Blickpunkte

Web 2.0-Banking - In Reinform nur für die Nische

"Banking mit Freunden" lautet das Motto der Fidor Bank AG, München, die sich als "Mitmach-Bank" versteht und auf den Kernelementen des Web 2.0 basiert. Kern des Konzepts: Die Kunden, genannt User, treten miteinander in Kontakt und tauschen Meinungen, Informationen und Erfahrungen aus, um so die Basis für ihre Entscheidungen zu verbessern. Entsprechende Aktivitäten in der "Community" werden von der Bank in einem Bonussystem belohnt. Dass das Portal nicht mit inflationären Kommentaren überschwemmt wird, soll dabei durch Maximalbeträge verhindert werden, die pro Monat gutgeschrieben werden.

Die eigene Produktpalette der Bank ist mit Tages- und Festgeldern sowie Krediten überschaubar: Baufinanzierungen werden ebenso vermittelt wie Versicherungen. Darüber hinaus kooperiert die Bank mit Plattformen wie Smava oder Vergleich 24.de. Geld verdient die Fidor-Bank einstweilen aber wohl primär über ihre Tochtergesellschaft Zieltraffic AG, die sich als Marktführer im Bereich des Internetmarketing für Finanzdienstleister versteht.

Eigene Beratung bietet die Bank nicht an, um den Zielkonflikt zwischen Vertrieb und Kundeninteresse gar nicht erst aufkommen zu lassen. Nach dem Prinzip der Überlegenheit des sogenannten "Schwarm-Wissens" einer Vielzahl von Mitgliedern einer Gemeinschaft soll die Online-Community "Gemeinsam mehr Geld" Rat schaffen mit Anregungen anderer Verbraucher, aber auch von "Geldexperten". Anhand der "User-Anregungen", von Beraterprofilen und -bewertungen soll der Ratsuchende dann entscheiden können, mit wem er eventuell einen Beratungstermin vereinbaren möchte.

Für den Durchschnitts-Bankkunden ist dieses Konzept sicher gewöhnungsbedürftig und nicht jedermanns Sache - allein schon des beträchtlichen Zeitaufwands wegen, der damit verbunden ist. Bis auf weiteres wird die Bank deshalb aus einer Nischenposition wohl nicht herauskommen. Zum Jahresende hatte sie 2 268 Kunden. Bedenkenswert ist das Konzept aber allemal. Auch wenn es in Reinform viele Kunden überfordern wird - ein bisschen mehr Web 2.0 könnte vielen Banken gut tun. Dass man in vielen Häusern die für alle öffentliche Bewertung durch Kunden scheut, ist nur verständlich. Doch der Erfahrungsaustausch über elektronische Medien ist längst in Gang gekommen. Steuern können die Anbieter diesen Prozess nicht. Wo er über eine eigene Plattform läuft, behält man aber wenigstens ein bisschen den Überblick. Red.

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