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Zentralbanken - Stabilität des EU-Bankensektors

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat einen Bericht des Ausschusses für Bankenaufsicht des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) zur Stabilität des Bankensektors in der EU veröffentlicht. Zusammenfassend heißt es:

Ertragsentwicklung und Solvenz der EU-Banken im Jahr 2006 und im ersten Halbjahr 2007: Die finanziellen Rahmenbedingungen des Bankensektors in der EU gestalteten sich auch im Jahr 2006 weiter positiv; für 2007 liegen noch keine konsolidierten Jahresdaten vor. Hinweise auf der Basis einer Auswahl von Großbanken in der EU lassen den Schluss zu, dass sich diese Entwicklung im ersten Halbjahr 2007 fortgesetzt hat. Das unterschiedliche Tempo, mit dem die Internationalen Rechnungslegungsstandards (International Financial Reporting Standards - IFRS) für aufsichtliche Zwecke in den einzelnen Ländern eingeführt werden, erschwert derzeit die Analyse. Zur Wahrung der Datenintegrität werden die Daten der Länder, die nach IFRS bilanzieren, wie schon im letztjährigen Bericht nicht mit den Daten jener Länder aggregiert, die die IFRS noch nicht anwenden.

Die Ertragslage der EU-Banken verbesserte sich 2006 weiter, obgleich sich hinter der durchschnittlichen Gewinnentwicklung ausgeprägte Unterschiede zwischen den Banken verbergen. So nahm die Eigenkapitalrendite mittlerer und insbesondere großer Banken gegenüber dem Vorjahr deutlich zu, während sich diese Profitabilitätskennzahl bei kleinen Banken, die die neuen Rechnungslegungsstandards anwenden, in geringerem Umfang verbesserte, und bei kleinen Banken, die noch nach den alten Vorschriften bilanzieren, sogar zurückging. Möglicherweise ist dies eine Folge der hohen Wettbewerbsintensität an den vornehmlich vom Privatkundengeschäft bestimmten nationalen Märkten.

Im Jahr 2006 unterstützten günstige Konjunkturbedingungen bei rasch zunehmenden Kreditvolumina das Wachstum der wiederkehrenden Einnahmen der in der EU ansässigen Banken. Positive Handelsergebnisse und hohe Nettoeinnahmen aus Provisionen führten zu einer beachtlichen Erhöhung der zinsunabhängigen Nettoerträge, was darauf hindeutet, dass das Ertragswachstum der EU-Banken im Allgemeinen breit fundiert war. Ferner trugen zur kräftigen Ertragsentwicklung im Jahr 2006 und im ersten Halbjahr 2007 auch der weiterhin geringe Umfang an Wertberichtigungen und die in engen Grenzen gehaltenen Kosten bei. Die Solvabilität der EU-Banken blieb im Berichtszeitraum stabil, wobei die entsprechenden Kennzahlen deutlich über den regulatorischen Mindestanforderungen lagen.

Die Marktturbulenzen, die im Juli und August 2007 aufkamen, dürften aus Sicht der EZB für die Gewinne vieler EU-Banken im zweiten Halbjahr 2007 nicht folgenlos bleiben. In den letzten Jahren wurde nämlich ein erheblicher Teil der Rendite im Bankensektor aus Gebühren und Provisionen sowie im Handelsgeschäft erwirtschaftet, und dabei dürfte es sich zu einem Großteil um Einmalerträge handeln. Auf mittlere Sicht könnten auch zunehmende Finanzierungskosten in Verbindung mit sich verschärfenden Kreditrichtlinien zu einer Verlangsamung des Gewinnwachstums beitragen. Dennoch dürfte die seit mehreren Jahren anhaltend solide Ertragsentwicklung der EU-Banken, die die robusten Solvabilitätspositionen untermauert, zum Aufbau adäquater Sicherheitspolster gegen erwartete wie auch unerwartete Verluste geführt haben.

Ausblick für das Risikoprofil der Banken in der EU: Die solide Finanzlage der Banken in der EU wurde durch das gesamtwirtschaftliche Umfeld gestützt, das auch im Jahr 2006 und in der ersten Jahreshälfte 2007 - bei einem sich allmählich beschleunigenden BIP-Wachstum und niedrigen Arbeitslosenraten in den meisten EU-Mitgliedstaaten - einen günstigen Einfluss hatte. Im Jahr 2006 ging die Zahl der Unternehmensinsolvenzen angesichts kontinuierlich steigender Unternehmensgewinne und einer hohen Eigenkapitalrentabilität allgemein weiter zurück. Zugleich nahm die Verschuldung der privaten Haushalte, gemessen als Quote aus Verschuldung und Geldvermögen, in den meisten EU-Ländern weiter zu, obwohl sie in einigen großen Ländern stabil blieb oder im Vorjahresvergleich sogar zurückging.

