Digitalisierung

LBBW wird Fintech-Gründer

Quelle: LBBW

"Unsere Innovationszentren sind die 915 Volksbanken und Raiffeisenbanken", sagte BVR-Präsidentin Marija Kolak im Redaktionsgespräch mit der ZfgK in der vergangenen Ausgabe und spielte damit auf die enge Kundenbindung der Institute und das Wissen um die Bedürfnisse der Kunden an. Das Motto: Hört auf die Mitarbeiter, dann braucht ihr nicht so viel Berater. Das dachte sich wohl auch die LBBW. Denn während andere deutsche Kreditinstitute sich mitunter kostspielig an Fintechs beteiligen oder diese ganz übernehmen, wird die baden-württembergische Landesbank selbst zum Gründer, wie es sich für das von Unternehmertum geprägte "Ländle" gehört. Gemeinsam mit der DPS Software GmbH, Leinfelden-Echterdingen, und dem Stuttgarter Startup-Hub Pioniergeist GmbH, wurde ein Fintech namens Xavin ins Leben gerufen.

Das neue Unternehmen versteht sich als "digitale Plattform für regionale und emotionale Investments". Doch nicht nur die Tatsache einer Landesbank als Gründer ist bemerkenswert, auch der Weg bis hin zu Xavin. Denn die Idee stammt von eigenen Mitarbeitern. Bereits seit Ende 2016 wurde die Plattform gemeinsam mit dem Inkubator Pioniergeist entwickelt und hat mittlerweile nach Unternehmensangaben in mehreren Pilotprojekten erfolgreich bewiesen, dass das Geschäftsmodell funktioniert. Für die Landesbank ist es das erste Mal, dass eigene Mitarbeiter gemeinsam mit Partnern und mit Unterstützung der Bank ein Fintech gegründet haben. Inzwischen firmiert Xavin als eigenständige GmbH. Im Rahmen einer Kapitalerhöhung hat das europaweit tätige IT- und Beratungsunternehmens DPS einen sechsstelligen Betrag investiert und hält damit 16,5 Prozent der Anteile. Die LBBW ist über ihre Wagniskapitaltochter LBBW VC mit 24,5 Prozent beteiligt, 55 Prozent gehören den Gründungsgesellschaftern Nina Gladen und Tobias Ungerer und die restlichen 4 Prozent sind im Besitz der Pioniergeist GmbH. Nach Angaben der LBBW gibt es bereits Verhandlungen mit einer Reihe von Sparkassen, die die Dienstleistung als White-Label-Produkt anbieten wollen. Außerdem wird geprüft, wie das Leistungsspektrum von Xavin weiter entwickelt werden kann.

Xavin ermöglicht es Projektträgern, soziale und gemeinnützige Projekte online vorzustellen und diese über Kredite von Mitgliedern und Förderern zu finanzieren. Große Möglichkeiten werden beispielsweise bei Sportvereinen gesehen. Die Idee dabei: Das Geld kommt von Vereinsmitgliedern und -unterstützern. Dafür bekommen diese eine Rendite und können gleichzeitig von dem umgesetzten Projekt, etwa einer neuen Turnhalle, einem Vereinsheim oder einem neuen Kunstrasen, profitieren. Das Fintech spricht hier von "finanzieller und emotionaler Rendite". Allerdings gibt es auch einen (kleinen) Haken: Die Anlagen sind generell nachrangige Darlehen mit qualifizierter Rücktrittsvereinbarung. Dass Sparkassenberater ihren Kunden die Plattform als Alternative für die Geldanlage empfehlen werden, dürfte deshalb vermutlich auch künftig eher die Ausnahme bleiben. Eine gute Alternative zur Spende ist Xavin aber allemal.

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