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Privatkundengeschäft - Rabobank: Vom Erfolg überrumpelt

Bei jedem Markteintritt eines weiteren Anbieters in den Wettbewerb um die Tagesgelder in Deutschland kann man sich fragen, ob der Markt wirklich einen weiteren Anbieter braucht beziehungsweise vertragen kann. Bei der Rabobank hat sich diese Frage inzwischen erübrigt. Die Kundennachfrage hat nach Angaben der Bank alle Erwartungen übertroffen, man spricht von Rekordabschlüssen.

Damit ist genau das eingetreten, was man mit einem "sanften" Start bei den Marketingmaßnahmen eigentlich hatte vermeiden wollen: Obwohl das neue Angebot zunächst nur online auf Finanzplattformen beworben wurde und der TV-Spot erst in einem zweiten Schritt folgte, wurde das Team von rund 40 Mitarbeitern von der "immensen Nachfrage", wie es die Bank auf ihrer Homepage schreibt, bei Weitem überfordert.

Knapp zwei Monate nach dem Marktstart sieht sich Rabo Direct deshalb genötigt, bei den Kunden "bezüglich der Erreichbarkeit Abbitte zu leisten: So hoch sei die Nachfrage, dass es bei der kostenfreien Hotline zu "sehr langen Wartezeiten" komme. Auch der Zeitraum für die Kontoeröffnung und Zusendung des "Digipass" für die PIN-Eingabe bei Kontoverfügungen sei angewachsen, sodass es zu Verzögerungen bei der Aktivierung der Kundenaccounts komme. Weitere Mitarbeiter für den Service wurden rasch rekrutiert. Weil diese aber erst eingearbeitet werden müssen, um den Qualitätsmaßstäben der Bank gerecht zu werden, wirkt die Entlastung an der Kundenschnittstelle naturgemäß nicht sofort.

Das mag die Zufriedenheit des einen oder anderen Kunden sicher gleich zum Start beeinträchtigen. Doch zahlt die Bank von dem Tag an Zinsen, ab dem der erste Geldeingang zu verzeichnen ist, auch wenn der Kunde noch keinen Kontozugriff hat. Und da die meisten Neukunden sich vermutlich von der Verzinsung von 2,4 Prozent haben locken lassen, dürfte sich der Unmut vermutlich in Grenzen halten. Gerade solchen Kunden, die immer wieder einmal neue Marktteilnehmer im Tagesgeld-Wettbewerb ausprobieren, dürfte das Phänomen zudem bekannt sein.

Nun wird sich zeigen müssen, wie lange die holländischen Genossen ihr Zinsniveau hoch genug werden halten können, um die angestrebte Kundenbindung erreichen zu können. Denn dass die derzeit 2,4 Prozent aufs Tagesgeld als Einstiegsangebot zu verstehen sind, hat die Bank zum Markteintritt nicht verschwiegen. Das Angebot liegt um 0,5 Prozentpunkte über dem in den Niederlanden. Red.

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