Blickpunkte

Sepa - Kundenerziehung mit der Brechstange

Von der Sepa-Umstellung sind Privatkunden einstweilen nur indirekt betroffen. Theoretisch können sie bei ihrem Zahlungsverkehr noch bis Ende Januar 2016 Bankleitzahl und Kontonummer angeben - aber eben nur theoretisch. Denn auf Rechnungen werden kaum noch Kontonummer und Bankleitzahl des Rechnungsstellers angegeben. Und das zwingt auch die Verbraucher, schon heute die neuen Formate zu nutzen.

An sich ist das weitgehend unproblematisch - wenn die Kunden entsprechend informiert sind. Doch eben daran scheint es noch zu hapern. Insbesondere ältere Kunden sind von den neuen Überweisungsformularen vielfach überfordert und brauchen Hilfe beim Ausfüllen. Doch es gibt auch ganz andere Tücken. Die meisten Kreditinstitute haben ihre privaten Kunden nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch über Sepa informiert und ihnen in der einen oder anderen Form IBAN und BIC zukommen lassen. Doch nicht immer sind die Kunden auch tatsächlich darüber informiert, wo sie die neuen Angaben finden.

Für Kunden, die das Online-Banking oder Banking-Terminals in der Filiale nutzen, ist das noch vergleichsweise unproblematisch. Hier wird der BIC automatisch vom System ergänzt, und auch für die Kontonummer steht ein Konvertierungsservice zur Verfügung. Wer es sich aber einfach machen und vorausgefüllte Überweisungsträger nutzen will, vielleicht auch gar keinen Internetzugang hat, für den wird es oftmals schwierig.

Denn auf dem Kontoauszug sind IBAN und BIC häufig nicht an ähnlich prominenter Stelle zu finden wie die Kontonummer. Und auf die Idee, die Angaben auf der Rückseite der Bankkarte zu suchen - eingekeilt zwischen Magnetstreifen und Unterschriftsfeld und teilweise noch gemeinsam mit der Kartennummer in einer Zeile - kommt sicher auch nicht jeder. Diese ungünstige Platzierung in Miniaturschriftgröße ist zwar technisch bedingt und liegt somit nicht in der Verantwortung der Institute. Etwas mehr Kommunikation hinsichtlich der "Fundstellen" für die neuen Nummern wäre aber sicher hilfreich gewesen.

Für diese Kommunikationslücke gibt es zweierlei Erklärung: Zum einen hatte die Kommunikation gegenüber Unternehmen und Vereinen, für die der Stichtag 1. Februar 2014 galt, für viele Institute aus Dringlichkeitsgründen schlicht Vorrang gegenüber den Privatkunden. Es ist aber auch gut möglich, dass mitunter System dahinter steckt. Denn wo es mühsam wird, den beleghaften Zahlungsverkehr zu nutzen, weil man etwa IBAN und BIC erst bei der Bank erfragen muss, da gewinnt das Online-Banking, bei dem die Konvertierung automatisch erfolgt, an Attraktivität. So wird Sepa zu einer Methode der Kundenerziehung, um auch Online-Banking-Muffeln den teuren beleghaften Zahlungsverkehr zu verleiden.

Diesen Effekt hätte man freilich auch mit einer besseren Sepa-Kommunikation bei den Privatkunden erreichen können - mit einem Hinweis auf höhere Bequemlichkeit bei Nutzung des Online-Banking. In Sachen Kundenzufriedenheit wäre das sicher der bessere Weg gewesen. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X