Gespräch des Tages

Leasing - Ein Jahr der Konsolidierung?

Es gibt Zweige im Kreditgewerbe, denen geht es immer dann gut oder sogar besser, wenn die "echten" Banken schwächeln. Bausparkassen sind hierfür das beste Beispiel, wird ihnen doch bei jedweder "Krise" ob ihres Status als absolut sicher das (Spar-)Geld geradezu hinterher geworfen. Und auch das Leasing profitiert in der Regel von Engpässen bei den Banken, wenn von diesen die Kreditvergabe eingeschränkt wird. Denn dann wird von Kunden, oft mittelständische und industrielle Unternehmen, wie von den vermittelnden Banken die Finanzierungs-Alternative Leasing nur zu gerne genutzt. Doch gibt es auch Ausnahmen von der Regel: 2008 war für die deutsche Leasinggesellschaften sicherlich wieder ein gutes, teils sogar ein herausragendes Jahr. Die Deutsche Leasing beispielsweise verbuchte, gemessen an den Neuabschlüssen und am wirtschaftlichen Ergebnis, ein Rekordjahr. 2009 wird ungleich schwieriger, nicht nur für den Sparkassen-Dienstleister aus Bad Homburg, sondern für die Branche insgesamt. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen haben sich die Refinanzierungsbedingungen nicht nur für Banken, sondern auch für Leasinggesellschaften erheblich erschwert. Wiederum das Beispiel Deutsche Leasing: Ihr wurden im September als Folge des Lehman-Schocks zugesagte Kreditlinien von rund 1,6 Milliarden Euro oder in 77 Fällen quasi über Nacht gestrichen. Dieses Geld war aber längst eingeplant. Doch "auf die Familie war Verlass", Sparkassen und Landesbanken sprangen in die Bresche, die unter anderem Großbanken hinterlassen hatten. Das hat zur Folge, dass der Anteil der S-Finanzgruppe am Finanzierungsvolumen der Deutschen Leasing auf 87 Prozent angestiegen ist. Dementsprechend ging der Anteil sonstiger Banken von 23 auf 13 Prozent zurück. Wer nicht auf solche Bande zurückgreifen kann, also eine starke Mutter oder Sippe im Rücken hat, tut sich dagegen außerordentlich schwer bei der Mittelgenerierung - von den steigenden Konditionen für Fremdmittel ganz zu schweigen.

Zweiter Grund für einen schlechteren Ausblick auf das Leasingjahr 2009: Die Bankenkrise ist längst zu einer allgemeinen Krise geworden, die die Realwirtschaft erreicht hat. Die Wirtschaft schrumpft, die Insolvenzen schnellen in die Höhe, Investitionsvorhaben werden zurückgehalten oder gar völlig verworfen. Das heißt, es wird für Leasingunternehmen zum einen schwieriger, Neugeschäft abzuschließen. Zum anderen sehen sie sich natürlich steigenden Risikokosten gegenüber. "Ich hoffe, das Bewertungsergebnis wird auch 2009 verträglich aussehen", sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Leasing, Hans-Michael Heitmüller. Allerdings wird es sicherlich die ein oder andere Schramme geben. 2008 betrugen die Ausfälle bezogen auf das Portfolio-Volumen 0,218 Prozent nach 0,172 Prozent im Vorjahr und 0,162 Prozent 2006. Die Konsequenzen aus all dem liegen auf der Hand. Es wird in den kommenden Jahren zu einer Konsolidierung der Leasingbranche kommen. Dabei werden wohl vor allem kleinere, unabhängige Leasinggesellschaften, die keinen sogenannten "unique selling point", also keine von der Krise unbetroffene Nische als Geschäftszweck haben, den erschwerten Bedingungen Tribut zollen müssen.

Bei dieser anstehenden Konsolidierung will die Deutsche Leasing nach den Worten Heitmüllers "eine aktive Rolle" einnehmen. Allerdings gebe es derzeit noch nichts, womit man den eigenen Aufsichtsrat beschäftigen müsse. Bei diesem Thema richtet sich in der Sparkassen-Organisation der Blick natürlich sofort in den Südwesten der Republik, zur Süd-Leasing. Die Tochter der Landesbank Baden-Württemberg ist der familieninterne Wettbewerber der Deutschen Leasing. Eine Bündelung der Kräfte würde wohl auch hier Sinn machen. Allerdings ist es nur schwer vorstellbar, dass die LBBW auf das durchaus einträgliche Leasinggeschäft freiwillig verzichten wird. Bewegung könnte höchstens von der Sparkassenseite im Ländle kommen, die zum einen für ihre Landesbank tief in die Tasche greifen müssen und von daher einer Verwertung möglicher Assets zur Stabilisierung des LBBW-Kapitals sicherlich nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstehen dürften. Zum anderen sind auch die Sparkassen im Baden-Württemberg direkt an der Deutschen Leasing beteiligt. Dass die Deutsche Leasing Zukäufe durchaus zu nutzen weiß, zeigt sich nicht zuletzt an der DAL. Der vor einigen Jahren übernommene Immobilien-Leasingspezialist steuerte mit 1,9 Milliarden Euro nahezu ein Viertel des gesamten Neugeschäfts der DL-Gruppe bei, ein Plus von 20 Prozent. Mehr als jeder zweite Vertrag im Immobilien-Leasing kommt nach eigenen Angaben von der DAL. Die Assets under Management lagen per Jahresende 2008 bei rund 13 Milliarden Euro, der Jahresüberschuss übertraf den Plan mit 14 Millionen Euro "deutlich". Das freut nicht nur die Mutter, sondern auch die Anteilseigner der Deutschen Leasing, rund 400 Sparkassen. Die Ausschüttung an die Gesellschafter liegt mit 22,5 Prozent auf Vorjahresniveau, der entsprechende Dividendensatz von 10,9 Prozent kann sich wahrlich sehen lassen.

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