Gespräch des Tages

Firmenkunden - Kalkuliertes Risiko

Der Anlagebedarf der mittelständischen Bankkunden in Deutschland bleibt hoch. Mehr als die Hälfte dieser Unternehmen fragt Kapitalanlage nach - im Durchschnitt für Beträge von rund 2,7 Millionen Euro. So lautet das erste Kernergebnis einer Studie, die die Fachhochschule des Mittelstandes in Bielefeld gemeinsam mit der Commerzbank durchgeführt hat. Das zweite - und wesentlich bemerkenswertere - Ergebnis folgt: Zwar steht die "Sicherheit des Emittenten" wie schon seit Jahren bei den Anlagekriterien an erster Stelle. Ihre rela tive Bedeutung gegenüber anderen Merkmalen nimmt aber ab. Die "hohe Verzinsung" hat hingegen als Anspruch deutlich aufgeholt. Korrelierend hierzu hat die Erwartung an die Mindestverzinsung für das eingesetzte Kapital zwischen 2013 und 2014 von 1,83 Prozent auf 2,83 Prozent zugenommen - wohlgemerkt in einem Umfeld historisch niedriger und zudem weiter sinkender Zinsen.

Dass sich diese gewünschte Rendite mit vor allem sicherheitsorientierten Anlageformen nicht erreichen lässt, diese Erkenntnis ist aber nach Wahrnehmung der Commerzbank bei den Mittelständlern durchaus angekommen. In der Umfrage zeigte sich denn auch, dass die Firmen 2014 gegenüber dem Vorjahr beispielsweise vermehrt in Fondsanlagen investieren. Unter den Anlageinstrumenten, in denen Mittelständler gegenwärtig investiert sind, haben insbesondere die Rentenfonds von 17 Prozent auf 42 Prozent zugelegt, die gemischten Fonds von 10 auf 31 Prozent. Für die Kreditwirtschaft ist das sicher eine positive Entwicklung. Denn wenn bei den Kunden die Schlussfolgerung reift, dass sie über die bewährten Anlageformen Festgeld beziehungsweise Termineinlagen hinausgehen müssen, um ihre Renditechancen zu erhöhen, dann kann an dieser Stelle eine qualifizierte Beratung ansetzen. Die am stärksten vertretenen Anlageformen bei den Mittelständlern bleiben freilich eben jene Sichteinlagen (86 Prozent) und Festgeld/Termineinlagen (82 Prozent). Gleichzeitig stellen die Studienautoren aber auch fest, dass die Unternehmen dieser Tage den Liquiditätsbedarf noch genauer planen und damit ihren Anlagehorizont verlängern. Kurzfristig vorgehalten werden meist nur noch die Mittel, die für Realinvestitionen konkret eingeplant sind. Alles in allem sind das also aus Sicht der Banken positive Tendenzen für das derzeitige Anlagegeschäft mit mittelständischen Kunden.

Weitere Umwälzungen in dem Geschäftsbereich deuten sich aber in der Studie ebenfalls bereits an. Zwar bleibt für insgesamt 80 Prozent der Mittelständler die Beratung wichtig, gleichzeitig steigt aber auch die Online-Affinität der Firmenkunden. 80 Prozent wickeln bereits heute ihren Zahlungsverkehr auf elektronischem Wege ab, die Anlage von Tages- oder Termingeldern über den Online-Kanal ist ebenfalls weit verbreitet: 46 Prozent legen Tagesgelder schon online an, 25 Prozent können sich das vorstellen, 34 Prozent der Mittelständler legen Termingelder online an und für 29 Prozent ist diese Vorgehensweise durchaus denkbar. Und selbst die Bereitschaft, auch komplexere Produkte online abzuschließen, steigt. 17 Prozent kaufen oder verkaufen Direktanlagen auf elektronischem Weg, 29 Prozent schließen das nicht aus. Nimmt man diese Tendenz mit der Aussage zusammen, dass den Unternehmen bei der Anlageberatung die Unabhängigkeit von einzelnen Anbietern signifikant wichtiger ist als in den Vorjahren, sollte das die Letzteren zumindest aufhorchen lassen.

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