Preispolitik

Eine Frage der Fairness

Kontoführungsgebühren sind bekanntlich eines der Lieblingsthemen von Verbraucherschützern beim Thema Finanzen. Daran dürfte sich auch in nächster Zeit nichts ändern - zumal das Girokonto in der Breite eher teurer und das Gratiskonto immer seltener werden dürfte. Hatten Verbraucherschützer Kunden, die sich über (aus ihrer Wahrnehmung) zu hohe Kontoentgelte ärgerten, in der Regel geraten, zu einem Anbieter mit Gratiskonto zu wechseln, so wird hier die Auswahl künftig zumindest kleiner werden. Wenn überhaupt, dann bleibt in vielen Fällen allenfalls das reine Online-Konto gratis.

Was aber, wenn der Online-Kunde seine Bankgeschäfte einmal nicht online erledigen kann, etwa weil Computer oder Internetanschluss streiken? Diese Frage hat die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen im August gestellt und dabei Filial- und Direktbanken im Hinblick darauf unter die Lupe genommen, welche Alternative sie ihren Kunden im Notfall bieten und was sie dafür berechnen.

Am besten abgeschnitten haben dabei die drei in den Test einbezogenen Direktbanken ING-Diba und DKB, wobei die DKB nach telefonischer Rücksprache sogar die Einsendung von Papierüberweisungen akzeptierte. Für den Versand des Kontoauszugs berechnen beide lediglich das Porto. Comdirect-Kunden können im Notfall das Telefonbanking nutzen (anders als bei der ING-Diba nicht kostenfrei) und sogar Belege in Commerzbank-Filialen einreichen - allerdings gegen Entgelt.

Die Filialbanken kassieren teils (wenn auch nicht durchweg) kräftig ab, monieren die Verbraucherschützer, und zwar nicht nur bei beleghaften Überweisungen, sondern auch bei der Nutzung des Telefonbankings und der Selbstbedienungsgeräte.

Natürlich scheint das auf den ersten Blick wenig kundenfreundlich. Und doch ist es nur zu verständlich, dass sich die Filialbanken hier oftmals weniger kulant zeigen als ihre filiallosen Wettbewerber. Bei den Direktbanken ist das Gratiskonto (bislang) Standard, den sie sich leisten können, weil sie keine aufwendige Infrastruktur in der Fläche unterhalten. Und der typische Direktbankkunde ist üblicherweise ein Online-Kunde, der gar keinen Wert auf filialbasierte Services legt. Er wird deshalb in der Regel tatsächlich nur im Notfall einen Kontoauszug per Post anfordern oder eine Papierüberweisung einreichen wollen.

Bei den Filialbanken sieht das anders aus. Sie unterhalten Filialen und SB-Infrastruktur, die von den Kunden mit gebührenpflichtigen Kontomodellen (mit)finanziert werden. Viele ihrer Online-Kunden wählen nur deshalb die Online-Variante, weil sie sich die Kontoentgelte sparen wollen. Insofern ist es nur ein Gebot der Fairness gegenüber den anderen Kunden, den Online-Kunden die gleichen Services, für die andere mit ihrer Kontopauschale zahlen (wie die Nutzung der Kontoauszugdrucker oder den Auszugversand beziehungsweise die Annahme beleghafter Überweisungen), nicht kostenfrei oder gegen ein nur symbolisches Entgelt anzubieten.

Die von den Verbraucherschützern beanstandete Praxis dient aber auch dem Selbstschutz seitens der Institute: Wenn Online nämlich nicht ausschließlich Online bedeutet, dann lassen sich Kontoführungsentgelte in der Praxis nur schwer durchsetzen. Red.

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