Nachdem viele Jahre die Menschen aus ländlichen Regionen in die Städte gezogen sind, verzeichnet das Umland in einigen Teilen Deutschlands inzwischen wieder Bevölkerungszuwächse. Zwar wachsen die meisten Metropolen weiter kräftig, für einige große Städte wie Hamburg, München oder Stuttgart implizieren die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zuletzt aber einen negativen Wanderungssaldo. In anderen Worten: Dort gab es mehr Fort- als Zuzüge. Während in Hamburg und Stuttgart knapp 1 000 Menschen mehr abgewandert als zugezogen sind, waren es in München sogar fast 4 500. Dieser Trend soll vorerst anhalten, so die Prognosen.
Warum kehren Menschen der Großstadt den Rücken? Dieser Frage versucht der LBS Infodienst „Bauen und Finanzieren“ in seiner aktuellen Ausgabe auf den Grund zu gehen. Eine naheliegende Begründung ist der Faktor „Kosten“: In den Zentren der Großstädte ist es in der Regel teurer als im jeweiligen Umland. Trotz bundesweit leicht steigender Baugenehmigungen decke der Neubau den Bedarf gerade in den größten Städten nicht. Logische Konsequenz seien steigende Grundstücks- und Immobilienpreise. Eine attraktive Alternative biete da das meist erschwinglichere Umland, insbesondere für junge Familien. Laut Bundesinstitut für Bau, Stadt- und Raumforschung (BBSR) ist dort 2016 die Zahl der Baugenehmigungen überdurchschnittlich angestiegen. Neben den niedrigeren Preisen im Umland verweist der LBS Infodienst auch auf soziale Faktoren: Besonders Familien suchten Ruhe und mehr Platz für die Kinder im „Speckgürtel der Großstädte“. „Über 80 Prozent der 25- bis 45-Jährigen träumen von einem freistehenden Einfamilienhaus“, sagt Thomas Thiet von der LBS.
Bei der Finanzierung dieses Traums könnten Bauherren neben staatlicher Hilfe durch Wohn-Riester oder KfW-Förderangebote auch auf regionale Programme setzen. Gerade ländliche Kommunen tun laut LBS Infodienst viel, um ihre Attraktivität für Neubürger – insbesondere für junge oder werdende Familien – zu steigern. Als Beispiel werden Kommunen genannt, die Vergünstigungen beim Grundstückskauf gewähren. Ein Weg seien Rabatte auf den Quadratmeterpreis für Bauland, deren Höhe oft von der Kinderzahl abhänge. Andere Kommunen böten zinsgünstige oder gar zinslose Darlehen.
