Blickpunkte

Vermögensverwalter Spannende Zeiten

"Je schlechter die Marktbedingungen sind, umso mehr muss man sich um die Kunden bemühen, denn das ist der beste Zeitpunkt für die Akquise", sagte Michael Schramm, persönlich haftender Gesellschafter des Privatbankhauses Hauck & Aufhäuser, jüngst im Interview mit der Schwesterzeitschrift "Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen".

Dann sind zum einen die Kunden aufgeschlossener für eine umfassende Beratung, zum anderen offenbare manch großer Wettbewerber ungeahnte Schwächen. Hinzu kommt, dass die Zahl der Vermögenden in Deutschland in den kommenden Jahren weiter steigen wird. Es müssten also gute Zeiten für Vermögensverwalter sein. Sind es aber nicht!

Die Branche leidet zum einen unter spürbarer Personalknappheit. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Schritt in die Selbstständigkeit in turbulenten und volatilen Zeiten natürlich sehr gut überlegt sein will. Das regelmäßige Gehalt ist besser planbar als die Abhängigkeit von Erlösen aus der eigenen Beratungsleistung.

Erschwerend kommen die zahlreichen Vorschriften und Regulierungsbemühungen hinzu, die gerade kleine Vermögensverwalter mit administrativen Aufgaben überfordern und aus dem Markt treiben. Zu nennen sind hier beispielsweise die MiFiD, die Vermittlerrichtlinie und, und, und. Und dann ist da noch die anhaltende Diskussion um die Entschädigungseinrich tung der Wertpapierhandelsunternehmen (EdW). Diese soll für den Betrugsfall Phoenix aus dem Jahr 2005 mit 180 bis 200 Millionen Euro zugunsten der geschädigten 30 000 Anleger einspringen, verfügt aber nur über knapp sieben Millionen Euro.

Für die Phoenix-Entschädigungen müssten die EdW-Mitglieder, zu denen neben Vermögensverwaltern auch Börsenmakler und Kapitalanlagegesellschaften zählen, rechnerisch das 50-fache des regulären Jahresbeitrags aufbringen. Da dies unmöglich ist, wird derzeit überlegt, auch alle neugegründeten Vermögensverwalter gezwungenermaßen in die EdW einzahlen zu lassen. Auch das fördert die Selbstständigkeitsbestrebungen in keinster Weise.

Das geht auch an den Dienstleistern für Vermögensverwaltern nicht spurlos vorüber. Hauck & Aufhäuser jedenfalls, eine der führenden Depotbanken, betrachtet den Markt skeptisch, trotz der eigentlich guten Voraussetzungen in einem Wachstumsmarkt. Mitten hinein in diese turbulente Phase startete am 30. April die V-Bank AG, die sich als erste unabhängige Plattform für Finanzintermediäre mit Vollbanklizenz behaupten will. Zielgruppe der V-Bank sind bankenunabhängige Vermögensverwalter sowie institutionelle Kunden wie Banken, Versicherungen und Pensionsfonds. Um die Vermögensverwalter an das Institut zu binden, läuft derzeit eine Kapitalerhöhung um fünf Millionen Euro auf 25 Millionen Euro, die von den Kunde der V-Bank gezeichnet werden wird. Somit sind diese dann direkt an ihrem Dienstleister beteiligt. Dadurch erhoffen sich die Verantwortlichen natürlich nach genossenschaftlichem Vorbild eine Art "Verbundtreue".

Im Jahr 2009, so der Plan, soll die Bank erstmals ein positives Quartal abliefern, ab dem dritten Geschäftsjahr ganzjährig schwarze Zahlen schreiben. Das ist ambitioniert, in einem Markt in dem sich Wettbewerber wie die Deutsche Bank, die UBS, die DAB Bank, Hauck & Aufhäuser und die Augsburger Aktienbank tummeln und in dem die potenzielle Kundenzahl sicherlich nicht zunehmen wird. Im Gegenteil, die Konzentration unter den Vermögensverwaltern wird weitergehen. Red.

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