Asset Management

Kein Entweder-oder

Im Asset Management nimmt seit wenigen Jahren ein Wandel unaufhaltsam seinen Lauf. Zwar ist im Rauschen der ständig wechselnden Kapitalmarkt-Krisenthemen (erst dominierten Griechenland und die Zentralbankpolitik, jetzt China) die Beschäftigung mit manch anderem Thema eher in den Hintergrund getreten, doch passive Kapitalanlagen gewinnen seit der Finanzkrise an Bedeutung. Und das könnte aktive Portfolio Manager auch in Europa beziehungsweise Deutschland zukünftig zunehmend unter Druck setzen. Bei der Entwicklung hin zu passiven Produkten sind die USA wieder einmal Vorreiter: Hier machen ETFs inzwischen 12 Prozent des Volumens aller Publikumsfonds aus - mit steigender Tendenz. Nach Zahlen von Lyxor hat jedoch auch der europäische ETF-Markt seinen positiven Trend im laufenden Jahr fortgesetzt. Im August 2015 summierten sich die Nettomittelzuflüsse auf 9,7 Milliarden Euro und lagen damit nur wenig unter dem Rekordhoch von 10,9 Milliarden Euro aus dem Januar 2015. Das nun insgesamt in ETFs verwaltete Vermögen stieg im Vergleich zum Jahresende 2014 um 17 Prozent auf nun 425 Milliarden Euro, inklusive eines positiven Markteinflusses in Höhe von 4,80 Prozent. Zu den Vorteilen der passiven Produkte zählen aus Anlegersicht ihre relativ niedrigen Gebühren und die offenbar vielmals als enttäuschend empfundenen Ergebnisse aktiv gemanagter Produkte.

Mit diesen positiven Zahlen schwimmen die ETFs hierzulande freilich in einem extrem positiven Marktumfeld der gesamten Asset-Management-Industrie mit. Insgesamt sammelten die Fondsgesellschaften in Europa gemäß europäischem Fondsverbands EFAMA im ersten Halbjahr 2015 netto 442 Milliarden Euro ein. Das verwaltete Fondsvermögen betrug 12,5 Billionen Euro. Neuesten Zahlen des BVI zufolge verwaltete die Branche allein in Deutschland zur Jahresmitte 2,6 Billionen Euro. Zwischen Januar und Juni 2015 sind ihr netto 108,6 Milliarden Euro zugeflossen. Im Juli allein waren es 11,4 Milliarden Euro.

Und selbstverständlich gibt es weiterhin genügend gute Argumente für aktives Portfolio Management. So resümiert ein Hintergrundpapier von Lazard Asset Management aus dem August 2015, dass aktive Portfolio Manager Wertschöpfung aus der gezielten Ausnutzung von (vermuteten) Informationsvorteilen generieren. Das funktioniert besonders gut in Phasen mit volatiler Marktentwicklung wie der derzeitigen und bei einem einigermaßen hohen Unterschied in der Wertentwicklung von Aktien in Bezug auf Länder, Branchen, Marktsegmente und Einzelwerte.

Letztlich ist die Frage nach aktivem oder passivem Management demnach keine Frage des Entwederoder, sondern eine der Gewichtung. Das haben selbstverständlich auch die Anbieter erkannt. Die allermeisten haben sowohl aktiv gemanagte Produkte im Programm als auch die margenärmeren passiven. Wie stark sich die Relationen in den kommenden Jahren verändern werden, hängt vor allem davon ab, wie erfolgreich aktive Portfolio Manager zukünftig agieren und wieviel Spielraum die Anleger ihnen für ein aktives Abweichen vom Index zugestehen. Aus Anlegersicht sollte sich im Vergleich zwischen passiven und aktiven Investments logisch ergeben, dass aktive Produkte eher dann eine Daseinsberechtigung haben, wenn sie sich sehr stark abseits der Indexbenchmarks positionieren - und nicht lediglich leicht abgewandelt einen Index abbilden.

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