noch vergleichsweise gut informiert. Im europäischen Durchschnitt liegt dieser Wert nur bei 22 Prozent.

70 Prozent der Befragten bekannten sich dazu, gar nicht zu wissen, welche Versicherungen für ihre Branche wichtig sind. Entsprechend haben 29 Prozent der deutschen Unternehmen nur die gesetzlich vorgeschriebenen Versicherungen abgeschlossen. Überwiegend sind Firmen der Zielgruppe gegen Sach- und Haftungsrisiken versichert, 53,3 Prozent auch gegen Rechtsrisiken. Die Absicherung gegen Ertragsausfall, Kredit- oder Kostenrisiken spielt dagegen nur eine untergeordnete Rolle.

Insgesamt resümiert die Gothaer: Viele kleine und mittelständische Unternehmen sind unterversichert, andere aber auch überversichert, weil der Versicherungsschutz nicht den aktuellen Entwicklungen angepasst wird. Denn mangels personeller Kapazitäten, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, bleibt Versicherungsschutz für die Unternehmen ein Randthema, das nur selten angefasst wird. So werden auch Kostenpotenziale durch optimierten Versicherungsschutz nicht genutzt. Wenngleich unkomplizierte Schadensregulierung, günstige Tarife und schnelle Reaktion ganz oben auf der Wunschliste an die Versicherer stehen, wünschen sich denn auch 30 Prozent der Befragten eine aktive Information.

Potenziale im Einzelhandel und Kfz-Handel

Informationsdefizite macht die Hiscox-Studie vor allem bei Unternehmen des Einzelhandels und Kfz-Handels aus, wo sich nur zwölf Prozent der Befragten als ausreichend informiert bezeichneten. Entsprechend dürftig ist der Versicherungsschutz: 48 Prozent der Einzelhändler beziehungsweise Kfz-Händler haben nur die vorgeschriebenen Policen abgeschlossen. Hier gilt es der Studie zufolge primär, das Wissen über eine ausreichende Berufshaftpflicht zu stärken.

Die Gothaer dagegen konzentriert sich vordringlich auf die Themen bAV und kollektive Altersvorsorge. Nach wie vor wird die betriebliche Altersvorsorge von jedem zweiten Betrieb der Zielgruppe nicht angeboten. Als Grund gibt jedes fünfte Unternehmen an, nicht ausreichend informiert zu sein. Besonders hoch ist der Informationsbedarf bei den Betrieben zwischen 200 und 500 Mitarbeitern (29,5 Prozent). Jeweils knapp einem Viertel ist betriebliche Altersvorsorge zu teuer und zu umständlich. 28 Prozent geben an, darin keine Vorteile zu sehen. Hier ließen sich mit mehr Aufklärung und entsprechenden Angeboten vielleicht doch noch einige Lücken schließen.

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