Blickpunkte

Anlageberatung - Zu spät gestorben

Die Kalkulation des "Langlebigkeitsrisikos" ist seit jeher Kernstück der Versicherungsmathematik. Nur so lassen sich Rentenversicherungen ohne Verlust für den Anbieter kalkulieren. Bei neuen Angeboten von "Immobilienrenten", bei denen Hauseigentümer ihr Eigenheim gegen Zahlung einer lebenslangen Rente verkaufen, oder bei Fonds, die in gebrauchte Lebensversicherungspolicen investieren, ist die Thematik von ähnlicher Brisanz: Verkalkuliert man sich hier, geht das Geschäftsmodell nicht auf.

So ist es ganz offensichtlich der Deutschen Bank ergangen. Ihre 2004 und 2005 vertriebenen Fonds db Kompass Life I und II hatten in US-Lebensversicherungspolicen investiert, die auf dem Zweitmarkt erworben wurden. Dabei haben sich aber offenbar die zugrundegelegten Sterbetafeln als unzutreffend erwiesen. Viele Versicherte leben länger als prognostiziert. Damit fließen die Versicherungssummen später als erwartet, und der Fonds muss in vielen Fällen länger Prämien zahlen als prognostiziert. Dies allein ist aber wohl nicht dafür verantwortlich, dass die laut Prospekt ab Oktober 2007 zu erwartenden vierteljährlichen Ausschüttungen bisher nicht wie versprochen fließen. Auch die aufgrund wachsender Nachfrage steigenden Preise für gebrauchte Lebensversicherungen sowie die Gesetzesänderung in Deutschland mit Einführung der Besteuerung von US-Lebensversicherungen führten dazu, dass das Konzept - ähnlich wie bei anderen Anbietern - nicht aufging. Um Klagen wegen Falschberatung zu vermeiden (zumal Anleger offenbar über die geflossene Provision nicht aufgeklärt worden waren), hat die Bank nun Anlegern ein Vergleichsangebot unterbreitet und bietet den Rückkauf der Anteile zu 80 Prozent der Zeichnungssumme an.

Der mit Massenklagen stets verbundene Imageschaden wird sich damit vielleicht eindämmen lassen. Dem Zweitmarkt für Lebensversicherungen, der derzeit ohnehin schon unter einem Überangebot von Policen und der Zurückhaltung von Investoren leidet, versetzt die Entwicklung aber einen neuen Schlag. Der Verkauf von Policen als Alternative zum Storno wird damit als Schlupfloch immer enger. Als Verkaufsargument taugt diese Option damit weniger denn je. sb

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