Gespräch des Tages

Sparkassen - Gestiegene Ansprüche in Bayern

Nein, ihre Landesbank hat den bayerischen Sparkassen in den letzten Jahren alles andere als Freude bereitet. Die Abschreibungen auf den beim Bayerischen Sparkassenverband gebündelten Anteil belaufen sich irgendwo zwischen 700 und 900 Millionen Euro genauer will man das in München nicht sagen und hat Zuschreibungen auf die Bayerische Versicherungskammer gegengerechnet, was unter dem Strich zu einer Nettoabschreibung auf das gesamte Beteiligungsportfolio von 520 Millionen Euro führte.

Der Sparkassenpräsident musste mehr als einmal öffentlich Schelte für die Landesbank hinnehmen, an der seine Sparkassen immerhin mit 50 Prozent beteiligt waren. Er war massivem politischen Druck ausgesetzt und galt eine Zeit lang gar als Regierungsverhinderer im Freistaat, da zu - für manche vermeintlich - ungünstiger Zeit die wahren Belastungen der Landesbank kommuniziert werden mussten. Er hat all das ausgehalten - standhaft, aber mitunter sicherlich freudlos. Da mag es gut sein, dass er sich künftig wieder vor allem auf seine eigentlichen Aufgaben in Bayern konzentrieren kann. Der Staat Bayern ist mit weit über 80 Prozent neuer Mehrheitseigentümer, weil die Sparkassen weitere Stützungsmaßnahmen nicht mehr mitgehen konnten oder vielleicht auch nicht mehr mitgehen wollten.

Das hat natürlich Konsequenzen für die künftigen Geschäftsbeziehungen zwischen den Primärinstituten und einer Landesbank, die in ihrer weiteren Geschäftsausrichtung in Richtung Mittelstand doch sehr stark vom Vertrieb der Platzbanken abhängig ist. Denn wenn man in der Vergangenheit aus Sicht der Sparkassen das ein oder andere zum Wohl der Tochter noch hingenommen hat, so muss die Girozentrale nun im harten Wettbewerb mit konkurrierenden Finanzdienstleistern um die Gunst ihrer Vertriebsbanken werben und bestehen - hinsichtlich Qualität der Leistung oder des Produkts und des Preises. Das weiß der Landesbankchef Michael Kemmer, und das wissen auch die Primärinstitute, deren Präsident natürlich beschwichtigt: "Natürlich messen wir unsere Partner an der Qualität der Leistung, aber wir sind alle auch Bayern." Die bayerischen Sparkassen machen bislang rund 80 Prozent ihrer Geschäfte mit der Bayerischen Landesbank.

Dieser neue Qualitätswettbewerb ist aber durchaus richtig und sinnvoll, denn nur so können die Landesbanken ihren wirklichen Nutzen für die Sparkassen beweisen, sollten sie einen solchen noch haben. Sollte ein Institut einmal fremdgehen, so sollte die Girozentrale dies als Ansporn für eigene Verbesserungen sehen und nicht nach Verbundtreue rufen. Die Banken vor Ort haben es ohnehin schwer genug: Sie müssen gegen preisaggressive Wettbewerber sowohl im Retail- als auch im Mittelstandsgeschäft bestehen, müssen die Fahne der Kreditvergabe hochhalten, sind der drohenden Rezession und damit zwangsläufig steigenden Insolvenzen und Kreditausfällen voll ausgesetzt und haben angesichts einer sehr niedrigen Zinsstrukturkurve kaum noch Ertragspotenziale.

Das alles ging auch an den Bayerischen Sparkassen nicht spurlos vorüber. Mit 0,09 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme wurde 2008 zwar das niedrigste Bewertungsergebnis im Kreditgeschäft der vergangenen 15 Jahre erzielt. Allerdings wurden diese Erfolge durch höhere Belastungen im Wertpapiergeschäft von 0,21 Prozent der DBS nach 0,12 Prozent im Vorjahr und vor allem einen Wertberichtigungsbedarf von 0,32 (0) Prozent der DBS im sonstigen Bewertungsergebnis überkompensiert. Der Zinsüberschuss fiel von 2,16 Prozent auf 2,08 Prozent der DBS, der Provisionsüberschuss ging auf 0,59 (0,62) Prozent zurück. Unter dem Strich verblieb ein deutlich niedrigerer Jahresüberschuss für die 75 Institute von 175 Millionen Euro nach 272 Millionen Euro ein Jahr zuvor.

Und wenn der Präsident hadert, dass die bayerischen Sparkassen bald die "Deppen der Nation" sein könnten, dann mag das zunächst richtig sein. Sie mussten den Landesbankanteil zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt neu bewerten, mussten die Abwertungen somit voll abfedern und sind nun an künftigen Wertsteigerungen so gut wie nicht mehr beteiligt. Die streicht das Land als nahezu alleiniger Aktionär ein. Aber all das gilt nur dann, wenn sich die Landesbank wirklich als nachhaltig tragfähiges und erfolgreiches Geschäftsmodell erweist. Und wer mag daran schon glauben?

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