Verbraucherschutz

Finanzielle Allgemeinbildung - Erfahrungenaus Schule und Kreditwirtschaft

Haushaltspläne statt Rechenkästen ausfüllen

Von Jan W. Wagner, Vorsitzender des Vorstands, CreditPlus Bank AG, Stuttgart - Das Projekt ist mit dem LEA Mittelstandspreis für soziale Verantwortung in Baden-Württemberg ausgezeichnet worden: Mitarbeiter der Creditplus Bank geben Unterricht zum richtigen Umgang mit Geld und Bewerbungstipps an Brennpunktschulen in Stuttgart und Offenbach. Letztes Jahr hat eine der Schülerinnen ihre Ausbildung bei der Spezialbank für Verbraucherkredite beginnen können.

Wie sie mit ihrem Taschengeld oder dem Verdienst aus Ferienjobs richtig umgehen, steht neuerdings auf dem Stundenplan der Klassenstufe neun. Die Schüler tauschen ihre Aufsatzhefte gegen den Geldtypentest und füllen statt Rechenkästchen Haushaltspläne aus. Links die Einnahmen, rechts die Ausgaben. Schnell wird klar, ob etwas und wenn ja wie viel unter dem Strich nach dem Kauf von coolen Handys und hippen Klamotten übrig bleibt.

Bankmitarbeiter statt Klassenlehrer

Statt der Klassenlehrer zeigen Mitarbeiter der Creditplus Bank den Schülern den richtigen Umgang mit Geld. Wie gehe ich persönlich mit Geld um? Was muss ich bei Bewerbungsgesprächen beachten? Antworten geben die Experten mit vielen praktischen Tipps und selbst entwickelten Schaubildern. In einem weiteren Unterrichtsblock geht es um Fragen wie "Was kosten die Dinge, auf die ich gerne sparen möchte?", "Wie vermehren Zinsen mein Erspartes?" oder "Wie wird festgestellt, ob sich jemand einen Kredit leisten kann?" Beispiele aus dem täglichen Leben veranschaulichen die Zahlenspiele.

Vielen der Jungen und Mädchen fehlt zuhause die nötige Unterstützung beim Lernen und beim richtigen Umgang mit Geld. Dadurch, dass sehr viele Schüler einen Migrationshintergrund haben, bleiben auch Sprachschwierigkeiten nicht aus. Alltagsprobleme einer Brennpunktschule.

Die Anregung, sich im Bereich Coporate Social Responsibility zu engagieren, kam von den Mitarbeitern selbst. Sie wollten das Leitbild der Bank unter dem Motto "Wir handeln verantwortungsbewusst und setzen auf Partnerschaft" mit Leben füllen. Das hat sie bei dem Projekt sehr motiviert.

Ihr Ziel: das Finanzwissen in Deutschland zu verbessern. Denn gerade Jugendliche kommen mit ihrem Geld häufig nicht aus, weil sie nie gelernt haben, damit umzugehen. Oft ist auch die berufliche Zukunft noch unklar, die ein regelmäßiges Einkommen sichern soll.

Auch als Motivation für die Mitarbeiter

Um dies zu ändern, bringen sich Mitarbeiter der Bank mit großer Einsatzbereitschaft und ihren persönlichen Erfahrungen im Bankgeschäft und in der Ausbildung in das Projekt ein. Zusätzlich zu ihren Aufgaben und Terminen im Bankalltag erstellen sie Präsentationen, entwickeln Übungsaufgaben und proben den Unterricht vor Vorgesetzten. Viele von ihnen motiviert es, zum ersten Mal vor der Herausforderung zu stehen, ein komplexes Thema wie die Kreditvergabe vor einer großen Gruppe verständlich zu erläutern und auf ungewohnte Fragen antworten zu müssen.

Zusätzlichen Anreiz gibt die Nähe der Schulen zum Hauptsitz der Creditplus Bank in Stuttgart beziehungsweise zu der Absatzfinanzierungseinheit in Offenbach. Die Mitarbeiter wissen, dass ihre Unterstützung ankommt und erleben, was ihr Engagement in der Nachbarschaft bewirkt. Das Fazit bei allen Beteiligten ist äußerst positiv. Die Mitarbeiter berichten, es sei ein schönes Gefühl, den Schülern etwas vermitteln zu können und ihnen Mut für den Übergang ins Berufsleben gemacht zu haben.