Die Jahreswachstumsraten der Kredite an den Unternehmenssektor und an die privaten Haushalte war in den meisten EU-Mitgliedstaaten im dritten Quartal 2007 unverändert hoch, wenngleich das Kreditwachstum von Land zu Land unterschiedlich war. Die Ergebnisse der im Oktober 2007 durchgeführten Umfrage zum Kreditgeschäft der Banken im Euro-Währungsgebiet, die sich auch auf die ersten Monate der jüngsten Finanzmarktturbulenzen bezieht, zeigen, dass sich die Vergaberichtlinien der Banken insbesondere für Unternehmenskredite verschärft haben. Was den Schuldenstand anbelangt, so bleibt die am BIP gemessene Gesamtverschuldung der privaten Haushalte und der Unternehmen in der EU aus Sicht der EZB im internationalen Vergleich moderat, wobei sich dahinter jedoch deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern und Kategorien von Kreditnehmern verbergen.

Eine der größten Gefahren für den EU-Bankensektor ist die zu erwartende Entwicklung des Kreditzyklus, der von der in Gang befindlichen Neubewertung der Kreditrisiken beeinflusst werden könnte, sollte diese von Dauer sein, sowie die hieraus resultierenden Folgen für die Bonität der Kreditnehmer und das Kreditrisiko der Banken. Die höhere Liquiditätsnachfrage im Gefolge der jüngsten Turbulenzen hat auch die Besorgnis in Bezug auf Liquiditäts- und Kreditzusagen der Banken verstärkt; dies unterstreicht die Bedeutung des Liquiditätsrisikomanagements einschließlich Stresstests und Notfallplanung der Banken. Darüber hinaus besteht insbesondere bei den großen Banken Unsicherheit darüber, inwieweit ihre finanzielle Situation durch rückläufige Erträge aus zinsunabhängigen Quellen beeinträchtigt werden könnte, falls sich zum Beispiel die Lage am Markt für verbriefte Kredite auf längere Sicht nicht verbessern sollte. Schließlich könnte auch aus der andauernden Expansion der Gewährung von Fremdwährungskrediten an private Haushalte in einigen EU-Ländern ein zunehmendes Risiko für die beteiligten Banken erwachsen, wenn sich die Entwicklung am Immobilienmarkt in den betroffenen Ländern umkehrt oder die Wechselkursvolatilität zunimmt.

Im Jahr 2006 verstärkten die EU-Banken auf der Suche nach Ertragsmöglichkeiten, die weniger mit den inländischen Einkommensquellen verbunden sind, auch ihr Engagement in den Schwellenländern. Eine vorausschauende Beurteilung auf Grundlage der Marktindikatoren, in die etwaige Auswirkungen der Marktturbulenzen in der zweiten Jahreshälfte 2007 teilweise Eingang gefunden haben, deutet auf erhöhte Risiken für den Bankensektor im kurzfristigen Bereich hin. Die Unsicherheit der Marktteilnehmer über die Ertragsaussichten des Bankensektors hat ebenfalls zugenommen und könnte sich durch unerwartete Entwicklungen am US-amerikanischen Subprime-Markt und im Falle einer weiterreichenden Übertragung der Probleme am Markt für strukturierte Kreditprodukte auf die Kredit- und Kapitalmärkte noch verstärken.

In Abschnitt 5 des Berichts wird eine Analyse des Engagements der EU-Banken an den Wohnimmobilienmärkten vorgenommen, wobei besonderes Augenmerk auf Hypothekenkredite mit geringer Bonität sowie die Tragfähigkeit der Hypothekenschuld der privaten Haushalte gelegt wird. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Anfälligkeit des EU-Hypothekenmarktes in einigen Bereichen zwar erhöht hat, insbesondere was die zunehmende Hypothekenschuld der Privathaushalte anbelangt, dass aber die Risiken sowohl für die privaten Haushalte als auch für die Bilanzen der Banken eher begrenzt sind. Diese relativ günstigen Bedingungen können aus Sicht der EZB allerdings die Entstehung von Risiken überdecken, die bis zu einem gewissen Grad durch die allgemeine Lockerung der Kreditrichtlinien der Banken verursacht wurden.

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