Blickpunkte

Privatkundengeschäft Sparda West: Teilweise ein Krisengewinnler

Bis zu einem gewissen Punkt sind die Genossenschaftsbanken in Deutschland Gewinner der Finanzmarktkrise, meint Berthold Reinartz, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank West. Für sein Haus gilt das zumindest im Hinblick auf die Mitglieder- und Kundenzahlen - wenngleich Reinartz die hier zu verzeichnenden Erfolge nur teilweise auf die Verunsicherung der Verbraucher und den Imageverlust von Wettbewerbern zurückführen mag.

16 353 Mitglieder und 31 837 Kunden hat die Sparda-Bank West 2008 netto hinzugewonnen. Das entspricht einer Steigerungsrate von 4,3 Prozent bei Mitgliedern beziehungsweise 6,2 Prozent bei Kunden. Mit 369 022 Mitgliedern zum Jahresende sind die Düsseldorfer die drittgrößte Sparda-Bank und Nummer sechs unter den Genossenschaftsbanken insgesamt.

Sehr zufrieden sind die Düsseldorfer auch mit dem Einlagengeschäft, das mit einem Plus um 5,6 Prozent auf 6,28 Milliarden Euro das zweitbeste seit der Fusion der Vorgängerinstitute vor sieben Jahren zur heutigen Sparda-Bank West ist. Hier habe man erfolgreich gegen aggressive Konditionen der Wettbewerber bestehen können - mit dem Pluspunkt, dass Sparda-Kunden erfahrungsgemäß treu sind. Mehrfachbankverbindungen seien nicht so ausgeprägt. Und die Cross-Selling-Quote ist mit 7,9 Produkten im Marktvergleich sicher gut - selbst wenn man berücksichtigt, dass es hier unterschiedliche Zählweisen gibt.

Diese Erfolge hatten freilich auch ihren Preis: Kunden- und Einlagenzustrom waren im harten Wettbewerbsumfeld nur mit höheren Marketingausgaben zu erreichen, durch die Einsparungen bei Verwaltungsaufwand und Personal wieder aufgezehrt wurden. Eine Cost Income Ratio von 71,2 Prozent mache deutlich, dass die Sparda-Bank West unter der Margenerosion sowie der flachen Zinsstrukturkurve doch gelitten hat.

Dass man sich ganz als Krisengewinnler fühlt, verhindert auch die Entwicklung im Kredit- und Einlagengeschäft, die im negativen Sinn von der Finanzkrise geprägt wurde.

Im Investmentgeschäft konnte man sich dem allgemeinen Trend nicht entziehen. Die Absatzerwartungen wurden nicht erfüllt.

Und im Kreditgeschäft konnte man zwar bei Konsumentenkrediten ordentlich zulegen (plus 5,6 Prozent). Angesichts des geringen Anteils dieses Geschäftsfelds am gesamten Kreditvolumen (4,7 Prozent) fiel dies aber kaum ins Gewicht. Das für die Sparda-Banken so wichtige Neugeschäft mit Baufinanzierungen dagegen litt unter der Spekulation, die Immobilienpreise könnten auch hierzulande im Zuge der Krise fallen. Angesichts einer um 8,7 Prozent gesunkenen Zahl der Baugenehmigungen im Geschäftsgebiet muss eine Ausweitung des Kreditgeschäfts um 1,1 Prozent auf 3,11 Milliarden Euro wohl schon als Erfolg gewertet werden.

Beim Konsumentenkredit wollen sich die Düsseldorfer im laufenden Jahr übrigens dem Online-Wettbewerb stellen: Bislang nur für Bestandskunden im Internet abschließbar, soll er nun auch Nichtkunden online angeboten werden. sb

Noch keine Bewertungen vorhanden


X