Gespräch des Tages

Deutsche Bank II - Die Sache mit den Boni

Kann jemand auf etwas verzichten, das er noch gar nicht hat? Nein, kann er nicht, er kann höchstens einen Verzicht ankündigen. Es ist also vor allem eine Frage der Kommunikation, und die ist im Falle der Deutschen Bank gründlich misslungen (siehe dazu auch "Si tacuisses"). Da sich die Bonizahlungen an die Vorstände anhand klar festgelegter Regularien bemessen, konnten sich die Verantwortlichen leicht ausrechnen, ob ihnen für das laufende Katastrophenjahr trotzdem eine ebensolche zusteht. Und das tut es offensichtlich - sehr zum Unverständnis einer breiten Öffentlichkeit. Die Bonuszahlungen an den Vorstand der Deutschen Bank bemessen sich an zweierlei Kriterien: Einerseits dem Erreichen eines jährlich neu festgelegten Eigenkapitalrenditeziels. Das für das laufende Jahr ist natürlich geheim, wird aber trotz aller gebührenden Zuversicht noch zu Jahresbeginn ein gutes Stück unter der lange Jahre angestrebten Marke von 25 Prozent vor Steuern liegen. Im ersten Halbjahr 2008 betrug die Kennzahl basierend auf dem durchschnittlichen Eigenkapital magere 2,3 Prozent, berechnet auf das durchschnittliche sogenannte Active Equity leicht höhere 2,6 Prozent. Im Vorjahr standen noch mehr als 33 Prozent zu Buche, das heißt hier ist entscheidend für mögliche Boni, wie gravierend die Verantwortlichen - in erster Linie der Aufsichtsrat, der für die Vergabe von leistungsabhängigen Entgelten zuständig ist - die Situation und den Abschwung eingeschätzt haben.

Zum Zweiten ist die relative Aktienperformance des Deutsche-Bank-Papiers, gemessen an den Aktien einer Peer Group aus fünf internationalen Großbanken, im Zwei-Jahres-Vergleich der Maßstab. Dies sind die beiden Schweizer Institute UBS und Credit Suisse sowie die amerikanischen Banken Citi, JP Morgan Chase und Merrill Lynch. Rein gemessen an den Ständen im Spätherbst 2006 hat die Deutsche Bank hier einen Kursverlust von über 70 Prozent zu verzeichnen. Im gleichen Zeitraum verloren die Aktien von Merrill Lynch 86 Prozent, die der UBS 79 Prozent und die der Citigroup 77 Prozent. Besser als die Deutsche Bank schnitten bei dieser Rechnung die Credit Suisse (minus 56 Prozent) und vor allem JP Morgan Chase mit einem Kursrückgang von "nur" 28 Prozent ab.

PS: Sicherlich kein Lob werden die knallhart kalkulierenden Investmentbanker ihrem Vorstand für den viel zu hohen Preis für das Postbank-Paket zugestehen. Hier hat sich der Zeitpunkt des Kaufs als zu früh und Post-Chef Appel als der glücklichere der beiden Kontrahenten erwiesen. Immerhin zahlte die Deutsche Bank 2,9 Milliarden Euro für 30 Prozent des Bonner Retailspezialisten. Dafür bekäme man heute angesichts des Preissturzes bei Bankaktien die ganz Postbank - absolut betrachtet!

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