Blickpunkte

Bankenkrise Allzu menschlich

Wer lange Zeit für wenig renditeorientiertes Handeln und vermeintliche Behäbigkeit belächelt und zuweilen auch gescholten wurde, der mag sich gerade in Zeiten wie diesen gerne ein wenig ins Fäustchen lachen, weil das Pendel der öffentlichen Meinung derzeit deutlich in Richtung der Werte Verlässlichkeit und Sicherheit ausschlägt. Das ist menschlich.

Insofern ist es selbstverständlich für öffentlich-rechtliche wie auch für genossenschaftliche Institute erfreulich, wenn sie innerhalb weniger Wochen Einlagenzuflüsse verzeichnen, die teilweise den Zuwachs des gesamten vergangenen Jahres überschreiten. Denn obwohl die Sicherheit der Einlagen bei deutschen Instituten aller drei Säulen absolut gegeben ist, ist doch die "gefühlte Sicherheit" offensichtlich bei den Primärbanken der beiden Finanzverbünde für die Verbraucher noch ein wenig höher.

Zum Beispiel im Saarland: Die Kundeneinlagen der neun saarländischen Sparkassen erhöhten sich zwischen dem 30. September 2007 und dem 30. September 2008 moderat um 25,8 Millionen Euro oder 0,2 Prozent auf 10853,5 Millionen Euro. Allein während der ersten drei Oktoberwochen flossen der größten dieser neun öffentlich-rechtlichen Institute, der Sparkasse Saarbrücken, jedoch etwa 50 Millionen Euro an neuen Kundengeldern zu.

Doch allzu ausgeprägtes Klopfen der eigenen Schulter ist in diesem Zusammenhang nicht angebracht. Denn die Erfahrung zeigt, dass Menschen - nicht immer zu ihrem eigenen Nachteil - erschreckende Erfahrungen und Krisenzeiten schnell vergessen, sobald sich die Stürme wieder gelegt haben. Sie kehren dann zu alten Verhaltensweisen zurück, die zwischenzeitlich abgelegt waren. Es darf durchaus vermutet werden, dass diese Erkenntnis auch für die Finanzkrise gilt.

Und deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass private Anleger mittelfristig nach dem Abflauen der Turbulenzen der Rendite ihrer Geldanlage wieder mindestens dieselbe Bedeutung beimessen wie ihrer (gefühlten) Sicherheit. Die Primärinstitute der Verbünde werden daher nicht alle Einlagen, die sie derzeit einsammeln, auch langfristig im eigenen Haus halten können. Sie wären also gut beraten, gerade jetzt an der Qualität ihrer Dienstleistungen, aber auch an Kostenstrukturen zu arbeiten. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X