Blickpunkte

Vertriebskooperationen Tagesgeld an der Kaufland-Kasse

Kooperationen mit Einzelhändlern gehören immer öfter zum Vertriebsrepertoire von Finanzdienstleistern. Postbank, Comdirect, RBS und Asstel verkaufen über Tchibo, die Deutsche Bank kooperiert mit Rossmann, Arag arbeitet mit Penny zusammen, die Hamburg Mannheimer nutzt Kunden- und Mitarbeitermedien der Drogeriekette Schlecker, um ihre Riester-Rente zu bewerben.

Im November 2007 versuchte nun die Volkswagen Bank direct ihr Glück mit der Kaufland-Gruppe. In den rund 700 Filialen von Kaufland, Kaufmarkt und Handelshof wurde für zwei Wochen ein Tagesgeldkonto mit einem Zinssatz von 4,75 Prozent angeboten, der bis zu einem Anlagebetrag von 20 000 Euro gezahlt wird und bis Ende Mai 2008 garantiert ist. Über die Internetseite des Instituts erhalten Neukunden derzeit 4,0 Prozent Zinsen - garantiert bis Ende Februar 2008.

Konkret funktioniert der Vertrieb so: Das Tagesgeldkonto liegt materialisiert als Päckchen an der Kasse des Einkaufsmarktes aus. Der Kunde kann es für fünf Euro erwerben und zuhause die Unterlagen durchsehen. Sagt ihm das Angebot noch immer zu, so setzt er sich telefonisch mit dem Geldinstitut in Verbindung und absolviert anschließend das Postident-Verfahren. Die fünf Euro werden ihm auf dem neu eröffneten Konto gutgeschrieben. Entscheidet er sich doch dagegen, kann er das Paket im Markt wieder zurückgeben und erhält auch sein Geld zurück.

Die Zielsetzung der Bank, während des Aktionszeitraumes 40 000 bis 50 000 derartige Kontoeröffnungen zu generieren, mutet zunächst durchaus ehrgeizig an. Doch das Produkt wird im Kaufland- Prospekt Tip beworben, der über eine Auflage von 17,5 Millionen verfügt, außerdem hängen in den Filialen Plakate, die auf das Tagesgeldkonto hinweisen. Und wenn nur ein Kunde pro Tag und Filiale zugreift, sind schon 50 000 Tagesgeldkonten platziert, so lautet wohl die Kalkulation.

Dass das Tagesgeldkonto als Mitnahmeprodukt - zumindest aus Sicht der Verbraucher - weniger problematisch ist als ein Kredit, steht fest. Dem Kunden ergeben sich keinerlei weitergehende Verpflichtungen, denn das Konto wird gebührenfrei geführt und kann jederzeit wieder aufgelöst werden.

Doch welche seiner Eigenschaften soll beim Verbraucher während eines Einkaufs einen Bedarf auslösen? Nur Kunden, die sich schon vorher gedanklich mit Anlagemöglichkeiten beschäftigt haben und die sowieso planen, Geld zurückzulegen, werden in diesem Moment zugreifen - gelockt durch den hohen Zinssatz. Beim Kredit ist das anders, denn damit kann der Kunde sofort ein Konsumbedürfnis befriedigen.

Und hier wird die Zielsetzung von 40 000 Konten dann wieder fraglich: weder kann der Kunde das Konto besonders bequem eröffnen, noch gibt es - wie bei manchem Mitbewerber - einen Tankgutschein oder ein paar Fondsanteile gratis mit dazu. Red.

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