ifo-Index fällt unerwartet – belastet Trump?

Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hat sich zum Jahresanfang leicht verschlechtert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im Januar überraschend auf 109,8 Zähler von 111,0 Punkten im Vormonat, wie die Münchner Forscher zu ihrer Umfrage unter Tausenden Managern mitteilten. Die Unternehmen waren zwar erneut zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Jedoch blicken sie weniger optimistisch auf die kommenden sechs Monate.

Die deutsche Wirtschaft ist 2016 mit 1,9 Prozent so kräftig gewachsen wie seit fünf Jahren nicht mehr. Für dieses Jahr rechnet die Bundesregierung Insidern zufolge mit einer Abschwächung auf 1,4 Prozent - allerdings vor allem deshalb, weil es diesmal drei Arbeitstage weniger gibt.

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Der Blick auf die einzelnen Segmente des ifo-Index zeigt überall einen Rückgang zum Beginn des laufenden Jahres. Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Index von 15,4 Punkten im Dezember auf 13,8 Punkte im Januar gesunken. Dies war auf merklich weniger optimistische  Geschäftserwartungen zurückzuführen. Die Unternehmen waren hingegen nochmals zufriedener mit ihrer aktuellen Lage. Dieses Muster zieht sich durch viele wichtige Branchen der deutschen Industrie. Die Kapazitätsauslastung stieg um 0,3 Prozentpunkte auf 86,0 Prozent, und die Unternehmen erwarten vermehrt Preissteigerungen.

Im Großhandel hat sich das Geschäftsklima nach dem Zwischenhoch im Vormonat mit 17,9 Punkten wieder verschlechtert, auf 14,7 Punkte. Die Einkäufe der Großhändler bleiben jedoch expansiv ausgerichtet. Im Einzelhandel sank der Index von 9,4 Punkten auf 5,8 Punkte deutlich. Die Händler beurteilten ihre aktuelle Lage auf hohem Niveau etwas weniger gut. Der Ausblick auf die kommenden Monate bleibt weiterhin verhalten.

Nach der Rekordjagd in den letzten Monaten gab das Geschäftsklima auch im Bauhauptgewerbe nach (10,7 Punkte nach 13,1 Punkte). Die Baufirmen nahmen ihren Optimismus mit Blick auf die kommenden Monate zurück. Der Index der aktuellen Lage stieg jedoch auf einen neuen Höchststand.

Die Rückgänge kamen überraschend. Experten waren zuvor davon ausgegangen, dass sich die rings um den Globus verbesserten Konjunkturfrühindikatoren positiv auf den ifo-Geschäftsklimaindex auswirken würden. Doch die bissige Inaugurationsrede von Donald Trump machte nochmals deutlich, dass der neue US-Präsident mit Handelsrestriktionen Ernst machen könnte. Für die exportabhängige deutsche Industrie wäre jede Art von Handelskrieg pures Gift. Die Drohungen des neuen US-Präsidenten haben durchaus Potenzial für einen Stimmungsdämpfer. Die Unternehmen schätzen den weiteren Konjunkturverlauf pessimistischer ein. Der Unsicherheitsfaktor Donald Trump wirkt belastend, was sich negativ auf die Investitionsbereitschaft auswirken könnte.

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