Blickpunkte

Sepa - Jetzt kommt die Kür

Auch zum 1. August 2014, dem ultimativen Stichtag für die Sepa-Umstellung, wird es vermutlich noch einige Unternehmen oder Vereine geben, die nicht Sepafähig sind. Grundsätzlich ist das Thema aber formal erledigt. Das hat auch die Anfang Juni vorgestellte Blitzumfrage unter deutschen Mittelständlern im Auftrag der Commerzbank einmal mehr bestätigt.

Abgehakt ist das Thema Sepa damit aber noch lange nicht. Das meint zumindest Frank-Oliver Wolf, Global Head Cash Management & International Business der Commerzbank. Bisher haben nämlich die Unternehmen die Umstellung größtenteils als Pflichtübung betrachtet und entsprechend lustlos umgesetzt. Insbesondere für Unternehmen ohne professionelle Finanzabteilung war Sepa vielfach eine Zusatzaufgabe, die nebenbei erledigt werden musste. Die damit verbundenen Chancen wurden vermutlich deshalb mehrheitlich nicht erkannt.

So geben 69 Prozent der befragten Unternehmen an, für ihr Haus keine Vorteile durch die neuen Zahlungsformate zu erkennen - das sind sogar noch einmal zwei Prozentpunkte mehr als in der vorigen Umfrage. Dieses Ergebnis ist umso bemerkenswerter, als in der Fragestellung bereits mögliche Vorteile genannt wurden, was üblicherweise die Zustimmungsquote eher erhöht.

Dass die Mittelständler keine Vorteile sehen, die sich aus Sepa ergeben, liegt auch nicht daran, dass bestimmte Anforderungen unerfüllt bleiben. Denn nur ein kleiner Teil der Befragten nennt solche offen gebliebenen Wünsche wie beispielsweise das E-Mandat für die Lastschrift im Internet (sieben Prozent). 56 Prozent der Antworten sind der Antwortkategorie "weiß nicht/ keine Angabe" zuzuordnen, was schon ein sehr ungewöhnliches Ergebnis ist. Daraus lässt sich ableiten, dass die Chancen von Sepa unentdeckt sind beziehungsweise Sepa vom Mittelstand noch nicht verstanden ist, so Wolf.

Das ist vielleicht gar nicht einmal so überraschend: Denn was unter Zeitdruck bis zu einem gewissen Termin erledigt werden muss, das genießt im Unternehmen nun einmal einen anderen Stellenwert als eigeninitiierte Projekte. Und wo solche Dinge nebenbei erledigt werden müssen, da bleibt vielleicht auch gar keine Zeit, mehr als das unbedingt Notwendige zu tun. So aber können sich die Vorteile auch nur sehr bedingt erschließen.

Wolf bezeichnet Sepa deshalb als "Zwei-Phasen-Modell": erst die Pflicht, dann die Kür. Heißt: Unternehmen müssen erst Sepa-ready sein, um die Optimierung in Angriff nehmen und (ohne den bisherigen Zeitdruck) die damit verbundenen Vorteile für sich erschließen zu können. Insofern wird Sepa die Branche wohl noch eine ganze Weile beschäftigen.

Die Commerzbank setzt bei dieser Kür auf ein "5-Punkte-Programm". Damit werden Mittelständler in der Beratung ganz gezielt auf die Möglichkeiten zur Optimierung ihres Cash-Managements im In- und Ausland angesprochen, um auf diesem Weg Aufwand zu reduzieren, ihre Liquidität zu verbessern, Zinsen zu optimieren, Grenzen zu überwinden (etwa durch unternehmensweites Cash-Pooling) und Transparenz zu schaffen. Nicht alle Maßnahmen, die dem Kunden unter diesem Rahmen vorgeschlagen werden, generieren für die Bank auch Erträge. Der Kundenbindung zuträglich ist eine solche Beratung aber gerade dann allemal. Red.

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