Gespräch des Tages

Deutsche Leasing - Keine Abhängigkeit

Ziele deutlich verfehlt, Vorjahreszahlen unterschritten, trotzdem Marktanteile gewonnen - und zufrieden. Das gelingt nur, wenn es dem Gesamtmarkt noch deutlich heftiger hineingeregnet hat, als dem betroffenen Unternehmen selbst. Genau so ist es im Fall der Deutschen Leasing passiert. Zwar entspricht ein Neugeschäftsvolumen von knapp 8,3 Milliarden Euro dem zweitbesten Ergebnis der Firmengeschichte überhaupt, doch liegt es um 700 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert und um ganze 1,2 Milliarden Euro unter dem Planziel. Dass die Marktführerschaft dennoch ausgebaut werden konnte, liegt am dramatischen Einbruch der Leasingbranche insgesamt mit einem Rückgang um rund 23 Prozent. Sieht man das Leasing in seiner traditionellen Form als Frühindikator der konjunkturellen Entwicklung, können diese Zahlen für die Bundesrepublik nichts Gutes verheißen. Zumindest nicht für die Investitionsvolumina, denn die Produktion gerade im exportnahen Geschäft beginnt sich zu beleben.

Für die Deutsche Leasing hat sich einmal mehr die Zugehörigkeit zur Sparkassen-Familie ausgezahlt - und zwar sowohl auf der Vermittlungs- als auch noch wichtiger auf der Refinanzierungsseite. Mit 3,2 Milliarden Euro haben die Primärinstitute fast 40 Prozent zum Gesamtabsatz beigetragen. Weitere 1,4 Milliarden Euro steuerte das Ausland bei, rund 1,7 Milliarden Euro der Immobilienspezialist Deutsche Anlagen Leasing DAL. Noch wichtiger waren die Sippenbande auf der Refinanzierungsseite. Denn während andere Leasinggesellschaften teils mangels Mitteln das Neugeschäft rationieren mussten, konnte die Deutsche Leasing aus dem Vollen schöpfen. Sowohl Sparkassen als auch Landesbanken standen ihrer Leasingtochter stets mit Geld zur Verfügung.

Ob das angesichts zunehmend schwieriger Entwicklungen bei den öffentlich-rechtlichen Banken, vor allem deren Zentralbanken, so bleiben wird, ist natürlich keineswegs völlig sicher. Doch DL-Chef Hans-Michael Heitmüller ist ausgesprochen zuversichtlich: "Wer schlachtet schon die beste Kuh im Stall", sagt er mit Blick auf die erneut gezahlten sechs Prozent Dividende.

Spannend dürfte auch die Frage sein, ob nicht vielleicht einige Landesbanken, die derzeit aus der Not heraus so manches zu Geld zu machen versuchen, über einen Verkauf ihrer Beteiligung an der Deutschen Leasing nachdenken. Das Gemeinschaftsunternehmen ist zu 100 Prozent im Besitz von Landesbanken und Sparkassen. Akut sehe man noch nichts, so die Verantwortlichen. Aber man müsse sich darauf vorbereiten. So wolle man alles dafür tun, ein eigenständiges Unternehmen zu sein und nicht in Abhängigkeiten zu geraten. Das ist bislang dank einer klugen S- sowie Auslandsstrategie überaus gut gelungen.

Von daher sollte man sich in Bad Homburg vor nichts fürchten, selbst nicht vor einem Börsengang - Interessierte fänden sich sicherlich genug. Auf der anderen Seite bieten solch bewegte Zeiten natürlich auch Möglichkeiten, extern zu wachsen - die Südleasing der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ist hier nur ein Thema. Doch auch hier zeigen sich die Verantwortlichen der Deutschen Leasing vornehm zurückhaltend: Größe sei kein Wert an sich, und man wisse sehr genau, was zu einem passe und was nicht. Die Deutsche Leasing habe derzeit keinen Bedarf, weder innerhalb noch außerhalb der Organisation zu wachsen. Aber man würde sich Dingen natürlich nicht verschließen. Dass Hans-Michael Heitmüller mit dem "Ergebnis zufriedener als mit dem Neugeschäft" sein kann, liegt vor allem an kluger Unternehmensführung. Dazu zählt auch, die Wertschöpfungskette rechtzeitig zu erweitern. "Inkasso brummt" - so die Aussage zu den Erfolgen der Tochtergesellschaft Bad Homburger Inkasso, die mittlerweile für über 200 Sparkassen Forderungen eintreibt.

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