Blickpunkte

Factoring - Noch viel Wachstumspotenzial

Sicher wäre es übertrieben, die Factoringbranche als Krisengewinnler zu bezeichnen, allein schon deshalb, weil die Geschäftsentwicklung naturgemäß der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung folgt. Und doch hat die Unsicherheit im Zuge der Eurokrise die Nachfrage nach Factoring steigen lassen, namentlich bei kleineren Mittelständlern, die ihre Exporte durch Verlagerung des Delkredererisikos auf den Factor absichern wollen. Das zeigt: Längst ist die Wahrnehmung des Factoring als "letzter Ausweg", wenn die Hausbank bei der Finanzierung nicht mehr mitmacht, vom Tisch. Die nachwachsende Unternehmergeneration, so Joachim Secker, Vorstandssprecher des Deutschen Facto-ring-Verbands e. V, Berlin, schätzt die Dienstleistung zunehmend als zweites Standbein der Finanzierung, das die Abhängigkeit von der Hausbank verringert.

So wächst der Forderungsankauf an beiden Enden der Skala. Im Geschäft mit den großen Unternehmen einerseits, andererseits in der großen Masse der kleinen Firmen mit einem Jahresumsatz unter zehn Millionen Euro. Die Gesamtzahl von 14600 Unternehmen (plus 2600 gegenüber 2010) in Deutschland, die das Factoring im Jahr 2011 nutzten, zeigt aber, dass gerade im Mittelstand noch viel Nachholpotenzial besteht. An einer auch weiterhin zweistelligen jährlichen Wachstumsrate hat Secker deshalb auch wenig Zweifel, wenngleich sich das Wachstum seit dem zweiten Halbjahr 2010 etwas verlangsamt hat. Im Vorjahresvergleich erhöhte sich der Factoringumsatz 2011 um 18,89 Prozent. Die Wachstumsrate bewegt sich damit - die Ausreißer 2009 mit einem erstmaligen Rückgang und 2010 mit einer Wachstumsrate von 37,8 Prozent herausgerechnet - in etwa auf dem Niveau der Vorjahre.

Im internationalen Vergleich liegt die Factoringquote in Deutschland relativ niedrig. 6,12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts wurden 2011 über Factoring abgewickelt. Das Ziel einer zweistelligen Quote scheint aber angesichts der hohen Wachstumsraten durchaus realistische. Und je mehr die Branche wächst, desto attraktiver wird die Dienstleistung auch von den Konditionen her. Denn auch beim Factoring gibt es Skaleneffekte, beispielsweise IT-seitig und bei den Konditionen der Rückversicherer. Und so kann die Dienstleistung heute im Schnitt um die Hälfte günstiger angeboten werden als noch vor zehn bis 15 Jahren. Red.

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