LBS Nord trotzt Niedrigzinsphase

Dr. Rüdiger Kamp, Vorstandsvorsitzender der LBS Norddeutsche Landesbausparkasse Berlin - Hannover

„Wir haben einen ordentlichen Gewinn erwirtschaftet, unsere Vorsorgereserven gestärkt, umfangreiche Investitionen in IT-Systeme und Informationssicherheit vorgenommen und dazu unser Bauspargeschäft noch stärker auf Kunden mit Finanzierungsabsicht ausgerichtet.“ Für das Geschäftsjahr 2016 zieht Dr. Rüdiger Kamp, Vorstandsvorsitzender der LBS Norddeutsche Landesbausparkasse Berlin - Hannover (LBS Nord), eine positive Bilanz. Das Geschäftsmodell Bausparen erweise sich trotz langanhaltender Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank und wachsender aufsichtsrechtlicher Vorgaben als erfolgreich und zukunftssicher.

So zeigte sich der LBS-Chef auch mit dem Neugeschäft des Jahres 2016 in Höhe von rund 3,5 Milliarden Euro Bausparsumme zufrieden. Dass dieses um 11,5 Prozent unter dem Vorjahresergebnis liege, habe in erster Linie mit der geringeren Sparneigung in Deutschland zu tun, aber auch mit strategischen Entscheidungen: „Wir haben unseren Vertrieb grundlegend umstrukturiert. Unsere Handelsvertreter haben jetzt eine höhere Eigenständigkeit und sind stärker auf die Sparkassen ausgerichtet. Diese neue Struktur ist noch in der Anlaufphase und spielt sich gerade ein." Darüber hinaus habe die LBS Nord bewusst den Anteil ihrer Renditetarife stark reduziert. Im Jahr 2016 entfielen nur noch rund sieben Prozent des Neugeschäfts, gemessen an der Bausparsumme, auf Renditeprodukte.

Daher habe auch die durchschnittliche Bausparsumme bei den Neuverträgen im Jahr 2016 noch einmal deutlich zugelegt. Sie stieg um 9,3 Prozent auf 32.848 Euro. Die Wohn-Riester-Abschlüsse erreichten im Jahr 2016, bezogen auf die Bausparsumme, einen Anteil von 9,2 Prozent am Neugeschäft der LBS Nord. Bei diesen Neuverträgen erhöhte sich die durchschnittliche Bausparsumme sogar um 25,4 Prozent auf 47.935 Euro.

Im Jahr 2016 schloss die LBS Nord, einschließlich der Vermittlung von Sparkassenkrediten, mit ihren Kunden Darlehen in Höhe von 803,2 Millionen Euro ab. Mit einem Volumen von 508,8 Millionen Euro entfiel der größte Anteil der vermittelten Darlehen auf Vor- und Zwischenfinanzierungen. Damit lagen sie zwar um 6,4 Prozent unter dem Vorjahresergebnis, aber noch deutlich über dem geplanten Wert. Im laufenden Jahr will die LBS Nord in Zusammenarbeit mit den Sparkassen das außerkollektive Kreditgeschäft merklich ausbauen. Denn hier kann sie mit langen Darlehenslaufzeiten von bis zu 33 Jahren erfolgreich Nischen besetzen und das Angebot im Sparkassen-Finanzverbund ergänzen.

Wegen der günstigen Finanzierungsbedingungen hat die Immobiliennachfrage weiter zugenommen. Davon profitierte auch die Tochtergesellschaft LBS Immobilien GmbH NordWest (LBSi NordWest). Sie vermittelte im Jahr 2016 gemeinsam mit ihren Sparkassenpartnern in Niedersachsen und Berlin insgesamt 2799 Häuser, Wohnungen und Grundstücke mit einem Kaufwert von 443 Millionen Euro. Das Objektvolumen wuchs gegenüber dem Vorjahr um 8,9 Prozent. Damit erzielte die LBSi NordWest das beste Ergebnis ihrer Unternehmensgeschichte.

Im Jahr 2016 erzielte die LBS Nord ein Betriebsergebnis nach Steuern von 6,6 Millionen Euro. „Das ist deutlich mehr als geplant, überaus respektabel und in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich“, so Dr. Kamp, zumal durch die Nullzinspolitik der EZB der Zinsüberschuss 2016 um 17 Prozent zurückgegangen sei. Außerdem habe die Umsetzung aufsichtsrechtlicher Anforderungen hohe Kosten verursacht. Der Gewinn des Geschäftsjahres 2016 wird komplett in die Vorsorgereserven der LBS Nord fließen.

Darüber hinaus setze die LBS Nord auch 2017 die Maßnahmen zur Sicherung des Bausparsystems fort. So werde das Institut weiterhin jene Kunden ansprechen, die mehr als die Bausparsumme angespart oder zehn Jahre nach der Zuteilung kein Bauspardarlehen in Anspruch genommen haben. Ebenfalls betroffen seien Kunden, die die Zuteilung angenommen, dabei allerdings ausdrücklich auf ein Bauspardarlehen verzichtet haben. Ihnen allen wird ein Wechsel in aktuelle Tarife mit einem besonders niedrigen Darlehenszins (bereits ab 1,72 % effektiver Jahreszins) angeboten. Die seinerzeit gezahlte Abschlussgebühr werde dabei auf die neue Abschlussgebühr angerechnet. Wünscht der Kunde stattdessen die Sofortauszahlung des Bausparguthabens, werde auf den üblichen Abschlag von zwei Prozent verzichtet. Nimmt der Kunde das Angebot nicht an, kündigt die LBS Nord den Vertrag. Ende Februar wird der Bundesgerichtshof abschließend klären, ob die Kündigungen zehn Jahre nach Zuteilung zulässig seien.

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