Blickpunkte

Tagesgeld - Gerangel an der Tabellenspitze

Eigentlich musste es von Anfang an klar sein: Entgegen aller Lippenbekenntnisse würde auch Rabo Direct nach einer Phase der Markteinführung das anfängliche Spitzenangebot von 2,4 Prozent aufs Tagesgeldkonto absenken. Nachdem der Markterfolg überwältigend war, ist das vielleicht schneller erfolgt als zunächst gedacht. Das mag den einen oder anderen Neukunden geärgert haben, mehr noch vermutlich als die Wartezeiten bei der Freischaltung der Konten. Überrascht haben aber wird es nur die wenigsten. So ist das nun einmal bei den Tagesgeldkonditionen, mit denen ausländische Anbieter sich um ein möglichst großes Stück am großen, aber nicht unendlichen Kuchen der Einlagen deutscher Privatkunden bemühen.

Anfang Oktober wurde Rabo Direct in den Rankings deshalb von der Gefa Bank überholt, eroberte kurz darauf nach einer grundsätzlichen Konditionenänderung der Gefa Bank den Spitzenplatz zurück, um ihn wenig später schon wieder an die Bank of Scotland abzugeben. Der Vergleich der Tagesgeld-Konditionen ist also spannender als die Tabellenspitze der Bundesliga.

Bei allem rollierenden Wechsel ist aber eines klar. Die ausländischen Anbieter dominieren weiter das Wettbewerbsgeschehen. Und die Holländer mischen mit Money You (ABN Amro) und Rabo Direct (Rabobank) ganz vorne mit.

Den Verdruss der deutschen Genossenschaftsorganisation, den der BVR schon im Juni in einem Schreiben an die Mitgliedsinstitute zum Ausdruck brachte, über die Aktivitäten der Rabobank wird es deshalb kaum mindern, wenn die Genossen aus dem Tulpenland nicht dauerhaft einsame Spitze bei den Konditionen sind. Dagegen tun kann sie nichts, solange die Holländer nicht (zum Beispiel mit unzulässiger Werbung) gegen deutsches Wettbewerbsrecht verstoßen. Die Zusammenarbeit in der Europäischen Vereinigung der Genossenschaftsbanken EACB wird dadurch vermutlich nicht verbessert.

Das Jammern hilft aber nichts: Wenn nicht die Rabobank den Konditionenwettbewerb anheizt, wird es - wie schon vor deren Markteintritt in Deutschland - ein anderer Wettbewerber tun. Insofern ist es vielleicht ärgerlich, dass einer der derzeit ärgsten Wettbewerber ausgerechnet aus der genossenschaftlichen Familie kommt. An dem grundsätzlichen Problem, dass sich die Volksbanken ebenso wie die Sparkassen überlegen müssen, wie sie ihre Einlagen zumindest halten können, ändert das aber nichts. sb

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