Im Blickfeld

LBS Stuttgart im Rausch der Superlative

Wer Erfolge vorzuweisen hat, stellt diese in aller Regel gern heraus, damit die Adressaten der frohen Botschaften sie aber auch ja gebührend zu würdigen wissen. So ist es nur verständlich, dass der Chef der LBS Baden-Württemberg, Tilmann Hesselbarth, die Geschäftszahlen seines Hauses enthusiastisch vortrug. 234 350 neu abgeschlossene Bausparverträge mit einer Bausparsumme von zusammen 7,373 Milliarden Euro bedeuten daher nicht nur eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 13,8 Prozent in der Stückzahl und 8,3 Prozent beim Volumen, sondern zugleich das beste Ergebnis in der Geschichte dieser Landesbausparkasse. Rund 44 Prozent aller in Baden-Württemberg zwischen Januar und September 2012 abgeschlossenen Bausparverträge sind LBS-Produkte. Auf die Bausparsumme bezogen liegt der Marktanteil immerhin bei 39,6 Prozent. Außerdem erreichten die Darlehensauszahlungen mit 1,308 Milliarden Euro einen neuen Spitzenwert und übertrafen den Vorjahresstand um 4,2 Prozent.

So macht die LBS in Stuttgart den Eindruck eines gut bestellten Hauses. Erfolg hat aber bekanntlich seinen Preis. In diesem Falle ist es der Jugendtarif Classic B, der sich dank ansehnlicher und zudem noch bonifizierter Guthabenverzinsung bis August vergangenen Jahres exzellent verkaufte. Mit 12,8 Prozent wird der Neugeschäftsanteil (gemessen an der Bausparsumme) dieser kleinteiligen und in hoher Stückzahl abgesetzter Verträge angegeben. In der Gewinn- und Verlustrechnung haben die schönen Abschlusszahlen jedoch unschöne Scharten hinterlassen. Zunächst spiegelt sich die höhere Vertriebsleistung in dem um 16,5 Prozent auf 114,2 Millionen Euro gestiegenen Provisionsaufwand wider, den Hesselbarth aber im Verhältnis zum Bruttoabsatz noch als "moderat" einstuft.

Belastet wurde jedoch auch das Zinsergebnis, das um 2,3 Prozent auf 237,5 Millionen zurückging. Auch ohne höher verzinste Jugendtarife haben es die in ihrer Kapitalanlage eingeschränkten Bausparkassen schwer, im aktuellen Zinsumfeld auskömmliche Erträge zu erzielen. So bewegt sich auch das Darlehensgeschäft immer weiter aus dem Kollektiv heraus, weil die Darlehenszinsen der Altverträge derzeit kaum einen Vorteil zu klassischen Hypothekenzinsen bieten.

Folglich wurden bei der LBS in Stuttgart 2012 lediglich 223 Millionen Euro an Bauspardarlehen abgerufen - 34,2 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Gleichzeitig nahmen allerdings die Vor- und Zwischenkredite um 18,4 Prozent auf den neuen Höchststand von 1,085 Milliarden Euro zu. Obwohl gleichzeitig die Gebührenerträge gesteigert wurden, verbleibt doch am Ende bei leicht erhöhten Verwaltungsaufwendungen ein um 14,3 Prozent niedrigeres Betriebsergebnis von 72,3 Millionen Euro. Aber auch hier weiß der LBS-Chef erfreuliches zu berichten. Denn würden aus dem Vorjahresergebnis von 84,4 Millionen Euro die rund 15 Millionen Euro herausgerechnet, die aus der Auflösung von Pensionsrückstellungen resultieren, ist 2012 doch noch besser als 2011. Manchmal muss Erfolg eben nicht nur begeistert verkündet, sondern auch erklärt werden. L.H.

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