Blickpunkte

Datenschutz - Alle in einem Boot

In der Mediengesellschaft ist es fast unvermeidlich, dass der Verbraucher breite Datenspuren hinterlässt. Und je mehr Daten durch Informations- und Kommunikationskanäle fließen beziehungsweise gespeichert werden, umso schwieriger ist es, diese auch wirklich vor unberechtigtem Zugriff zu schützen. Darüber muss sich der moderne Mensch einfach im Klaren sein. So, wie es in früheren Jahrhunderten hochwahrscheinlich war, auf Reisen von Straßenräubern über fallen zu werden, droht heute der Datenverlust.

Viele Daten geben die Menschen in "sozialen Netzwerken" oder anderen Stellen freiwillig an, bei anderen - und dazu gehört der Bereich Finanzen - sind sie sensibel. Dass sich in diesem Herbst die Datenpannen oder -skandale (nicht nur) bei den Finanzdienstleistern häufen, stößt deshalb auf wachsendes Unbehagen. AWD war betroffen, die Karstadt-Quelle Bank, die DKB und andere Kreditkarten-Emittenten, die Deutsche Bank, die Postbank und Anfang November auch die Sparkassenorganisation über den Deutschen Sparkassenverlag. Und die ING-Diba wird von Verbraucherschützern gerügt, sie mache es durch den Verzicht auf PIN-Abfrage beziehungsweise den Nachweis von Sterbeurkunde oder Erbschein einfach, den Kontozugriff angeblich Verstorbener sperren zu lassen.

Zweifellos sind die einzelnen Fälle von unterschiedlicher Qualität. Bei AWD und dem Sparkassenverlag ging es um temporäre Lecks in der Datensicherung, durch die Kunden- und Vertragsdaten abgegriffen werden konnten beziehungsweise Rechnungsdaten der Shopping-Plattform der Sparkassen für Dinge wie Banking-Software und Chipkartenleser einsehbar waren. Die Kreditkarten-Emittenten sind indirekt durch eine Datenpanne bei einem spanischen Kartendienstleister betroffen.

Der Postbank und der Deutschen Bank dagegen wird schuldhaftes Verhalten vorgeworfen. Einem Kunden der Deutschen Bank waren 38 Seiten mit sensiblen Informationen einer fremden Familie zugeschickt worden, die Postbank soll Beratern der Postbank Finanzberatung AG vollen Zugriff auf die Girokontodaten der Kunden ermöglicht haben.

Wie immer nun die verschiedenen Fälle zu beurteilen sind: Durch die schlichte Häufung, deren Einzelheiten sich der Verbraucher ohnehin nicht lange merkt, schwächen sie insgesamt das ohnehin schon stark beeinträchtigte Vertrauen in die Finanzdienstleister, das diese doch seit Jahren als ihr wichtigstes Asset feierten. Aus Sicht der Branche vermutlich ein schwacher Trost: Da bei dieser Thematik mittlerweile alle in einem Boot sitzen, dürften Kundenverluste als Folge mehr oder weniger großer Datenskandale in Zukunft immer weniger zu erwarten sein, da der Kunde - ähnlich wie in Sachen Politikverdrossenheit - zunehmend in verärgerte Resignation verfallen dürfte. Die daraus entstehende "Bankverdrossenheit" wird aber die Kundenloyalität insgesamt weiter schwächen. Red.

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