Gespräch des Tages

Zinspolitik - Banken über alles?

Sind Versicherungen einem einigermaßen entwickelten Gemeinwesen so viel weniger wert als Banken? Das fragt sich die Assekuranz nun doch schon lange und zunehmend grimmiger: Bankenrettung mit schier endlos niedrigem Zins auf Kosten einer ganzen Branche, so empfinden die Vorsorger, was Europas Staaten ihrer ach so unabhängigen Notenbank vorschreiben. Und solange das Wort "Krise" sich noch als Überschrift für alles verwenden lässt, was als Bedrohung des monetären Wohlbefindens betrachtet wird, so lange würde schon die Andeutung einer möglichen Zinserhöhung tatsächlich die gehätschelten Märkte erschrecken. Denn inzwischen haben sie sich ganz offensichtlich an Notenbankgeld zum Nulltarif so sehr gewöhnt, dass daraus das vorherrschende Geschäftsmodell einer ganzen Bankenwelt geworden ist.

Die Sparer dagegen, die Versicherungen, die Bausparkassen, die langfristigen Kapitalsammler dürfen sich, müssen sich vom Staat, der doch auch der ihre sein soll, betrogen fühlen. Denn "Bankenrettung" ist in einem Maße zum Staatsziel der Gegenwart geworden, das "alles andere" zu Nebensächlichkeiten zu degradieren droht. Und die Vorsorger - zu denen sich gewiss auch die traditionellen Einlegerbanken rechnen können - dürfen sich mit dem ewigen Niedrigzins mittlerweile sogar doppelt geschädigt fühlen: nach der direkten Staatshilfe aus Steuermitteln nun eben auch noch das unverschämt billige Geld als zweiter Förderweg.

Gewiss, gewiss, die eigentlich so braven Vorsorger haben eine Menge der ihnen anvertrauten Mittel in deutschen wie ausländischen Pleitebanken angelegt. Die direkten Staatshilfen für diese haben also gerade auch die Assekuranz vor bösen Abschreibungen bewahrt. Aber zu Recht wird heute darüber nachgedacht, ob die volle Liquidierung von HRE et cetera von den Versicherern nicht sogar besser hätte bewältigt werden können, als jetzt die fortschreitende Auszehrung der Vorsorgebetriebe durch die andauernde Niedrigzinspolitik. Wie die Assekuranz und vor allem auch die Bausparkassen auf die Unmöglichkeit reagieren, mit ihren Kapitalanlagen die alten Renditen zu erwirtschaften, ist täglich zu erfahren: Sie verändern ihre Tarife, bis es schon fast keine mehr sind, sie fressen die Reserven und sie entlassen Menschen. Sind Banken, so viele - zu viele! - das alles wirklich weiter wert?

Hinzu kommt bescheidene Konjunkturlehre. Zinseffekte allein haben noch keine Wirtschaft der Welt zu neuer Prosperität getrieben, weil sie nur die Investitionsfähigkeit und nicht auch die Investitionsneigung anrühren. Deshalb verpuffen dauerhafte Niedrigzinsen so schnell. Aber ihre Schäden, die bleiben lange.

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