LBS Baden-Württemberg: Freude jetzt, Sorge morgen

Die derzeitigen Rahmenbedingungen für das Bausparen sind sicherlich zwiespältig zu beurteilen. Denn die niedrigen Zinsen sind ein Wachstumsschub und eine Gefahr zugleich. Einerseits wird von den Sparern sehr viel in das Eigentum investiert, andererseits hat Geld keinen Preis und damit auch keinen Wert mehr, was zu langwierigen materiellen Schäden in Form von Enteignungen der Sparer ebenso wie psychologischer Art führt, dass Sparen einfach nicht mehr lohnt. Wie geht man als Institut, das von beidem lebt, vom Sparen einerseits und dem Geldausgeben in Form von Finanzierungen für Investitionen andererseits, damit um? "Der LBS-Vorstand ist marktseitig sehr zufrieden, aber er schaut auch mit großer Ernsthaftigkeit in die Zukunft", so drückte es der Vorstandsvorsitzende der LBS Baden-Württemberg, Tilmann Hesselbarth, bei der Bilanzpressekonferenz seines Hauses aus.

Zum abgelaufenen Geschäftsjahr: Das Bruttoneugeschäft stieg um neun Prozent auf eine neu zugesagte Bausparsumme von 7,65 Milliarden Euro, die sich auf 215 160 Verträge verteilt. Netto stehen 206 833 Verträge mit einer Bausparsumme von 7,19 Milliarden Euro zu Buche, ein Plus von über zehn Prozent. Hier machen sich die Finanzierertarife bemerkbar, durch die sich Kunden gegen steigende Zinsen absichern können und sich die heute günstigen Darlehensgebühren sichern können. Diese machen 76 Prozent des gesamten Neugeschäfts der LBS Baden-Württemberg im Jahr 2014 aus. Die erst im Juli 2014 eingeführten neuen Finanzierer-Varianten mit nochmals gesenkten Darlehenszinsen machen dabei in der zweiten Jahreshälfte schon ein Drittel des Neugeschäfts aus, mit der stolzen durchschnittlichen Bausparsumme von 90 000 Euro. Der Anteil der Renditetarife liegt mittlerweile nach Angaben Hesselbarths wieder bei unter 20 Prozent, der sich dadurch freut, dass die "Quantität, aber auch die Qualität stimmt". Ebenfalls geholfen hat der kräftige Zuwachssprung beim Wohnriester. Seit dieser auch für Sanierung und Modernisierung genutzt werden kann, lässt er sich ganz offensichtlich besser verkaufen: Plus 28 Prozent im vergangenen Jahr lautet die erfreuliche Bilanz, die so ähnlich auch bei anderen (Landes-) Bausparkassen zu beobachten ist. Die LBS Baden-Württemberg setzte insgesamt 34 700 neue Verträge über eine Bausparsumme von 1,44 Milliarden Euro ab.

Rückläufig sind dagegen die Auszahlungen. Obwohl mit außertariflichen Vor- und Zwischenfinanzierungen den Kunden die Darlehensinanspruchnahme zu den heutigen günstigen Konditionen schmackhaft gemacht wird, sanken die Auszahlungen um 7,3 Prozent auf 1,22 Milliarden Euro, was insgesamt aber immer noch einen sehr guten Wert nach dem herausragenden Vorjahr darstellt. Mit Blick auf die Verwendungszwecke der bewilligten Darlehen zeigt sich mit 54,9 Prozent ein klarer Überhang der Modernisierung, vor Neubau mit 27,1 Prozent und Kauf mit 10,5 Prozent.

Für das laufende Jahr rechnet Hesselbarth trotz des anhaltenden Niedrigzinsniveaus wieder mit einem Neugeschäftsergebnis von über sieben Milliarden Euro und mit Auszahlungen von mehr als einer Milliarde Euro. Sorgenvoller ist der Blick dagegen auf die Ertragslage, die natürlich unter dem Verfall der Zinsen auf der Anlageseite leidet. Mit zirka 60 Millionen Euro wird das Betriebsergebnis für 2014 noch einmal erfreulich ausfallen, allerdings verschärfe sich die Situation in den kommenden Jahren zunehmend. Zum einen, weil die Wiederanlage nur zu deutlich niedrigeren Zinssätzen erfolgen kann, des Weiteren kann der Zinsüberschuss durch die Volumenzuwächse zwar stabil gehalten werden, allerdings laufen die Margen zusammen, und drittens schließlich, weil sich die niedrigen Zinsen in alle Systeme hineinfressen, heute in die Sparguthaben der Menschen, morgen in die Renten und die Altersvorsorge. Eine konkrete Prognose zum Ergebnis wollte sich Hesselbarth denn auch nicht entlocken lassen. Da setzt er auf das - hoffentlich positive - Überraschungsmoment. P.O.

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