Blickpunkte

Privatkundengeschäft Sparda Hessen: SoFFin nicht missbrauchen

Peer Steinbrück hat bei Jürgen Weber, dem Vorstandsvorsitzenden der Sparda-Bank Hessen, einen Stein im Brett. Denn auf dem Höhepunkt der Vertrauenskrise des Kreditgewerbes nach der Lehman-Pleite war er einer der wenigen, die in der öffentlichen Diskussion um die Sicherheit von Bankeinlagen nicht nur von "Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken" als Hort der Sicherheit sprachen, sondern die "Genossenschaftsbanken" als Ganzes nannten. Dass die Sparda-Banken durch diese Konzentration auf die VR-Banken in der Sicherheitsdiskussion immer ein bisschen zu kurz gekommen sind, wurmt Jürgen Weber. Allerdings räumt er ein, dass die Penetration des Begriffs Genossenschaftsbanken in der Öffentlichkeit nicht sonderlich hoch ist.

Auch ohne die besondere Nennung hat die Sparda-Bank Hessen vom emsigen Zustrom verunsicherter Kunden zu den Verbundinstituten ordentlich profitieren können. Rund eine Million Euro netto an Anlagenzuflüssen hat die Bank im Oktober pro Arbeitstag verzeichnet, bis die Maßnahmen der Bundesregierung wieder für Beruhigung sorgten. Insgesamt hat das Institut 2008 rund 18 000 bis 19 000 neue Kunden gewonnen, davon 17 000 Mitglieder. Und dies ist kein bloßes Strohfeuer gewesen. Der Zustrom hält weiterhin an, berichtet Vertriebsvorstand Thomas Werner.

Aber: "Kaupthing ist 2009 schon wieder vergessen", meint Jürgen Weber mit Blick auf die Wettbewerbssituation. Beim gebührenfreien Girokonto, dem wichtigsten Zugpferd aller Sparda-Banken, spürt man seit knapp zwei Jahren den Wettbewerbsdruck vor allem seitens der Großbanken. Und beim Tagesgeld wundert man sich über Angebote weit jenseits dessen, was der Markt hergebe. Wenn solche Konditionen von Wettbewerbern (oder deren Tochtergesellschaften) geboten werden, die auf staatliche Garantien zurückgreifen, empfindet Weber dies als Missbrauch des SoFFin. Schließlich sei der staatliche Rettungsschirm nicht dazu da, um angeschlagenen Häusern am Markt Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Sich beim Kunden zu Zinsen weit über Marktniveau Liquidität zu verschaffen, die man bei der EZB weitaus günstiger erhalten könne, spreche nicht eben für ein seriöses Geschäftsmodell.

Liquiditätsprobleme hat die Sparda-Bank Hessen nicht. Die "Kriegskasse" für kritische Situationen habe 2008 nicht angegriffen werden müssen. Und die 2,3 Millionen Euro, die man bei 70 verschiedenen Instituten investiert hatte, habe man einschließlich Zinsen zu 100 Prozent zurückerhalten. Man gehöre deshalb zu denjenigen Instituten, die Geld haben und nach guten Investitionsmöglichkeiten suchen. Im vierten Quartal 2008 hatte man den Eigenhandel so gut wie eingestellt und nur noch in Staatstitel investiert. Weil der "Blutkreislauf" innerhalb der Branche aber wieder in Schwung kommen müsse, wendet man sich nun auch wieder dem Markt zu - setzt dabei aber zunächst nur auf staatlich garantierte Anleihen. sb

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