Laut einer gemeinsamen Studie von SWIFT und der Boston Consulting Group (BCG) steht die Nutzung von Anwendungsprogrammierschnittstellen offenbar vor dem Durchbruch in der Wertpapier-Dienstleistungsbranche. Die Studie sieht wesentliche Gründe dafür im Streben der Firmen nach höherer Effizienz und neuen Geschäftsmodellen.
Laut einer Umfrage der BCG stieg die Bekanntheit von APIs unter Asset Managern allein im Verlauf des Jahres 2018 um 26 Prozentpunkte auf 72 Prozent. Das wachsende Geschäftsinteresse treibt zunehmend mehr Pilotvorhaben und Anwendungsfälle voran, vor allem für die Schnittstelle zwischen Asset Managern und ihren Verwahrstellen.
APIs eignen sich laut Meldung sehr gut zur Unterstützung der Wertpapier-Dienstleistungsbranche, die mit zahlreichen und vielfältigen Anlageformen, komplexem Informationsaustausch und steigendem Gebührendruck zu kämpfen hat. Die Studie stellt vier Bereiche vor, in denen APIs der Branche Vorteile bieten können:
- Höhere Effizienz und Kosteneinsparungen durch automatisierten Datenaustausch
- Sichtbarkeit von Informationen wie Settlement-Status und Innertages-Risiken in Echtzeit
- Wertschöpfende Services wie umfassendere Daten und Analysen
- Operative Bezugsgrößen zur Unterstützung von Dienstleistern beim Performance- Vergleich mit ihren Mitbewerbern
Der Studie zufolge haben APIs in der Wertpapier-Dienstleistungsbranche zum Teil langsamer Akzeptanz gefunden als in anderen Finanzdienstleistungsbereichen, da regulatorische Treiber fehlten. Zudem gibt es bei den Akteuren keine einheitliche Haltung hinsichtlich der Bereitschaft APIs einzusetzen, und es bestehen große Unterschiede bei ihrer technischen Ausstattung sowie ihrer Offenheit, sich mit Anbietern über API-Lösungen zu verständigen. Etwa 56% der Befragten in der BCG-Studie empfanden den Reifegrad von Post-Trade-APIs als „experimentell”, während lediglich 21% sagten, er sei „hoch” oder „mittel“.
„APIs haben das Potenzial zu einem kraftvollen Impulsgeber für Innovation in der Post-Trade- Branche zu werden, so wie sie das auch im Zahlungsverkehr und in anderen Bereichen des Banking erwiesen haben”, sagte Juliette Kennel, Head of Securities and FX bei SWIFT. „Das Interesse an der Technologie wächst, und die ersten Ergebnisse der Erprobung sind vielversprechend. Um aber die breite Nutzung von APIs anzuregen und zu beschleunigen, müssen wir die Unsicherheit über Standards beseitigen und das Verständnis für die Reife der Technologie erhöhen.” Der Bericht formuliert vier Handlungsempfehlungen für die Branche:
- Eine gemeinschaftliche allgemeine API-Infradtruktur schaffen
- API-Standards zur Unterstützung der Interoperabilität festlegen
- Netzwerk-APIs fördern anstelle von Punkt-zu-Punkt-Lösungen
- Strenge Standards für Sicherheit und gegen Ausfälle einhalten
„Das Wholesale Banking wird immer digitaler, und APIs sind eine der Schlüsseltechnologien, die diese Transformation unterstützen", kommentierte Sumitra Karthikeyan, Global Head of Securities Servicing bei BCG. „APIs beginnen nun, in die Wertpapier-Dienstleistungsbranche vorzudringen und entwickeln sich zu einer führenden Technologie, die Führungskräfte für den Übergang zum ‚digital first‘-Unternehmen nutzen. Obwohl bekannte Herausforderungen aus der Vergangenheit wie Interoperabilität und Sicherheit noch für Gegenwind bei der Einführung sorgen, glauben wir doch, dass sie überwunden werden und erwarten, dass sie in Zukunft zunehmend angenommen werden.“