Die Direktoren und Lehrer der Schulen freuen sich über die vielen anschaulichen Alltagsberichte und Übungen. Sie wünschen sich, dass mehr Schulen ein solches Projekt verwirklichen, um rechtzeitig den richtigen Umgang mit Geld zu üben. So sagt beispielsweise Uwe Heilek, Schulleiter der Grund- und Hauptschule Stutt-gart-Gablenberg zu dem praxisnahen Unterricht: "Viele Familien unserer Schüler müssen jeden Cent mehrmals umdrehen. Da ist es wichtig für die Jugendlichen zu lernen, einen Bezug zu Geld zu bekommen und damit vernünftig zu haushalten."

Wirtschaftskundebücher: oft wenig attraktiv

Von Georg Neudecker, Lehrer an der staatlich anerkannten Schule für Phar-mazeutisch-Technische Assistent/innen, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar - Ein Problem vieler Wirtschaftskundebücher, die im Unterricht eingesetzt werden, ist der fehlende aktuelle Bezug. Man findet veraltete Grafiken, Tabellen und Beispiele, sowie wenig attraktive und ansprechende Texte. Alles ist sehr "theorielastig" und kaum im Unterricht einsetzbar.

Neue Ansätze zur aktuellen Wirtschaftsideologie oder zur Kritikwürdigkeit bestehender Wirtschaftswissenschaften werden kaum oder gar nicht erwähnt. Wo finden sich zum Beispiel Hinweise auf das Scheitern der Geldmengensteuerung à la Milton Friedmann oder das reanimierte Modell der Neoliberalen?

Zu den im Lehrplan vorgegebenen Inhalten im Fach Wirtschafts- und Sozialkunde setze ich gerne begleitende Materialen ein, die dem aktuellen Wissenstand entsprechen. Dies ist besonders bei den Themen Wirtschaftpolitik, Finanz- und Bankenkrise, Konjunktur- und Geldpolitik wichtig, da auch unsere Schüler sich außerhalb der Schule mit dieser Thematik auseinandersetzen. Und dann sind natürlich aktuelle gut aufbereitete Unterlagen zu dem gewünschten Thema?" Das Internet ist in dieser Hinsicht eine Quelle par excellence.

Hier kann auf bekannte und bewährte Adressen zurückgegriffen werden.

In meinem Unterricht setze ich gerne Veröffentlichungen des Universum-Verlages ein. Zu erwähnen sind vor allem die meist kostenfreien Materialien für Lehrer und Schüler in DIN-A-5-Format, sowie die dazugehörenden Overheadfolien, die man je nach Bedarf nutzen kann.

Fordere ich Unterlagen beim Verlag an, werden diese unkompliziert und zeitnah zugestellt. Behandele ich im Unterricht das Thema Geld, Finanzen, Finanzpolitik und Bundesbank, wende ich mich an das Magazin "Hoch im Kurs". Die bereitgestellten Foliensätze sind relativ neuen Datums, ansprechend und farbig gestaltet, aber leider nicht im DIN-A-4-Format erhältlich.

Zwecks Feststellung von bereits vorhandenem Basiswissen führe ich zu Kursbeginn eine Wissensabfrage durch; die gezeigten Kenntnisse über wirtschaftliche Zusammenhänge sind recht lückenhaft. Grundlagen und Zusammenhänge, wie zum Beispiel historische Kenntnisse zu Wirtschaftssystemen, sind meist nicht vorhanden.

Mein Unterrichtsziel ist es, den Zusammenhang des Wirtschaftskreislaufs unter Einbeziehung der Finanzmärkte, der Politik und der Globalisierung aufzuzeigen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind unterstützende Maßnahmen, wie sie Verlage in der oben erwähnten Form anbieten, sehr wichtig. Für den Lehrenden sind/wären Zugänge und Downloadmöglichkeiten zu "einschlägigen Foren" sehr hilfreich. Plattformen mit Austauschmöglichkeiten zwischen Lehrern und Fachleuten aus der Wirtschafts- und Finanzwelt wären mit Sicherheit von Vorteil. Davon würden alle Schüler, Lehrer und die Wirtschaft profitieren.

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